Londons Albtraum-Nächte
stank. Die Arme ließ er sinken, lachte sogar und schüttelte den Kopf. »Ihr könnt hier nichts holen, verdammt. Wir sind alle sauber, versteht ihr? Keine Drogen, kein nichts. Das ist eben so. Trotz der Scheiße hier.«
»Wir haben nur ein paar Fragen.« Inzwischen hatten sich auch die anderen erhoben. Einige noch recht schlaftrunken, aber Rudy war hellwach, das erkannte ich am Ausdruck seiner Augen, die leicht schimmerten.
»Wir wissen nichts. Wir haben nichts gesehen.«
»Tatsächlich? Auch nicht die Ratten?«
»Hä. Ratten?«
»Ja. Soll ich sie dir beschreiben?«
»Seit wann jagen Bullen Ratten?«
»Wenn es sich um besondere handelt, dann schon. Aber uns interessieren auch Zweibeinige.«
»Wie wir – oder?«
»Das habe ich nicht gesagt. Aber ihr könntet unter Umständen gute Zeugen sein. Das will ich nicht ausschließen.«
»Gegen die Ratten?«
»Nein. Sie sind nur Beiwerk. Wir sind auf der Suche nach einem Mörder. Er hat nicht weit von hier zugeschlagen, und sein Opfer ist eine junge Frau gewesen. Sie hätte bestimmt noch gern gelebt, ebenso wie ihr gern lebt. Aber sie wurde auf eine schreckliche Art und Weise umgebracht, so dass wir davon ausgehen müssen, es mit einem menschlichen Tier oder einer Bestie zu tun zu haben.«
»Ratten?«
»Nein, das tun sie nicht. Es gibt jemand anderen, der diese kaum fassbare Tat begangen hat.«
»Keine Ahnung.«
»Wirklich nicht?« Ich leuchtete wieder sein Gesicht an, denn mir war das Zucken seiner Augen aufgefallen.
Suko kümmerte sich um die anderen vier Berber. Sie hatten bisher nichts gesagt. Irgendwie verlegen umstanden sie uns und kamen uns vor, als würden sie wirklich etwas wissen.
Rudy war ihr Anführer. Ohne seine Zustimmung sagten sie nichts. Ich kümmerte mich um ihn. »Okay, Rudy, es hört ja kaum jemand zu. Ich will von dir oder von euch wissen, was hier abläuft. Ob ihr etwas gesehen habt? Was mit dem Killer ist? Ob ihr unter Umständen einen Verdacht habt? Das alles interessiert mich.«
»Wir kennen ihn nicht.«
»Aber ihr wisst von ihm!«
Rudy schaute zur Seite. Er fühlte sich nicht mehr wohl. Er hüstelte und zuckte mit den Schultern. In seinem Gesicht zuckte es. Er musste auch schlucken, und dann sagte er mit leiser Stimme. »Es wäre jetzt besser, wenn ihr beide verschwindet. Ehrlich. Das ist ein gut gemeinter Ratschlag. Zieht euch lieber zurück.«
»Weshalb?«
»Das ist eine Warnung.«
»Die habe ich schon verstanden, aber ich kenne den Grund nicht. Darauf warte ich.«
Rudy war nervös geworden. Er wusste plötzlich nicht mehr, wohin er schauen sollte. Schließlich drehte er sich etwas nach links und suchte durch seine Blicke bei den anderen Rat.
Sie gaben ihm auch keine Tipps, bis einer aus der Runde seine Furcht überwand.
»Da ist jemand. Vor dem wir Angst haben!«
»Halt’s Maul!«, zischte Rudy.
»Nein, verdammt. Das weißt du selbst. Du hast ihn auch gesehen. Sag das den Bullen.«
»Um wen geht es denn?«, fragte Suko, der sich um den zweiten Sprecher kümmerte.
»Ich sage nichts.«
»Wäre aber besser.«
»Nein, es ist... ah, verdammt, das ist beschissen. Ja, es gibt ihn, verflucht noch mal. Es gibt ihn tatsächlich. Hier ist ein Killer durch die Gegend gestreift.«
»Weiter, weiter...«
»Wir glauben, dass es kein Mensch ist.«
»Sondern?«
»Er sieht aus wie ein Gorilla.«
»Bitte?«
»Ja, ja, das ist...«
»Hör auf mit der Rederei!«, fuhr Rudy den Mann an. »Du weißt doch nichts.«
»Aber du weißt was, nicht wahr?«, fragte ich.
»Nein, auch nicht viel.«
»Und das Wenige...?«
Rudy kam sich vor wie in einer Zwickmühle. Er drehte sich. Er schluckte und schüttelte den Kopf.
»Ist es nun ein Gorilla oder nicht?«
»Keine Ahnung.«
»Bitte!«
Er fauchte mich an. »Scheiße, Mann, wir wissen es nicht! Wir haben ihn nicht genau gesehen. Für uns ist er ein Monster, ein Tier. Einige Male ist er in unserer Nähe durch die Dunkelwelt gelaufen, aber wir haben ihn trotzdem nicht erkannt. Er ist einfach ein grauenvolles Wesen. Ja, so muss man das sehen.«
»Hat er euch angegriffen?«
»Nein.«
»Und ihr habt ihn nur in der Nacht gesehen?«
»Ja.«
»Wo lief er hin?«
»Das weiß ich nicht. Keiner von uns weiß das. Er lief quer über den Platz hier. Er hat uns gar nicht gemeint. Ich weiß auch nicht, ob er ein Gorilla ist. Jedenfalls ist er kein Mensch...«
»Ein Wolf?«
»Wie?«
Ich wiederholte das Wert. Rudy musste einige Sekunden nachdenken. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein, ein Wolf
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