London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out
du?«
»Wachsende Bedenken, mit dir in einem Wagen zu sitzen.« Charlotte legte den Sicherheitsgurt an.
»Ich bin der Einzige, der dir in dieser Sache geholfen hat. Schon vergessen?«
»Richtig. Aber warum hast du mir geholfen?«
»Weil du großartig im Bett bist. Also, was hast du her ausgefunden?« Er bog schleudernd in die Fitzjohn’s Avenue ein und schlängelte sich dann durch den Verkehr von Swiss Cottage.
»Ich habe diesen Pierce Buckingham mal genauer unter die Lupe genommen. Ein Arschloch erster Güte mit einer langen, finsteren Geschichte. Zuletzt hat er versucht, saudische Gelder aus dem Hong Kong Gaming Consortium loszueisen. Das Konsortium hat PS Security angeheuert. Das hat mir ein Chief Inspector gesteckt, der den Mord an Buckingham untersucht. Buckingham glaubte, er habe ein Geschäft mit der Corporation of London unter Dach und Fach, was die aber bestreitet. Zwischenzeitlich hat ein verärgerter Investor eine Korrespondenz zwischen Buckingham und Alexei Devereux durchsickern lassen, in der sich die beiden über ein Gesetz austauschten, das sie das Gesetz von 1871 nannten.«
»Was ist das?«
»Soweit ich weiß, sind 1871 nur zwei Gesetze von Bedeutung erlassen worden. Eins war ein amerikanisches Bürgerrechtsgesetz, das andere ein viktorianisches Gesetz, in dem große Teile von Hampstead dem Metropolitan Board of Works übertragen wurden – so hieß damals die Verwaltungsbehörde für den gesamten Londoner Ballungsraum. Jede Wette, dass das gemeint war. Der beunruhigende Teil an dem Gesetz ist ein Vorbehalt: das Gesetz garantiert auf Dauer die Wahrung der natürlichen Schönheit des Gebiets und verpflichtet auch zukünftige Besitzer darauf.«
»Was sagt Devereux dazu?«
»Er sagt: kein Problem. Er beruft sich auf eine Anwaltskanzlei namens Charlton and Doubret, die für Milton Granby arbeitet. Die habe ihm – behauptete Devereux – ein vertrauliches Fax mit der Auflistung der Gesetzeslücken geschickt.«
»Hast du mit denen gesprochen?«
»Sie streiten alles ab.«
Belsey sagte ihr Devereux’ Faxnummer. »Kam das Fax von dieser Nummer?«
»Ich glaube schon.«
»Dann sagen die Anwälte ausnahmsweise mal die Wahrheit. Die haben das Fax nicht geschickt.«
»Also, was wird hier gespielt?«
»Es hat ein Treffen stattgefunden«, sagte Belsey. »Mit dem Ergebnis, dass die daran teilnehmenden Personen insgesamt achtunddreißig Millionen Pfund überwiesen haben. Der Teil der Geschichte stimmt jedenfalls.«
»Wofür?«
»Ich glaube, das wissen wir bald.«
Sie fuhren über die Goodge Street nach Fitzrovia, vor bei an teuren, hinter den Kaufhäusern aufragenden Bü ro gebäuden. Cavendish Square war gesäumt von stolzen Regency-Stil-Bauten – mit einer Ausnahme: einem Glas-und-Beton-Koloss an der südöstlichen Ecke. Nummer 33. Durch eine Drehtür gelangten sie in eine elegante Halle mit falschen Marmorsäulen, Sofas, einem Flachbildschirm und Sicherheitsbarrieren vor den Liften. Ein Wachmann lümmelte hinter dem Glastisch am Empfang. Belsey überflog die Firmen, die dahinter auf einer Wandtafel aufgelistet waren: Kilgo Vesser hatte die Büros im fünften Stock.
»Uns ist ein Einbruch gemeldet worden«, sagte Belsey. Der Wachmann setzte sich ruckartig auf. Belsey zeigte ihm seine Marke.
»Wo?«
»Kilgo Vesser. Fünfter Stock. Jemand hat die Tür eingetreten.«
Der Wachmann schaute ihn genervt an. »Das glaube ich kaum.«
»Sie bleiben hier.«
Belsey sprang über die Barriere. Charlotte folgte ihm. Sie nahmen die Treppe in den fünften Stock. Als er die Tür mit dem Firmenschild Kilgo Vesser Architectural Associates gefunden hatte, schnappte er sich einen Metalltreteimer und rammte diesen so lange gegen das Schloss, bis das Holz splitterte. Dann trat er mit dem Fuß dagegen, die Tür sprang auf, und der Alarm ging los. Sie gingen hinein, Belsey schaltete das Licht ein.
Das Architekturmodell nahm die gesamte Fläche des vorderen Büroraumes ein. Belsey sah die Teiche und wusste sofort Bescheid. Es dauerte eine Zeit lang, bis ihm auffiel, wie akribisch die Bäume und die fließende Parklandschaft nachgebildet waren, weil er sich nicht von dem Anblick des Rennbahno vals und des Casinokomplexes, die den gesamten North Heath einnahmen, losreißen konnte. Das zentrale Bauwerk sah aus wie ein langer gläserner Sarg mit Stufen an den beiden Längsseiten. Es ragte von unter Bodenhöhe aus der Landschaft heraus. Hinter der Rennbahn, im Westen, war ein neuer künstlicher See angelegt worden, an
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