London Road - Geheime Leidenschaft
Räuspern und drehte den Kopf. Malcolm sah uns an. Seine Augenbrauen berührten fast seinen Haaransatz.
»Oh. Malcolm, das ist Callum Forsyth. Callum, das ist mein Freund Malcolm Hendry.«
Malcolm erhob sich halb von seinem Stuhl, damit er Callum die Hand schütteln konnte. Callum beäugte ihn aufmerksam und murmelte ein höfliches »Hallo«, ehe sein Blick zu mir zurückkehrte.
»Du siehst phantastisch aus.«
»Danke schön.« Ich schielte zu seiner Begleiterin und fragte mich, ob er sie mir vorstellen würde. Callum bemerkte es, und plötzlich schien ihm wieder einzufallen, dass sie auch noch da war. »Ach, das ist übrigens Meaghan, meine Verlobte.«
Wow. Nette Art, seine Ex zu begrüßen, wenn die Verlobte danebenstand. Ich musste mich zusammenreißen, um ihn nicht mit einem tadelnden Blick zu strafen. »Freut mich.«
»Mich auch«, antwortete sie höflich, bevor sie Callum ein süßes Lächeln schenkte.
Ich an ihrer Stelle wäre ziemlich wütend gewesen, wenn mein Verlobter gerade die Hand am Arsch einer anderen Frau gehabt hätte. Ich an ihrer Stelle wäre …
Schwachsinn, Jo , wies ich mich selbst zurecht. Du redest absoluten Schwachsinn. Du an ihrer Stelle hättest so getan, als hättest du nichts gesehen, um ja keinen Streit zu provozieren oder ihn zu verärgern.
Während ich meinen Ex und seine Verlobte musterte, erkannte ich, dass sich nichts verändert hatte. Sie war klein und dunkelhaarig, aber wie es aussah nur eine andere Version von mir. Die Sehnsucht, die ich in Callums Augen wahrgenommen hatte, bezog sich höchstwahrscheinlich nur auf unseren großartigen Sex, weil … er mich gar nicht wirklich gekannt hatte.
Ich war die perfekte Freundin. Rückblickend konnte ich mich an keinen einzigen Streit erinnern. Und warum nicht? Weil ich nie anderer Meinung gewesen war als er. Ich hatte ihm immer zugestimmt oder mir zumindest jeden Widerspruch verkniffen. Mir war es egal, was wir unternahmen, solange er glücklich war. Ich war das Paradebeispiel einer hübschen, netten Leerstelle. Und als ich ein einziges Mal nicht bereit gewesen war, nach seiner Pfeife zu tanzen, als ich ein einziges Mal die Bedürfnisse meiner Familie über seine gestellt hatte – da hatte er mir prompt den Laufpass gegeben.
Plötzlich überkam mich Ernüchterung, und ich trat einen Schritt von Callum weg. All meine zärtlichen Erinnerungen hatten sich in Luft aufgelöst. Nahm Cam das wahr, wenn er mich mit Malcolm sah? Verhielt ich mich gegenüber Malcolm auch so? Wir stritten uns nie. Ich war immer seiner Meinung … aber das war der sicherste Weg, ihn zu halten, oder etwa nicht? Ich sah auf ihn herab und stellte fest, dass er mich stirnrunzelnd beobachtete. Ich wollte, dass dieser Mann mir eines Tages einen Heiratsantrag machte, oder? Was spielte es für eine Rolle, ob er mein wahres Ich heiraten wollte oder mein falsches?
Mir wurde ganz anders zumute.
Keine, oder?
Es spielte doch keine Rolle.
… Oder?
Ich sah Callum mit einem verkrampften Lächeln an. »Ich gehe mal lieber zurück an den Tisch. Es war schön, dich wiederzusehen. Und schön, dich kennengelernt zu haben, Meaghan.« Ich nickte ihnen zum Abschied zu und schlüpfte wieder an meinen Platz.
Ich wusste, dass sie weg waren, als Malcolm sich wieder zum Tisch drehte. »Alles in Ordnung?«
»Bestens.«
»Wer war das?«
»Ein Exfreund.«
Becca verschluckte sich an einem Kichern. »Ein Exfreund, der gern auf Tuchfühlung geht.«
»Zu gern«, brummte Cam. Ich hob den Kopf, und schon wieder trafen sich unsere Blicke. Es war unmöglich zu sagen, was in ihm vorging. War er etwa wütend?
»Tja«, gab Malcolm gepresst zurück. »Zumindest hat es ihn kein bisschen gestört, dass seine Verlobte direkt neben ihm stand.«
Hat es dich denn gestört, Malcolm? Hat es dich gestört? Ich wandte den Kopf und hätte beinahe erstaunt aufgeschrien, als ich sah, wie er Cam anstarrte. Nicht Callum. Cam. Ich runzelte die Stirn. Langsam verstand ich gar nichts mehr. »Bist du sauer?«
Malcolm sah Cam noch ein letztes Mal scharf an, bevor er den Arm über die Lehne meines Stuhls legte. »Am Abend liegst du bei mir im Bett, Liebes. Wieso sollte ich da sauer sein?«
Ich schenkte ihm ein Lächeln, das mir angesichts dieser für ihn gänzlich untypischen Bemerkung nicht so richtig gelingen wollte. Dann riskierte ich erneut einen Blick auf Cam. Er schien zwischenzeitlich ein enormes Interesse an seinem Teller entwickelt zu haben, und da ich nicht in seinen Augen lesen konnte, las
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