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Londons Albtraum-Nächte

Londons Albtraum-Nächte

Titel: Londons Albtraum-Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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immer wieder Nachschub bekam. Hinter seiner Stirn pochte es. Die Lippen waren ihm trocken geworden. Ihn überfiel plötzlich eine nie gekannte Furcht, doch ein Zurück gab es für ihn auch nicht.
    Er ging weiter auf das Schlafzimmer zu.
    Nichts war zu sehen. Die Dunkelheit hatte sich darin verteilt. Aber er hörte etwas, denn die Tür stand offen. Schabende und kratzende Laute, die bestimmt nicht von menschlichen Fingern verursacht wurden.
    »Ich muss Licht machen!«, dachte Tom.
    Er wusste, wo sich der Schalter befand, ein Griff reichte aus, im Zimmer hinter der Tür wurde es hell. Tom stieß die Tür auf. Er kam sich jetzt vor wie jemand, der völlig fremd war. Er ging neben sich. Eine wilde Panik überfiel ihn, als er plötzlich die Tür ganz aufgestoßen hatte.
    Schreien!
    Brüllen, was auch immer. Das Unerwartete tun. Sich so zu verhalten, wie man es als Mensch kaum tat.
    Er hätte es tun müssen, aber er tat es nicht. Stattdessen blieb er auf der Schwelle stehen, ohne groß zu denken. Hinter der dünnen Haut an seiner Stirn hämmerten wieder die kleinen Teufel. Er schaute auf das schlichte Bett.
    Dort lag Linda Perth.
    Sie war nicht allein. Die Ratten waren auf das Bett gesprungen und auf ihren Körper. Sie nagten nicht daran. Sie saßen nur da wie die Sieger.
    Linda Perth war tot. Sie lag auf dem Bauch, und sie war halbnackt. Irgendwelche Pranken mussten ihr die Kleidungsstücke in Fetzen vom Körper gerissen haben. Es waren die gleichen Pranken gewesen, die ihr auch die schrecklichen Wunden beigebracht hatten.
    Überall sah er das Blut.
    Auf dem Körper, in den Haaren, auf dem Bett. Aber dafür waren nicht die Ratten verantwortlich. Umgebracht hatte diese Frau eine wahre Bestie...
    ***
    War es richtig, was wir taten, war es falsch? Wir wussten es nicht. Jedenfalls mussten wir etwas unternehmen, auch wenn es nur einer Beschäftigungstherapie gleichkam.
    Freund Suko hatte seine Beziehungen spielen lassen und einen seiner einflussreichen Vetter angerufen, damit dieser seine Augen und Ohren besonders weit offen hielt. Er sollte herausfinden, ob sich etwas verändert hatte in diesem Stadtteil, und das galt nicht nur für Chinatown.
    Wenn Suko’s Vetter auf gewisse Ungereimtheiten traf, dann sollte er sich sofort melden. Mehr hatten wir nicht tun können. Unsere Kollegen wollten wir nicht verrückt machen. Sie sollten nicht nervös gemacht werden. Wenn wir sie brauchten würden wir sie anfordern.
    Wir hatten nicht darauf verzichtet, den Rover mitzunehmen. Zwar wohnten wir selbst am Rande von Soho, aber dieser Stadtteil kann schon sehr groß werden, wenn man ihn zu Fuß durchqueren will, und es konnte ja sein, dass wir den Wagen brauchten, um schnell zu sein.
    Noch fuhren wir langsam. Es gab so etwas wie ein Zentrum von Soho. Zum einen war es die Gegend um die Old Compton Street mit dem berühmten Palace Theater, in dem viele Musicals erfolgreich Premiere hatten, nein, das meinten wir nicht. Das war zu touristisch, man bekam es in jedem Reiseführer angepriesen, und wir ließen es links liegen. Für uns war das andere alte Zentrum wichtig, in denen heute noch Menschen lebten, deren Häuser von irgendwelchen Renovierungsmaßnahmen verschont geblieben waren und es auch weiterhin wurden. Hier gab es keine Abrissbirne, die dafür sorgte, dass später schicke Apartmenthäuser entstehen konnten. Hier standen die Häuser noch dicht beisammen und bildeten eine Einheit mit ihren geschlossenen Hinterhöfen. Auch die schmalen Straßen und Gassen in der Nähe waren noch immer eine Umgebung für lichtscheues Gesindel, das hatte sich in all den Jahren nicht verändert.
    Nicht weit entfernt lagen auch die Straßen, in denen sich in den Sommermonaten ganze Heerscharen von Touristen durchschoben, in die Pubs und Bars strömten und sich an den Scheiben der Sex-Shops die Augen ausglotzten.
    Das alles gehörte ebenfalls zu Soho. Aber auch die Straßen mit den teuren Boutiquen, in denen ich nichts zu suchen hatte.
    Erst recht nicht in dieser Nacht.
    Wir schlichen durch die Straßen. Zwar befanden wir uns im Monat Januar, doch der Winter zeigte sich von seiner typisch englischen Seite. Es gab keinen Schnee, es war auch nicht knochenkalt, sondern es herrschte ein Schmuddelwetter, wie es im Buche stand. Tief am Himmel liegende Wolken bildeten eine geschlossene Decke. Die Feuchtigkeit hatte die Luft ziemlich gesättigt, so dass sich Dunstschwaden hatten bilden können, die wie starre Schleier zwischen den Hauswänden hingen, als hätten

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