London Road - Geheime Leidenschaft
glühen begannen, und ärgerte mich darüber, dass ich Cam und seiner Meinung von mir damit nur noch mehr Nahrung gab.
Cam verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. »Jetzt bringt einfach den Tisch rein.«
Mein Gott, war ich so unwürdig, dass er mich nicht mal seinen Freunden vorstellen wollte? Ich ignorierte meine Gekränktheit und schenkte Beanie-Boy ein strahlendes Lächeln. »Ich bin Jo.«
Beanie-Boy und der Lange glotzten mich mit offenen Mündern an. »Jo?«, fragten sie völlig fassungslos im Chor … ganz so, als hätten sie schon von mir gehört.
Ich legte verwirrt die Stirn in Falten. Cams Körperhaltung war auf einmal ganz verkrampft. Er sah seine Freunde an und schüttelte fast unmerklich den Kopf.
Die Jungs verstanden den Wink nicht. »Jo, wie in: Jo aus dem Club?«
Cam hatte ihnen von mir erzählt? Ich trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen, da ich keine Ahnung hatte, was genau er über mich gesagt hatte. »Ja, die bin ich.«
Die beiden grinsten, und Beanie-Boy nickte mir zu. »Ich bin Nate, und das da ist Peetie.«
Ich sah den Langen ungläubig an. »Peetie?« Nicht gerade der Name, den man bei jemandem von seiner Statur erwarten würde.
Peetie hatte ein freundliches und offenes Gesicht. »Eigentlich Gregor. Mein Nachname ist Peterson.«
»Aha, verstehe.«
»Cam hat uns schon so viel von dir erzählt, Jo«, fuhr Nate fort. Cams warnende Blicke ignorierte er.
Ich war ein bisschen durch den Wind, weil Cam mit seinen Freunden über mich gesprochen hatte, und außerdem zerriss es mich schier vor Neugier, was er gesagt haben könnte, daher beschloss ich, sicherheitshalber den Rückzug anzutreten. Dass Cam ab jetzt mein Nachbar war, musste ich erst mal verdauen.
Bei genauerer Betrachtung hatte er Joss gegenüber erwähnt, dass er auf der Suche nach einer günstigeren Wohnung war.
Aber warum ausgerechnet in meinem Haus?
Ich beschloss, so zu tun, als wäre es mir schnurzegal, was Cam über mich gesagt hatte. »Glaubt ihm kein Wort.« Ohne Cam eines Blickes zu würdigen, ging ich an ihm vorbei und lächelte seinen Freunden zu. »Er hat die unangenehme Eigenschaft, sich eine Meinung zu bilden, bevor er jemanden kennt.«
Nate nickte. »Ja, er hat uns erzählt, dass er sich dir gegenüber wie der letzte Arsch benommen hat.«
Als ich das hörte, blieb ich wie angewurzelt stehen.
Cam zuckte mit den Achseln. Seine Miene war noch immer ausdruckslos. »Ich habe dir ja gesagt, dass es mir leidtut.«
Mein Blick wanderte zu seinen grinsenden Freunden und dann zurück zu Cam. »Tja, wenn das so ist, dann kann ich dir ja jetzt auch glauben. Nachbar.« Mit einem Nicken in die Runde machte ich mich auf den Weg ins Erdgeschoss.
»Das ist Jo?«, fragte Nate laut, kaum dass ich aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Gegen meinen Willen spitzte ich die Ohren.
»Klappe«, zischte Cam. »Lass uns lieber die restlichen Sachen hochtragen.«
»Mein lieber Schwan, du hast echt nicht übertrieben. Wie lang waren denn die Beine?«
»Nate …«
»Wie hältst du das aus, Alter? Wenn du sie nicht angräbst, mache ich es.«
Cams drohendes Knurren hallte bis zu mir nach unten. »Mach, dass du in die Wohnung kommst, verdammte Scheiße noch mal!«
Die Tür wurde zugeknallt, und ich schrak zusammen. Auf dem untersten Treppenabsatz blieb ich stehen. Was um alles in der Welt hatte das zu bedeuten? Was genau hatte Cam eigentlich über mich gesagt?
Die schlichte Einrichtung des Restaurants in warmem Holz und sanften Beige- und Cremetönen hätte wenigstens die Illusion von Ruhe und Entspanntheit verbreiten sollen.
Fehlanzeige.
Ich saß neben Malcolm, gegenüber von Becca und Cam und betete, dass ich die Einzige war, der die drückende Anspannung am Tisch auffiel. Wir hatten die Vorspeisen bestellt und gegessen, und Becca und Malcolm hatten den Großteil der Unterhaltung bestritten. Während wir nun darauf warteten, dass die Hauptspeise serviert wurde, rutschte ich unruhig auf meinem Stuhl hin und her, weil ich das Schweigen am Tisch so unerträglich fand.
Seit Malcolm und ich ins Restaurant gekommen waren, hatte ich tunlichst vermieden, Cam anzusehen. Ich hatte den ganzen Tag über an ihn denken müssen, und ich schwöre, mein Puls hatte sich seit der Entdeckung, dass er unser neuer Nachbar war, nicht wieder beruhigt. Mir war so ziemlich jedes denkbare Schreckensszenario durch den Kopf gegangen. Wie Cam meine Mum grölen hörte. Dass Cam herausfand, wieso sie manchmal so viel Lärm machte. Wie Cam
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