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Londons Albtraum-Nächte

Londons Albtraum-Nächte

Titel: Londons Albtraum-Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Er musste sich am Geländer festhalten, denn seine Fantasie schickte ihm die ersten Bilder durch den Kopf.
    Er sah die Ratten in der kleinen Wohnung, in der eine gewisse Linda Perth im Bett lag und schlief. Eine Frau, die nichts ahnte und die sich nicht vorstellen konnte, dass sie mitten im Schlaf von diesem verfluchten Rattenpack überfallen wurde.
    Er hatte früher mal Horrorfilme über Ratten gesehen. Er hatte sogar schon von Riesenratten geträumt, die Menschen verschlangen. Genau das machte ihm jetzt zu schaffen.
    Und er wartete auf bestimmte Geräusche, obwohl er sich vor ihnen fürchtete. Auf das heftige Nagen kleiner Zähne, sogar auf das Schmatzen, auf ein Schlürfen, egal, was auch immer.
    Nichts erreichte seine Ohren. Im Haus blieb es weiterhin so still, als wäre es ausgestorben. Die Tiere waren und blieben in der Wohnung verschwunden.
    Aus seinem offenen Mund drang ein Stöhnen. Niemand war da, der ihm hätte zu Hilfe kommen können. Zumindest einen Rat hätte er gern gehabt, doch den bekam er auch nicht. Er musste sich schon allein durchringen, und das würde schwer werden.
    Warum blieb es so ruhig? Wollte man ihn locken? Wollte man ihn fertig machen?
    Tom Brixon wusste keine Antwort. Aber ihm war klar, wer er war. Er war derjenige, der in diesem Haus die Verantwortung trug. Dafür wurde er bezahlt. Da konnte er nicht kneifen. Auch dann nicht, wenn es sich um die verdammten Ratten handelte.
    Einige Sekunden blieb er noch bewegungslos am Fuß der Treppe stehen. Dann hatte er einen Entschluss gefasst, auch wenn ihm dieser mehr als schwer fiel.
    Er musste sich darauf einstellen, gegen die Tiere zu kämpfen, und er wusste auch, dass er ein Mann war, der sich wehren konnte. Das Dutzend Ratten würde es nicht schaffen, ihn zu zerbeißen. Er würde versuchen, sie totzutreten oder totzuschlagen. Für einen Moment dachte er auch daran, zurück in seine Wohnung zu gehen, um irgendein Werkzeug zu holen, mit dem er zuschlagen konnte.
    Das ließ er bleiben. Es hätte ihn zu viel Zeit gekostet. Außerdem wollte er sich nicht zu weit von den Ratten entfernen.
    Beim Hochgehen der Treppe wunderte er sich, dass er nichts hörte. Keine Schreie einer jungen Frau, die durch die Bisse der Ratten erwacht war. Auch von den Tieren selbst vernahm er nichts. Diese Ruhe kam ihm schon mehr als unheimlich vor, und wieder zitterte seine Hand so stark, dass der Lichtkegel zu tanzen begann.
    Er ging weiter. Hielt sich am Geländer fest. Merkte jetzt auch, dass es nicht so still im Haus war. Aus der zweiten Wohnung vernahm er die Geräusche des Fernsehers. Natürlich saß das alte Ehepaar wieder vor der Glotze. Alles war so normal, und trotzdem hatte er das Gefühl, die Zeit würde viel langsamer ablaufen.
    Dann stand er vor der Tür.
    Er schaute durch den Spalt und stellte fest, dass in der Wohnung kein Licht brannte.
    Darüber machte er sich weniger Gedanken als über die offene Tür. Er überlegte hin und her und kam plötzlich zu dem Schluss, dass sich die Bewohnerin möglicherweise nicht in den Räumen befand. Vielleicht war sie verschwunden und hatte den Ratten das Feld überlassen.
    Mit dem rechten Fuß kickte er die Tür weiter auf, damit er sich in die Wohnung hineinschieben konnte.
    Es klappte. Niemand war da, der ihn störte. Er konnte sie betreten, begann zu schnüffeln, horchte und stellte einige Dinge zugleich fest.
    Zum einen den Geruch. Er kam ihm fremd und exotisch vor. Sogar recht streng, als hätte sich wirklich etwas Fremdes dort ausgebreitet. Und dann gab es da noch eine Nuance. Es roch irgendwie auch bitter und vielleicht süßlich.
    Damit konnte er nichts anfangen. Im Dunkeln wollte er sich auch nicht weitertasten, und so schaltete er das Licht in dem winzigen Flur ein. Es gab keine grelle Helligkeit, die ihn gestört hätte. Von der Decke her fielen rötlich gefärbte Schleier gegen Wände und Boden. Sie verteilten sich dort auf einem grauen Teppich, auf dem sich keine Rattenspuren abzeichneten.
    Und doch waren sie da!
    Brixon schaute sich um. Er sah nach links. Dort gab es eine Tür, die in das winzige Bad führte. Er schauderte zusammen, als er einen Blick hineinwarf.
    Erleichterung erfasste ihn, als er nichts sah. Aber die verdammten Ratten waren da. Sie hatten sich nur zurückgezogen und in den anderen Zimmern versteckt.
    Tim Brixon kannte den Grundriss jeder Wohnung im Haus. Auch diese hier. Er durchsuchte sie. Bei jedem Schritt klopfte sein Herz schneller. Auch der Schweiß trocknete nicht mehr, weil er

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