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London Road - Geheime Leidenschaft

London Road - Geheime Leidenschaft

Titel: London Road - Geheime Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Young
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geben.
    Als wir schließlich in eine gepflegte Wohnsiedlung einbogen und vor einem mittelgroßen weißgetünchten Haus mit rotem Dach hielten, vergaß ich vor lauter Aufregung zu atmen. Cam lachte mich aus und gab mir einen schnellen, festen Kuss, bevor wir ausstiegen und er uns ins Haus seiner Eltern führte.
    Bislang waren sie unheimlich nett. Helena – oder Lena, wie sie lieber genannt werden wollte – war eine warmherzige Frau mit trockenem Humor, und Anderson – Andy – war ruhig, freundlich und zeigte ein aufrichtiges Interesse an mir und Cole. Die beiden hatten eine Hündin namens Bryn, ein quirliges, vierzehn Monate altes King-Charles-Spaniel-Weibchen. Cole und sie hatten vom ersten Augenblick an einen Narren aneinander gefressen.
    Zum Mittagessen gingen wir in den Pub und unterhielten uns über die Arbeit – meine Arbeit, Cams Arbeit, Lenas und Andys Arbeit – sowie über Coles Begabung fürs Zeichnen und Schreiben. Cam musste seinen Eltern ein paar Einzelheiten von unserer Mutter erzählt haben, denn dieses Thema klammerten sie taktvoll aus. Zu meinem Erstaunen stellte ich fest, dass mir der Gedanke, sie könnten über unsere Lebensumstände Bescheid wissen, gar nichts ausmachte. Cam hatte eine sehr enge Beziehung zu seinen Eltern und ließ sie an allen Bereichen seines Lebens teilhaben. Wenn das mich und mein Leben mit einschloss, konnte das nur ein gutes Omen für unsere Beziehung sein.
    Den Abend verbrachten wir zu Hause. Cole war ganz gefesselt von einer Geschichtssendung im Fernsehen, die Andy regelmäßig schaute, und zeigte sich sichtlich beeindruckt von seinem umfangreichem Wissen über historische Ereignisse. Überdies bewies er seine Fähigkeiten im Multitasking, indem er Andy zuhörte und gleichzeitig Bryn ärgerte, die die Aufmerksamkeit in vollen Zügen genoss. Ich saß derweil mit Cam und seiner Mutter in der Küche und betrachtete kichernd Babyfotos. Cam hatte als Kind ziemlich ulkig ausgesehen. Es war total süß.
    Es kam mir alles so normal vor.
    Unglaublich normal.
    Es war wundervoll.
    Als es Zeit zum Schlafengehen war, richtete Cole sich sein Bett auf der Couch ein, und Cam und ich schliefen im ehemaligen Kinderzimmer. Es war noch in exakt demselben Zustand wie zu Cams Jugendzeit: Die Wände waren zugepflastert mit Postern von Bands, deren Mitglieder inzwischen zehn Jahre älter aussahen, mit Ausschnitten aus Filmmagazinen und eigenen Zeichnungen. Er hatte damals schon dieselben faszinierend paradoxen Cartoon-Männchen gezeichnet wie heute. Er zeigte seine Figuren immer bei einer Handlung, die in krassem Widerspruch zu ihrem körperlichen Erscheinungsbild stand. Erst neulich hatte ich eins seiner Werke stibitzt, das er im Club auf eine Serviette skizziert hatte. Es stellte einen knallharten Söldner dar – dicke Muskeln, Lederweste, Motorradstiefel, Ketten, Patronengürtel über der Brust, Dreieckstuch um den Kopf, Pistolen im Hosenbund und ein Messer im Stiefelschaft. Er hielt eine große herzförmige Pralinenschachtel in der Hand und steckte sich gerade mit verzücktem Gesichtsausdruck eine der süßen Köstlichkeiten in den Mund. Ich nahm das Bild als Lesezeichen.
    An Cams altem Zimmer ließ sich genau ablesen, wie er als Jugendlicher gewesen war. Ich fand es großartig. Als wir auf dem Bett lagen und knutschten, kam ich mir selbst wieder wie ein Teenager vor. Ich brach ab, bevor die Sache allzu heiß wurde. Im Haus seiner Eltern Sex zu haben kam für mich nicht in Frage. Er nahm meine Weigerung nicht gerade begeistert auf, aber ich blieb eisern, zumal er die quietschigste Matratze auf dem gesamten Planeten Erde besaß.
    Außerdem war es schön, sich mit ihm in den Schlaf zu kuscheln. Gemütlich. Und auch ein bisschen kitschig. Ich fühlte mich geborgen.
    Ich war zufrieden und mit Frühstücksduft in der Nase aufgewacht.
    Wir hatten uns bereits mit einem üppigen Frühstück gestärkt, das unter anderem aus ganz phantastischen Haggis Fritters bestand. Jetzt wollte Lena uns offenbar den Rest geben. Oder wenigstens mir. Die Jungs schienen keinerlei Probleme mit der Vorstellung zu haben, nach allem anderen nun auch noch eine Ladung Pfannkuchen zu verdrücken.
    »Ich glaube, ich verzichte lieber«, sagte ich mit einem bedauernden Lächeln zu Lena. »Ich bin schon ziemlich satt.«
    »Unsinn.« Sie lächelte mich an, während sie die Teller neben der Spüle abstellte. »Wenn Sie essen können, was Sie wollen, ohne auf Ihre fabelhafte Figur achten zu müssen, dann sollten Sie das

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