Londons Albtraum-Nächte
sprechen.«
Ich wartete, bis das unheimliche Geräusch verklungen war, und fragte Suko dann. »Heult so ein Werwolf?«
»Manchmal schon.«
Einen allerletzten Blick warf ich über das Brachgelände. Viel hatte uns der Ausflug hierher nicht gebracht. Zumindest wussten wir, dass diese Gestalt tatsächlich existierte, denn die Berber waren gute Zeugen gewesen. Und wir gingen davon aus, dass wir hier in der Gegend bleiben mussten, wenn wir den Killer fangen wollten...
***
Unser Freund, Chief Inspector Tanner, hatte das Mordhaus noch nicht verlassen. Er hatte auch seine Männer bei der Suche nach Zeugen unterstützt, doch keiner der Kollegen war fündig geworden. Niemand hatte auch nur den Schatten des Mörders gesehen.
»Sieht nicht gut aus«, sagte Tanner, um dann zu fragen, wo wir uns herumgetrieben hätten.
»In der Nähe.«
»Ach. Und weiter?«
»Es gibt ihn«, sagte Suko.
»Woher weißt du das?«
»Weil er von Zeugen gesehen worden ist.«
Das Licht in der Umgebung war nicht besonders gut. Trotzdem sahen wir, dass Tanner einen roten Kopf bekam. Fast hätte er sich sogar seinen alten Filz vom Kopf gerissen. Etwas, das bei ihm selten vorkam.
»Was ärgerst du dich?«, fragte ich ihn.
»Weil wir uns hier bei den Befragungen die Stimme aus dem Hals leiern, darum. Wir konnten reden, was wir wollten, und was passierte? Nichts, gar nichts. Niemand hat was gesehen, und ihr strolcht draußen herum und habt Erfolg gehabt.«
»Nein, nein!«, stellte ich richtig. »So kannst du das nicht sehen. Es war nur ein mittelbarer Erfolg. Die Beschreibung des Täters bekamen wir nur sehr vage.«
»Trotzdem habt ihr etwas in der Hand. Wie sieht der Killer denn aus? Ist er überhaupt ein Mensch?«
»Kaum.«
»Sondern?«
»Ich tippe mehr auf einen Werwolf«, sagte ich. »Oder auf ein Geschöpf, das ihm ähnlich sieht. Außerdem treibt es sich noch in der Nähe herum, denn wir hörten sein Heulen.«
»Ach«, flüsterte Tanner, »und ihr habt euch nicht geirrt Ist das tatsächlich ein Werwolf gewesen?«
»Nicht hundertprozentig«, erwiderte Suko. »Aber die Anzeichen deuten zumindest darauf hin.«
»Und er wird bleiben, nicht?«
»Wir aber auch«, erklärte ich.
Tanner lächelte etwas kantig. »Dann brauche ich mich nicht um ihn zu kümmern. Ich habe nämlich schon an eine Bewachung für das Haus gedacht.«
»Nein, das brauchst du nicht.«
Er zuckte die Achseln. »Wir sind hier so gut wie fertig. Wie ist es mit euch? Wollt ihr bleiben?«
»Nein, aber wir kommen wieder.«
»Das will ich auch hoffen.«
Bevor wir das Haus verließen, wollten wir uns von Tom Brixon verabschieden. Er hockte noch immer in der Küche und starrte vor sich hin. Erst als wir eintraten, hob er den Kopf.
»Ich habe mit Elisa, meiner Frau, telefoniert. Sie hat Dienst als Krankenschwester. Als ich ihr erzählte, was hier los war, konnte sie es kaum glauben. Ich weiß auch nicht, aber sie hat mich fast für verrückt gehalten.«
»Das sind Sie nicht«, beruhigte ich ihn und sprach weiter. »Sie können sich hinlegen. In dieser Nacht wird nichts mehr passieren, Mr. Brixon, das kann ich Ihnen versichern.«
»Und das wissen Sie genau?«
»Sie können sich darauf verlassen.«
»Aber beendet ist es nicht, oder?«
»Nein. Es könnte morgen, das heißt ja schon heute, weitergehen.«
Meinen Sie die kommende Nacht, Mr. Sinclair?«
»Natürlich.«
»Und dann?«
»Werden Sie hier im Haus zwei neue Mieter haben«, sagte Suko.
***
Ich sah es nur als legitim an, am Morgen ziemlich lange zu schlafen. Wie ich Suko kannte, war er wohl allein ins Büro gefahren. Nach dem Duschen rief ich dort an.
Glenda Perkins, unsere Assistentin, meldete sich. »Machst du Urlaub?«
»Leider nicht.«
»Und wo bist du?«
»Nicht zu Hause.«
»Wann kommt ihr?«
»He, ist Suko auch nicht da?«
»Nein.«
»Irgendwann.«
Sie lachte. »Es ist komisch, dass Sir James noch nicht nach euch gefragt hat.«
»So komisch ist das nicht, meine Liebe. Er hat gewusst, wie wir uns die Nacht um die Ohren geschlagen haben. Ein Vergnügen war es jedenfalls nicht.«
»Ich kann ja vom Italiener was zum Mittag kommen lassen.«
»Einverstanden.«
Mit dieser Antwort hatte Glenda nicht gerechnet. Ich hörte noch ihren leicht überraschten Ruf, dann legte ich auf und verließ meine Wohnung.
Nebenan wohnte Suko mit Shao zusammen. Die Chinesin öffnete die Tür. »Komm rein, John.«
»Hat Suko auch so lange geschlafen?«
»Was denkst du von ihm?«
»Hätte ja sein
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