London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out
Pierce Buckingham heißt, wollte für einen Anteil das Geld auftreiben. Das habe ich zumindest gehört. Das ist die ganze Geschichte. Er wollte die richtigen Leute zusammenbringen.«
»Wer ist das?«
»Pierce? Ein Mittelsmann, ein schmieriger Schnösel. Er arrangiert Hochzeiten. Normalerweise findet man ihn im Les Ambassadeurs in Mayfair. Da macht er einen auf Playboy, hält sich für unantastbar. Ich war mal auf einer Party in seinem Haus. Er hatte Pornostars eingeladen und einen Schlangenbeschwörer engagiert. Vor ein paar Jahren hat er sich als Finanzberater etabliert, speziell für betuchte Privatkunden, die auch eine Scheibe vom London-Kuchen abhaben wollten.«
»Wofür, glauben Sie, sollte Pierce Buckingham das Geld auftreiben?«
»Keine Ahnung. Es war von einer französischen Firma die Rede, die da einsteigen wollte. Wenn Pierce den Einsatz nicht auftreiben könnte, sollte die ganze Sache nach Frankreich gehen. Also hat er Dampf gemacht. Er hat sich an seine alten Freunde vom Hong Kong Gaming Consortium gewandt. Die könnten fünf Milliarden in den Sand setzen und würden gar nicht merken, dass die Kohle weg ist.«
»Angenommen, ich müsste jemandem Einzelheiten über Devereux’ Projekt liefern, was könnte ich dem sagen?«
»Weiß ich nicht. In der Hinsicht war Pierce extrem zugeknöpft.«
»Warum?«
»Besondere Empfindlichkeiten hier vor Ort.«
»Was heißt das?«
»Die Menschen. Vernünftige Menschen, arme Menschen. Ich weiß es nicht.«
»Hat er das Geld zusammenbekommen?«
»Ja, das Geld war da. Das Hong Kong Gaming Consortium hat zugeschlagen, Geld ohne Ende. Das Konsortium wurde letztes Jahr von Prinz Faisal Bin Abdul Aziz aufgekauft. Er leitet die Saud International Holdings, den größten Investmentfonds der saudischen Regierung. Seiner Frau hat er zum Geburtstag zwei Kampfjets geschenkt, und mit dem Wechselgeld hat er sich das teuerste Anwesen von Riad hingestellt. Als der Prinz in den Glücksspielmarkt einsteigen wollte, hat Buckingham für ihn den Kauf des Dream City Casinos auf Macao ausgehandelt. Unfassbar. Dann hat er die Übernahme einer italienischen Glücksspielgruppe namens Gioco Digitale eingefädelt. Aber das war erst das Sprungbrett. Jeder wusste das. Damit hatte er seinen Fuß in der Tür zum europäischen Markt. Sie hatten London im Visier. Prinz Faisal hält London für den Nabel der Welt. Und er hält Pierce Buckingham für ideal, weil er blaue Augen hat und hinterhältig ist.«
»Und Sie haben keine Ahnung, was er und Devereux vorhatten?«
»Nicht die geringste. Ich dachte, es hat was mit Immobilien oder Sport oder ein bisschen von beidem zu tun.«
»Warum gehen Sie nicht ans Telefon?«
Gilman stöhnte und streckte sich. »Wie viel können Sie mir besorgen?«
»Kommt drauf an. Wie wär’s, wenn Sie mir Buckinghams Adresse verraten?«
»Nichts leichter als das.« Gilman setzte sich auf und kritzelte etwas auf die Rückseite eines Immobilienmagazins. Er riss sie ab und gab sie Belsey. Queen’s Gate Mews 4, eine Straße im Postbezirk SW7. Belsey steckte die Adresse ein und ging ein letztes Mal zum Fenster.
»Wie viel wollen Sie?«, fragte Belsey.
»Alles, was Sie kriegen können.« Er trommelte mit den Fingern auf die Dose.
»Geben Sie mir eine Stunde. Mal sehen, was ich tun kann.« Belsey schaute sich noch einmal in der Wohnung um und ging dann. Er drückte auf den Liftknopf. Etwas sagte: Verschwinde aus London. Es sagte: Schau in den Spiegel, du kannst darin verschwinden. Vielleicht konnte er Jockey werden. Er versuchte sich vorzustellen, wie das wäre, wenn er in der Wüste auf einem Pferd durch die Nacht jagte.
Gilmans Tür ging auf. Er beugte sich in den Gang, schaute nach links und rechts und rief dann:
»Dieses Projekt Boudica, Nick, was ist das jetzt?«
»Keine Ahnung«, sagte Belsey, ohne sich umzudrehen.
»Wenn Sie es rausfinden, sagen Sie mir Bescheid?«
»Natürlich.«
»Wenn’s losgeht, okay? Und wenn’s geklappt hat, okay?«
Der Lift kam. Die Türen glitten auf, und Belsey ging hinein.
41
Belsey schaffte es in vierzig Minuten nach Kensington. Pierce Buckingham hatte eine Junggesellenbude in einer kleinen, sehr teuren Straße in der Nähe der Kensington Park Gardens. In dem kleinen Haus Nummer vier brannte Licht. Die Fens ter waren beschlagen. Jemand musste gerade geduscht ha ben. Belsey klopfte an die Haustür, aber niemand machte auf. Durch die Fenster konnte er nicht hineinsehen. Als er gegen die Tür drückte, schwang sie auf. Dampf
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