London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out
glaube, wir verstehen uns.«
»Wir treffen uns später«, sagte Belsey.
»Wird Mr Devereux auch anwesend sein?«
»Das hoffe ich.«
»Und er wird mir mitteilen, worum es geht?«
»Exakt.«
»Wo treffen wir uns?«
»Im Ritz, in der Rivoli-Bar«, sagte Belsey. Die Rivoli-Bar war ein Mischmasch aus Art-déco-Glas und Blattgold. Bel sey liebte sie. Unzählige Male hatte er dort einen Barhocker platt gesessen und darüber nachgedacht, ob er sich noch einen Drink leisten könnte. Er hatte schon immer gehofft, dort mal ein Geschäft abwickeln zu können.
»Einverstanden«, sagte Kovar. »Ich habe zwar eine Verabredung zum Abendessen, aber die kann ich absagen.«
»Gehen Sie ruhig zu Ihrem Essen. Wir werden erst gegen Mitternacht da sein.«
»Perfekt.«
Belsey legte auf. Jetzt ging es ans Eingemachte. Er rief Ajay Khan an.
»Wie hieß noch mal der Typ, der die Leute auf Devereux und das Projekt Boudica heißgemacht hat?«
»Emmanuel Gilman.«
»Kann ich mit dem sprechen? Ich muss wissen, worum es bei dieser Sache genau ging.«
»Okay.« Khan zögerte. »Emmanuel ist untergetaucht.«
»Ich muss unbedingt mit dem Burschen reden. Kannst du das arrangieren?«
»Klar. Ich werde ihm sagen, dass du Drogenhändler bist.«
»Und Polizist?«
»Genau.«
»Wo finde ich ihn?«
Er gab Belsey eine Adresse in den Docklands, ein Apartmenthaus am Canada Water.
»Und, redet der auch?«, fragte Belsey.
»Kein Problem, er ist der redselige Typ. Aber geh sanft mit ihm um, Nick. Sei vorsichtig.«
»Was soll das jetzt wieder heißen?«
»Das heißt, ich weiß nicht, was dich da erwartet.«
40
Das letzte Mal war Belsey um fünf Uhr morgens auf dem Heimweg von einer großen, teuren Party in den Docklands gewesen. Damals waren sie ihm eindrucksvoller erschienen, die kalte Raffinesse hatte seiner seelischen Verfassung entspro chen. Als er jetzt durch die abendliche Stille von Canada Water fuhr, war die Kälte zwar noch da, aber nichts mehr von dem Glamour. Überreste der kommerziellen Docks hatten überlebt, aber der Großteil dieser Welt war zerstört. Mehr als ein halbes Jahrhundert später hatte man das Gefühl, als sei die Gegend immer noch verwüstet vom German Blitz, leer und wie betäubt. Das Licht von Straßenlaternen spiegelte sich in eingekerkerten Flusskarrees. Vom gegenüberliegenden Wapping starrten die in Apartmentblocks umgewandelten Lagerhäuser herüber. Endlos erstreckten sich die Tempeltürme am mysteriösen Luxus des Wassers. Belsey fragte sich, was ihn erwartete.
Der pompöseste inmitten einer Traube protziger Türme war der, in dem Gilman wohnte. Er hieß Sand Wharf. Einen eisernen Flaschenzug hatte man erhalten: Rot lackiert hing er über der Einfahrt in die Tiefgarage. Belsey ließ den Peugeot auf der Straße stehen. Ein Concierge winkte ihn durch zu den Aufzügen, die innen vollkommen verspiegelt waren. Belsey ließ sich in den zehnten Stock bringen und klopfte. Vier Schlösser wurden entriegelt. Es klang wie ein Handschlag. Schließlich öffnete Gilman auf Kettenlänge die Tür und schaute ausdruckslos durch den Spalt.
»Ich bin ein Freund von Ajay Khan. Ich glaube, er hat Ihnen gesagt, dass ich vorbeikomme. Wir können uns, glaube ich, gegenseitig behilflich sein.«
Die Synapsen verschalteten sich. Ein wildes Lächeln erhellte das Gesicht des Fondsmanagers. Die Tür schloss sich und schwang dann auf.
»Nick, richtig? Gott sei Dank. Kommen Sie rein.« Gilman trug eine Laufweste, Shorts und Turnschuhe. Er war auf jene alterslose Art attraktiv, wie es bei blonden Menschen manchmal der Fall ist, die aber mit dem Material, aus dem sie gemacht sind, nicht besonders vorsichtig umgehen. Er hatte ein Handtuch um die Schultern und schwitzte stark. Er führte Belsey ins Wohnzimmer, wo in der Mitte eine Rudermaschine auf den nackten Holzdielen stand. Belsey erschrak, als er eine Kalaschnikow auf dem schwarzen Ledersofa sah. Die Jalousien waren heruntergelassen, der Geruch von Deodorant hing in der Luft. Von einem Haufen vollgekritzelter A4-Seiten auf einem Beistelltisch aus Glas waren ein paar Blätter auf den Boden gerutscht.
»Herzlich willkommen«, sagte Gilman. Er ließ sich auf das Sofa fallen, nahm die Kalaschnikow und legte sie sich in den Schoß. »Kein Grund, nervös zu werden.«
»Tja, dass ich ein klein wenig beunruhigt bin, werden Sie mir doch zugestehen?«
Gilman lachte. Belsey sah ihm fest in die Augen. Starr und bleich. Er sah aus wie jemand, der seine Tagesration Benzodiazepin noch nicht
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