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London NW: Roman (German Edition)

London NW: Roman (German Edition)

Titel: London NW: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zadie Smith
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schwanger. Dumpf schaut sie nach unten, erstaunt über die geifernde Olive, die sich zwischen Leahs Beinen durchdrängt. Dann sieht sie hoch zu Leah und lacht. HA ! So zugedröhnt, dass sie nicht mal ihren Text behält. Sie dreht sich schwerfällig auf dem Absatz um, eine Tänzerin, die den Einsatz verpasst hat. Geht lachend davon, mit wiegendem Gang über den Gartenweg zurück zur Straße.

7
    Apfelbaum, Apfelbaum.
    Ding mit Äpfeln dran. Apfelblüte.
    So was von symbolisch.
    Ein Netz aus Zweigen, Wurzeln.
    Tief im Boden. Je voller, desto fruchtbarer.
    Desto mehr Würmer. Desto mehr Ratten.
    Apfelbaum, Apfelbaum. Apfel. Baum. Wo ist »weiter«?
    Tick-tack. Drei Wohnungen. Ein Apfelbaum.
    Besitzen, mieten. Schwer von Samen.
    Oben im Baum.
    Wenn der Ast bricht, wird das Baby
    Die Asche eines Toten. Um die Wurzeln, in den Wurzeln?
    Hundertjähriger Apfelbaum. Auf den Lohbeeren liegen.
    Unter einem Apfelbaum. Ein kleiner Sohn?
    Neue Zweige. Neue Blüten. Neue Äpfel.
    Derselbe Baum?
    Alteingesessen.
    Dieselben Straßen.
    Dieselbe Frau?
    Die nächste Sprosse.
    Apfelbaumapfel
    Stamm, Rinde.
    Alice träumt.
    Eva isst.
    Darunter machen brave Mädchen Fehler.
     
    Michel ist ein netter Mann, voller Hoffnung. Manchmal ist Hoffnung anstrengend.
     
    – habe ich immer geglaubt. Pass auf, weißt du, was eigentlich die Unterschied ist zwischen mir und diesen Leuten? Die wollen sich nicht weiterentwickeln, die wollen nichts Besseres erreichen. Aber ich entwickle mich immer weiter, ich denke immer schon einen Schritt voraus. Die Leute von zu Hause, die verstehen mich nicht. Ich bin denen meilenweit voraus. Und wenn sie versuchen, mich zu kontaktieren, dann lasse ich das nicht – ich brauche so viel Drama nicht in meinem Leben. Auf keinen Fall! Dafür habe ich zu hart gearbeitet. Dafür liebe ich dich zu sehr, und unser Leben. Man ist, was man aus sich macht. Genau so ist das. Und ich frage mich immer: Bin ich das? Was ich mache. Bin ich wirklich das? Wenn ich mich hinsetze und nichts tue, dann werde ich auch nichts, das weiß ich. Ich hatte den richtigen Durchblick, vom ersten Tag, als ich in diese Land getreten habe. Ich habe genau gewusst: Ich klettere die Leiter hoch, mindestens eine Stufe. In Frankreich ist man Afrikaner oder Algerier, wen interessiert das? Es gibt keine Möglichkeiten, man kommt nicht von Fleck! Hier kommt man von Fleck. Aber man muss arbeiten! Man muss ganz hart arbeiten, um von dem Drama da unten wegzukommen! Das ist genau der Punkt: Ich will das nicht reinlassen. Aber das machst du. Bestes Beispiel, diese Frau, die hast du reingelassen – ich weiß gar nicht, was du dir bei so was denkst – aber ich will nicht so ein Drama reinlassen bei mir. Ich weiß, diese Land bietet Möglichkeiten, und wenn man sie ergreifen will, dann kann man das. Iss den nicht – da ist ein Wurm drin, siehst du, das Loch? Nimm deine Mutter – wir sind ja wirklich keine besten Freunde, aber schau dir an, was sie geschafft hat: Sie hat dich rausgeholt aus diese Albtraum, an einen ordentlichen Ort, in eine ordentliche Wohnung mit Hypothek ... Klar, du bist weiß, das ist etwas anderes, viel einfacher, du hattest Möglichkeiten, die ich nie hatte. Die röteren schmecken nicht so gut. Wir versuchen doch alle nur, auf die nächste, die nächste, nächste ... Sprosse zu kommen. Die Leiter hochzuklettern. Brent Housing Partnership . Ich will einfach nicht, dass so ein Schild steht vor die Haus, wo ich wohne. Jedes Mal, wenn ich dran vorbeigehe, denke ich: Puh! Für mich ist das demütigend. Wenn wir mal einen kleinen Sohn haben, dann möchte ich, dass er lebt – dass er stolz lebt – an einem Ort, der uns gehört. Genau! Dieses Gras ist nicht mein Gras! Dieser Baum ist nicht mein Baum! Wir haben deinen Vater um einen Baum verstreut, der uns gehört nicht einmal. Armer Mr Hanwell. So was bricht mir die Herz. Es war schließlich dein Vater! Und darum sitze ich jeden Abend vor dem Rechner, ich will das schaffen – da drin, da zählt nämlich nur der Markt, es geht nicht um Hautfarbe, ob man gut Englisch kann, ob man Zeugnisse hat von der richtigen Universität und solche Quatsch. Ich kann spekulieren wie jeder andere. Da kann man richtig Geld machen, weißt du? Der Markt spielt gerade total verrückt. Aber das sagt einem keiner. Ich denke immer, was Frank gesagt hat bei dem Abendessen: Wer schlau ist, wirft sich gleich wieder ins Feld. Es wäre doch Wahnsinn, wenn man nicht versucht, etwas abzukriegen davon. Ich bin nicht so ein

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