London
dieses Toleranzedikt als Gesetz zu verankern, blieb Penny skeptisch.
Da er wenig gegen seine Ängste tun konnte, war er nach London gekommen, um Tompion aufzusuchen. Doch am meisten hatte ihn O Be Joyful erstaunt, der bereit war, den König zu unterstützen, obwohl er Papisterei verabscheute. »Auch die Londoner Aldermen und die Gilden denken so«, hatte er erklärt und fast entschuldigend hinzugefügt: »Die Dinge haben sich verändert.«
Als er feststellte, was in London vor sich ging, sah Penny, wie raffiniert der König war. Da er seine Erklärung als Gesetz verankern wollte, brauchte er ein Parlament, das dafür stimmte. Die Tories, seine natürlichen Unterstützer, gehörten zumeist der anglikanischen Kirche an, und so konnte er sich auf sie nicht verlassen; die oppositionellen Whigs dagegen traten für Toleranz ein.
König Jakob hatte daher sichergestellt, daß in allen Wahlbezirken des Landes die Whigs dominierten, so daß Whigs ins Parlament geschickt wurden, und nirgends war er gründlicher vorgegangen als in London.
»Ein königlicher Erlaß hat festgelegt, daß man nicht länger der anglikanischen Kirche angehören muß, um Mitglied der Livreegesellschaften oder Alderman zu werden«, hatte O Be Joyful erklärt. »Nonkonformisten sind in Scharen beigetreten. Die Gilden der Weber, der Goldschmiede und sogar der großen alten Seidenhändler, der Mercer, haben Dankadressen an den König gesandt. All das, wofür mein Vater gekämpft hat, ist nun bewilligt. Die meisten Amtsträger in der Stadt sind jetzt Puritaner und Nonkonformisten.«
Die größte Aufregung für Carpenter hatte der Nachmittag zuvor gebracht. Sieben anglikanische Bischöfe hatten eine Petition gegen die Toleranzerklärung unterzeichnet und wurden wegen Aufwiegelung vor den Rat des Königs gebracht. »Man hat sie bis zum Prozeß in den Tower gesperrt.«
Am selben Nachmittag war Penny, neugierig, wie sich das West End in den zwölf Jahren seiner Abwesenheit entwickelt hatte, Richtung Whitehall spaziert. Da die königliche Familie mehr Zeit im St. James's Palace verbrachte, war der alte Whitehall-Palast nun eher eine Unterkunft königlicher Amtskanzleien als eine Residenz. Der alte Turnierplatz der Höflinge war in einen Exerzierplatz, genannt Horse Guards, verwandelt. Die Soldaten in ihren roten Röcken waren während der letzten beiden Jahrzehnte zum Bestandteil der Kulisse Londons geworden. Ursprünglich stammten sie aus Streitkräften von beiden Seiten des Bürgerkriegs, nun aber waren alle aus dem treuen Regiment des Königs. Unter den Infanterietruppen auf dem Paradeplatz erkannte Penny die schneidigen Coldstream Guards. Kurz darauf kam sporenklirrend eine Schwadron der Household-Kavallerie, die Life Guards, in Sicht. Bewundernd sah er zu, als ein älterer Gentleman ihn ansprach.
»Ein prächtiger Anblick, nicht wahr, Sir? Trotzdem wünschte ich, es gäbe kein riesiges Militärlager nur zehn Meilen vor London unter dem Befehl katholischer Offiziere. Überall im Land gibt es solche Lager. Was hat der König mit all den katholischen Truppen vor?«
Die Schwadron war nun fast vor ihnen, und plötzlich begriff Penny, was diese Truppen bedeuteten. Er sah solche Dragoner nicht zum erstenmal und wußte, wozu sie imstande waren. Diese Engländer, dachte er. Gegen einen halsstarrigen Tyrannen haben sie einen Bürgerkrieg geführt, doch sein Sohn ist gerissener. Er wird sie mit einer List in die Knechtschaft zwingen. Voller Angst fragte er sich, ob er aus Frankreich geflohen war, nur um in England dasselbe zu finden. Ohne Erfolg hatte er am Abend zuvor mit Carpenter debattiert; nun erklärte er Meredith finster: »Es ist eine Falle.«
Richard Meredith seufzte nur und nippte an seinem Kaffee. Er hatte die Indulgenzerklärung ohne Bedenken von der Kanzel verlesen. Obwohl er sich verpflichtet fühlte, seinen Bischof und die anderen, die protestiert hatten, zu unterstützen, war er persönlich davon nicht überzeugt. Die katholische Frage betrachtete er zynisch. König Jakob glaubte, viele seiner Untertanen würden zurück in die katholische Kirche strömen, wenn sie nur könnten, doch Meredith war sicher, daß dies nur ein weiteres Beispiel für die Unfähigkeit der Stuarts war, ihre protestantischen Untertanen zu verstehen. Und als ehemaliger Arzt war er außerdem in zwei Dinge eingeweiht, die Penny nicht wußte. Jakob II. von England war keineswegs gesund, zudem hatte er sich vor über einem Jahr eine Geschlechtskrankheit zugezogen. Der
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