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London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

Titel: London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Harris
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eingeworfen hatte.
    »Das ist ein Stück Geschichte.« Gilman strich mit seinen langen, schmalen Fingern über den Lauf. »Haben Sie mal mit so einer geschossen?«
    »Seit Leningrad nicht mehr. Darf ich mal?«
    Gilman gab ihm das Gewehr.
    »Die hat in der Roten Armee gedient, hat den Afghanistankrieg mitgemacht und den Aufstand der Taliban. Das ist eine Geschichtsstunde in Stahl.«
    »Wo haben Sie die her?«
    »Kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Belsey versuchte, sich die Lieferkette der Waffe vorzustellen. Vielleicht hatte er sie über Kokaindealer bekommen, der neben den Geldwäschern wichtigsten Verbindung der City zur Unterwelt. Oder ein paar findige Männer machten ein Bombengeschäft daraus, AK-47-Sturmgewehre an desillu sionierte Fondsmanager zu verkaufen – wie die Koreaner, die mit Kisten voller Regenschirme anrückten, wenn das Wetter schlechter wurde.
    »Ein herrliches Stück«, sagte Belsey.
    Er entfernte das Magazin, nahm den Sicherungshebel ab, zog den Bolzen zurück und warf die noch verbliebene Patrone aus. Er legte Magazin und Patrone auf den Tisch und gab Gilman die entladene Waffe zurück.
    »Ich halte mich nie mit einem Banker und einem geladenen Sturmgewehr im selben Raum auf. Ist eins meiner wenigen Prinzipien.«
    Gilman verzog das Gesicht. »Ich bin kein Banker.«
    »Aber fast.«
    Belsey zog sich einen Sitzsack heran und setzte sich. Er sah, dass neben dem Sofa eine Dose Maximuscle-Proteinpul ver und mehrere Blisterpackungen Tabletten lagen. Der Raum verströmte den süßlichen Geruch einer Krankenstation.
    »Sie sind also Detective«, sagte Gilman.
    »Richtig. Ich hab gehört, Sie haben Ihren Job verloren.«
    Gilman lachte. »Ich war der Job. Ich hab mich verkalkuliert.«
    »Sie haben alles zu Geld gemacht.«
    »Das Spiel war aus. Alles Heilige wurde entweiht, alles Ständische und Stehende verdampfte.«
    Er zielte mit der leeren Waffe auf die gläserne Dachterrassentür.
    »Oder floss in neue Investitionen«, sagte Belsey.
    »Was meinen Sie?«
    Gilmans Handy klingelte. Er schaute auf das Display und schaltete es aus.
    »Ich frage mich, wohin das alles verschwunden ist.«
    »Wohin was verschwunden ist?«
    »Das, was Ihnen geblieben ist. Das Bargeld, das Sie noch rausgeschlagen haben.«
    »Das frage ich mich auch.« Gilman nahm das Handy wieder in die Hand und rieb mit dem Daumen über das Display, als müsste dort jeden Augenblick die Botschaft erscheinen, auf die er wartete. »Wissen Sie, was ein Potlatch ist?«
    »Nein, keine Ahnung.«
    »Das ist ein Ritual, das es überall auf der Welt gibt, aber vor allem bei den Indianern in Nordamerika. Feindliche Stämme veranstalten Feste, bei denen sie versuchen, sich gegenseitig zu beeindrucken, indem sie die verschwenderischsten Geschenke zerstören, die sie sich leisten können. Das ist Ausdruck ihrer Ehre. Das Geschenk kann alles Mögliche sein: Tierfelle, oder dass sie ihr eigenes Dorf niederbrennen oder all ihre Sklaven töten. Das ist das Geschenk.«
    »Interessant.«
    »Ernsthaft.«
    »Es war nicht alles Bargeld, richtig?«, sagte Belsey. »Ein Teil wurde reinvestiert.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Alexei Devereux.«
    Gilman stand auf und ging mit der Kalaschnikow ins Zimmer nebenan. Belsey hörte, wie das Schloss eines Metallschrankes einrastete. Belsey hob eine der beschriebenen Seiten vom Boden auf, konnte aber kein Wort entziffern. Unter dem Papierhaufen lag eine rote Hardcoverausgabe von Plu tarchs Alexander-Biografie. Er legte die Blätter wieder auf den Boden. Gilman kam ohne die Waffe zurück und setzte sich.
    »Was geht hier vor?«, fragte Belsey.
    Gilman blätterte ein paar eselsohrige Seiten aus dem Papierhaufen durch. Plötzlich schien er vergessen zu haben, wonach er suchte, und starrte das Durcheinander an.
    »Ich schreibe gerade ein Buch«, sagte er. »Die Geschichte von Krieg und Rausch.« Er schaute auf, als erwartete er, dass Belsey zu lachen anfing. Als er sah, dass Belsey nicht lachte, fuhr er fort. »Meine These ist, dass man die Geschichte des Krieges nicht verstehen kann, wenn man nichts über Drogen weiß. Und zwar nicht nur die Kriege der jüngsten Vergangenheit. Alexander der Große und seine Soldaten waren tagtäglich betrunken. Das waren Schnapsnasen. Die haben die ganze damals bekannte Welt erobert und haben es wahrscheinlich gar nicht mitbekommen. Die Azteken haben in den Tagen vor der Schlacht Pulque getrunken – das ist ein aus der Kaktuspflanze gewonnenes Bier. Die Skythen, die barbarischsten Scheißkerle der

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