London Road - Geheime Leidenschaft
Kopf.
»Ja, ich habe schon mit Nate und Blair darüber gesprochen. Nächstes Wochenende wollte ich alle zu mir in die Wohnung einladen. Sag Olivia, sie soll auch kommen.«
Alles, was ich hörte war, »… mit Blair darüber gesprochen«.
»Blair?«
Cam nickte und widmete seine Aufmerksamkeit dann wieder dem Film. »Ich habe heute Morgen mit ihr telefoniert, kurz bevor Nate gekommen ist. Ich dachte, es wäre für sie vielleicht ganz nett, Nate und Peetie wiederzusehen.«
»Hast du nicht gesagt, es wäre ein Schock für dich gewesen, ihr über den Weg zu laufen?« Ich versuchte das wilde Klopfen meines Herzens zu ignorieren und hoffte inständig, dass Cam es nicht spürte.
»Das stimmt auch. Aber ein guter Schock. Blair wiederzutreffen war genau das, was ich gebraucht …« Cam schnaubte ungläubig. »Was will er denn jetzt damit ?« Er war so in die Filmhandlung vertieft, dass er sich selbst mitten im Satz unterbrochen hatte.
Was meinte er damit: »Blair wiederzutreffen war genau das, was ich gebraucht habe«?
Und mir nichts, dir nichts hieß es für mich: Zurück auf Los.
Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, ihn geradeheraus – in unmissverständlichen Worten – zu fragen, was er dabei empfand, dass Blair wieder in sein Leben getreten war. Was bedeutete es für uns? Was für Gefühle hatte er für Blair? Liebte er sie noch?
O Gott. War das etwa der Grund für unseren wilden, grandiosen Sex gewesen?
Eine Faust griff nach meinem Herzen, und ich hatte auf einmal Mühe zu atmen.
War er so gutgelaunt, weil er vorhin mit Blair telefoniert hatte? Übertrug er seine romantischen und sexuellen Phantasien von ihr auf mich, weil ich gerade greifbar war?
Oder waren das wieder nur meine dicken, fetten, irrationalen Minderwertigkeitskomplexe, die alles verdrehten?
»Geht’s dir gut?«, fragte Cam leise und streichelte meinen Arm.
Sag’s ihm! Frag ihn!
Doch meine Furcht war zu groß. Wenn ich ihn fragte und er Blair wirklich noch liebte, würde er sich gezwungen fühlen, mir die Wahrheit zu sagen, und dann würde ich mich von ihm losmachen und gehen müssen und würde niemals wieder in seine Arme zurückkehren können.
Was für ein erbärmliches Würstchen war ich eigentlich, dass ich bereit war, mit einer Lüge zu leben, nur damit ich seinen Atem an meinem Ohr spüren konnte?
»Mir geht’s gut«, wisperte ich und kuschelte mich an seine Brust. Ich schloss die Augen. »Bin bloß müde.«
Seine Finger spielten in meinem Haar, und ich kämpfte meine Unsicherheit mit eiserner Entschlossenheit nieder. Der Sex eben, das Kuscheln – das macht er nur mit mir, mit niemandem sonst.
Cam mag mich.
Er mag mich wirklich.
»Jo? Ich merke genau, wenn was mit dir nicht stimmt. Du bist dann völlig verkrampft.«
Verdammt noch mal!
Seufzend richtete ich mich auf, die Hände an seiner Brust, und blickte in sein vertrautes, wunderschönes Gesicht. Auf einmal war das altbekannte Flattern in meinem Magen wieder da. »Ich habe mich bloß gefragt, ob ich mir Sorgen machen muss, weil die Liebe deines Lebens wieder aufgetaucht ist?«
Cam zog die Brauen zusammen. Er schien sich über die Frage zu wundern. »Ich habe nie behauptet, dass sie die Liebe meines Lebens war. Ich habe gesagt, dass wir uns geliebt haben, ja. Geliebt haben . Inzwischen sind wir beide zu völlig anderen Menschen geworden. Also, ich zumindest.« Er fuhr meine Lippe mit seinem Daumen nach, dann schaute er mir in die Augen. »Du musst dir wirklich keine Sorgen machen. Das habe ich dir doch schon gesagt. Du glaubst mir doch, oder?« Seine Hand glitt in meinen Nacken, und mit festem Griff zog er mein Gesicht noch näher zu seinem heran. »Du vertraust mir doch?«
Als Cam mich so anschaute, mit solch einer Intensität und Aufrichtigkeit, brachte ich nichts weiter heraus als ein gemurmeltes: »Ja, ich vertraue dir.«
Kapitel 26
C am musste gespürt haben, dass ich Bestätigung brauchte, denn er schrieb mir in den darauffolgenden Tagen mehr SMS als sonst, und das obwohl er so viel in der Agentur zu tun hatte. Wir waren beide stark eingespannt. Zu meiner und Coles großer Freude hatten Onkel Mick und Olivia beschlossen, bis auf weiteres in Edinburgh zu bleiben. Wenn im Büro also gerade nicht viel zu tun war, suchte ich im Internet nach Wohnungen und schickte ihnen Links zu den in Frage kommenden Angeboten. Onkel Mick zog währenddessen Erkundigungen über die Gründung einer Firma für Malerarbeiten in Edinburgh ein. Um ihn dabei zu unterstützen, sich
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