London Road - Geheime Leidenschaft
Wohnhaus in Edinburgh.«
»Überaus informativ, Cam, vielen Dank. Du bist genauso schlimm wie Jo.«
»Hat es lange gedauert, alle Sachen rüberzuschaffen?«, erkundigte sich Becca, als der zweite Gang gebracht wurde.
Cam wartete, bis wir alle unseren Teller bekommen und ein paar Bissen gegessen hatten, bevor er antwortete: »Den ganzen Tag.«
»Es wäre bestimmt schneller gegangen, wenn du dir vorher die Mühe gemacht hättest, deine ganzen Comics wegzuschmeißen.«
»Das kommt überhaupt nicht in Frage, und das weißt du auch«, antwortete Cam gedehnt.
Becca schüttelte ärgerlich den Kopf und wandte sich an uns. »Er hat Hunderte von den Dingern, alle in Plastik eingeschweißt, kartonweise. Total lächerlich. Ich weiß, eigentlich sollte ich so was nachvollziehen können, weil ich selbst Künstlerin bin, aber das geht über meinen Verstand.«
Malcolm nickte. »Ich muss zugeben, dass ich auch nie begriffen habe, was manche Leute an Comics so spannend finden.«
»Also, ich weiß nicht«, hörte ich mich sagen, während ich an die Welten dachte, die Cole erschaffen und an denen er mich durch seine Liebe für Comics und Graphic Novels hatte teilhaben lassen. »Ich finde, Comics haben was sehr Faszinierendes an sich. Meistens handeln sie von ganz gewöhnlichen Menschen, die Außergewöhnliches leisten müssen. In Büchern lesen wir solche Geschichten jeden Tag, nur dass Comics außerdem noch tolle Bilder haben, die dem Leser das vermitteln, was sich mit Worten nicht ausdrücken lässt.«
Ich wollte eigentlich gar nicht wissen, was Cam von meiner Meinung hielt, aber mein Blick wurde von seinem geradezu magisch angezogen. Wir schauten uns in die Augen und konnten uns eine Zeitlang gar nicht mehr voneinander lösen. Mein Atem wurde beim Anblick seines sanften Lächelns und seiner warmen, forschenden Augen immer flacher. »Joss hat mir gesagt, dass dein Bruder auch Comics zeichnet.«
Der Gedanke an Cole zauberte mir ein Strahlen ins Gesicht. »Er ist sehr begabt.«
»Ich würde sie mir gerne mal ansehen.«
»Darüber freut sich Cole bestimmt.« Keine Ahnung, weshalb ich das gesagt hatte. Ich wollte Cam nicht mal in der Nähe von Cole oder unserer Wohnung haben. Es war die Art, wie er mich ansah. Als sähe er etwas, das ihm gefiel und das nichts mit meinem hübschen Gesicht, meinen langen Beinen oder straffen Brüsten zu tun hatte. Ihm gefiel, was ich gesagt hatte, und ich badete förmlich in seiner Anerkennung.
Ich war so was von bescheuert.
»Jo?«
Erst als ich jemanden meinen Namen rufen hörte, riss ich mich von Cam los.
Nein. Ich versteifte mich. Das konnte nicht sein.
Ich drehte mich auf meinem Stuhl herum und starrte in das Gesicht eines Mannes, den ich sehr gut kannte. Schmerz flammte in mir auf, als die Erinnerungen auf mich einströmten.
O Gott. Wollte das Schicksal mich quälen? Wie viele Zufälle konnte man an einem einzigen Tag verkraften?
»Callum?« Forschend blickte ich in das markante Gesicht meines Exfreundes. Ich hatte ihn zuletzt vor etwa einem Jahr gesehen. Wir waren uns seit unserer Trennung vor drei Jahren hin und wieder über den Weg gelaufen, hatten aber nie Gelegenheit gehabt, mehr als ein paar Worte zu wechseln.
Er hatte ein paar Falten um die Augen, die früher noch nicht da gewesen waren, aber sie machten ihn nur noch attraktiver. Seine glänzenden dunklen Haare saßen wie immer perfekt, und sein Anzug war ihm auf den vollkommenen Leib geschneidert. Die zierliche Brünette an seiner Seite war bildhübsch mit jugendlich frischem Aussehen. Sie musste ungefähr in meinem Alter sein.
»Jo. Schön dich zu sehen.« Er löste sich von seiner Begleiterin, und ich glaubte ein kurzes Aufflackern in seinen Augen zu sehen. Ich erhob mich vom Tisch und fand mich gleich darauf in seinen Armen wieder. Er benutzte immer noch dasselbe Aftershave, und der Duft löste Erinnerungen an grandiosen Sex in mir aus. Der Sex mit Callum war der beste gewesen, den ich je gehabt hatte – nichts sonderlich Ausgefallenes oder Verrücktes, aber derb und befriedigend. Bedauerlicherweise hatte ich den Verdacht, dass unsere Beziehung nur deshalb so lange gehalten hatte.
Callums Hände waren wie selbstverständlich über meinen Körper geglitten, als er mich in seine Arme gezogen hatte, und jetzt lag eine Hand auf meinem Rücken, die andere berührte meinen Po. »Du hast mir gefehlt«, murmelte er und drückte mich.
Ich lachte nervös und löste mich aus seiner Umarmung. »Du mir auch.«
Ich hörte ein
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