London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out
Komisch, dachte Belsey, das ergab keinen Sinn. Er verbreiterte das Loch. Immer noch Haare. Er zog die Handschuhe aus und befühlte die Haare. Sie waren hart. Er grub weiter und legte einen Schwanz frei. Schließlich konnte er den Körper herausziehen. Es war ein Dalmatiner-Pointer-Mischling.
Belsey starrte den Hund an. Dann wuchtete er ihn mithilfe des Spatens in den Sack und trug ihn in die Küche. Er legte ihn auf die Frühstückstheke und schaltete die Deckenlampe ein. Der Hund war ein Rüde. Die Augen waren trüb. Man hatte ihm die Kehle durchgeschnitten.
Belsey rief Isha Sharvani an.
»Sehr witzig, Nick«, sagte sie.
»Was?«
»Die beiden Blutproben. Du wolltest wissen, ob sie übereinstimmen.«
»Eine ist Hundeblut.«
»Genau. Nick, ich habe wirklich Wichtigeres zu tun, als …«
»Welche ist das Hundeblut?«
»Die aus dem Schutzraum. Die andere, die von den Teppichfasern, ist menschliches Blut. Die Probe aus dem Schutzraum enthält die Antigene eines Hundes. Hast du das gewusst?«
»Bis jetzt nicht.«
»Es besteht kein Zweifel.«
Belsey trug den Hund zurück in den Garten und grub ihn wieder ein. Dann ging er in den Schutzraum im ersten Stock. Lange betrachtete er das getrocknete Blut. Er hatte einmal mehr das Gefühl, dass die logischen Gesetze der Welt ins Rutschen gerieten. Es konnte jede Menge Gründe geben, warum jemand Alexei Devereux umbringen wollte, aber er begriff nicht, warum sich dieser Jemand derart viel Mühe machte, seinen Tod als Selbstmord zu inszenieren. Das war nicht der Modus Operandi für Rachemorde. Vielleicht ein Verbrechen aus Leidenschaft, aber kein Auftragsmord. Er setzte sich an das Bedienungspult der Videoüberwachungsanlage.
Belsey überprüfte die Anlage noch einmal, für den Fall, dass er irgendwelche früher gemachten Aufnahmen übersehen hatte. Er fand keine, die aus der Zeit stammten, bevor er sich in dem Haus eingenistet hatte. Dann schaute er sich die Aufnahmen der vergangenen Nacht an.
Auf den beiden viergeteilten Monitoren waren Aufnahmen von je vier Kameras zu sehen. Eine Kamera deckte den vorderen Teil des Grundstücks ab, eine die Eingangshalle, zwei den Flur im ersten Stock, jeweils eine das Arbeits- und Wohnzimmer, zwei den Garten. Er sah sich selbst schlafend auf dem Wohnzimmerboden. Er hatte sich noch nie zuvor im Schlaf gesehen. Einmal hatten sie eine Razzia in einem Haus durchgeführt und dabei Bilder von schlafenden Menschen gefunden. Sie hatten drei Festplatten mit Tausenden von Bildern auf illegale Aktivitäten überprüfen müssen. Belsey ließ die Bänder durchlaufen. Er dachte daran, sich in dem Schutzraum einzuschließen und bei Mineralwasser und Dosenfutter durchzuhalten, bis er etwas fand. Dann sah er etwas auf dem linken Monitor.
Die Uhr auf dem Bildschirm zeigte 0 4 Uh r 32 an. Belsey lag auf dem Sofa, ein Arm über dem Gesicht. Ein Mann betrat den Raum.
Belsey drückte auf STOP und spulte zurück. Die Gestalt betrat das Wohnzimmer von der Eingangshalle aus, ging zum Sofa und warf einen Schatten auf Belseys Brust und Arm. Die Gestalt hatte kein Gesicht. Etwas verbarg ihre Züge. Dann verließ sie das Zimmer wieder.
Belsey spürte förmlich, wie ihm der Schatten übers Gesicht strich. Ein tief sitzender, abergläubischer Instinkt trieb ihn dazu, jedes Zimmer des Hauses, jedes Fenster und jede Tür zu kontrollieren. Dann kehrte er in den Schutzraum zurück und versuchte zu verstehen, was er da sah.
Die Kamera in der Eingangshalle zeigte, wie der Eindringling durch die Vordertür das Haus betrat. Er ging auf direktem Weg zur Alarmanlage und gab den Code ein. Er trug eine Latexmaske. Dann durchquerte er das Wohnzimmer. Er kannte das Haus. Belseys Blick konzentrierte sich auf den Hals der Gestalt, als könnte er dort die verräterischen Narben eines Geistes entdecken. Devereux kehrt zurück in sein vergangenes Leben, berührt die Oberflächen, die Möbel, sucht nach irgendetwas, was ihm die Flucht aus dem Limbus ermöglichte.
Dann sah die Gestalt Belsey.
Sie erstarrte. Sie ging sehr langsam auf das Sofa zu, schau te sich den Schlafenden an und ging weiter ins Arbeits zimmer.
Der Schatten stand ziemlich lange aufrecht im Arbeitszimmer, bückte sich dann nach unten und verschwand aus dem Blickfeld. Die Gestalt musste über den Boden gekrochen sein, denn kurz danach tauchte sie neben dem Schreibtisch wieder auf. Die Uhr zeigte 04:40. Der Schatten durchsuchte den Papierkorb und den Kamin. Das unter der Latexmaske verborgene Gesicht war jetzt
Weitere Kostenlose Bücher