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Long Dark Night

Long Dark Night

Titel: Long Dark Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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zwanzigtausend erhielt. Ich sage, daß es ziemlich wahrscheinlich ist, ja.«
    »Er hat das ganze Geld gestohlen und sie dann erschossen, läuft es darauf hinaus, ja?«
    »Ja, genau darauf läuft es hinaus. So sieht das für uns aus.«
    »Detective, ich will Ihnen was sagen. Das ist so absurd, daß ich Sie jetzt auffordern werde, sofort mit der Befragung meines Klienten aufzuhören…«
    »Er heißt Schiavinato«, sagte Carella. »Schi-ah-win-na-to.«
    »Vielen Dank. Wir wiederholen uns hier ununterbrochen. Sie verschwenden die Zeit aller Anwesenden hier, und ich glaube, Sie wissen genau, daß ein Schwurgericht diesen Fall in nicht mal zehn Sekunden aus dem Fenster werfen würde.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Wir glauben das nicht«, ergänzte Byrnes.
    »Wie dem auch sei, lassen Sie uns aufhören. Sofort.«
    »Klar«, sagte Carella. »Ich habe sogar einen Vorschlag.«
    »Und der wäre, Detective?«
    »Veranstalten wir doch eine kleine Gegenüberstellung.« Moscowitz sah ihn an.
    »Holen wir Himmel und Santiago aus dem Bett, und wecken wir den Mann, der beobachtet hat, wie Ihr Klient über dem Gulli kniete, aus dem wir den Revolver gefischt haben.«
    Moscowitz schwieg, und zwar für eine Zeitspanne, die ihnen ziemlich lang erschien. Dann sagte er: »Was für ein Mann? Einen solchen Zeugen haben Sie nicht.«
    »Wollen wir wetten, Herr Anwalt?«
     
    »Ich verstehe nur nicht«, sagte Priscilla, »was mit den restlichen hundertzwanzig Riesen passiert ist?«
    »Das kapier ich auch nicht«, sagte Georgie.
    Sie saßen in Lieutenant Byrnes Büro, Priscilla in dem bequemen schwarzen Ledersessel hinter dem Schreibtisch des Lieutenants, die Männer auf der anderen Seite des Raumes neben den Bücherregalen auf Holzstühlen mit geraden Lehnen.
    Vor dem Büro lag der Dienstraum. Telefone klingelten, und hinter den mit Gittern versperrten Eckfenstern war der stetige Verkehrslärm der Grover Avenue und der Seitenstraße zu hören. Jenseits des Holzgeländers, das den Dienstraum vom Korridor trennte, gab es einen kleinen Raum, auf dessen Milchglasscheibe das Wort Verhörzimmer stand, und dort wurde Lorenzo Schiavinato noch immer vernommen. Die kleine Digitaluhr auf dem Schreibtisch des Lieutenants, die neben dem Foto einer Frau stand, die Priscilla für seine Ehefrau hielt, zeigte 10 Uhr 32 an. Der Tag wurde bewölkt. Es sah so aus, als würde es wieder schneien.
    »Er hat gesagt, sie hätte von der Bank hundertfünfundzwanzigtausend Dollar abgehoben, nicht wahr?«
    »Hat der Cop gesagt, ja«, sagte Tony.
    »Hundertfünfundzwanzigtausend, richtig?«
    »Carella, genau.«
    »Wieso waren dann in dem Umschlag nur fünf Riesen?« fragte Priscilla.
    »Was nun auch kein Kleingeld ist«, erinnerte sie Georgie wieder einmal.
    Er wünschte sich verzweifelt, daß sie glaubte, die alte Dame hätte die fünftausend gemeint, als sie davon sprach, daß für ihre Enkelin gesorgt sein würde. Er wollte, daß sie nicht länger an die fehlenden hundertzwanzigtausend dachte. Er wußte, wo fünfundneunzig davon waren. In einem Umschlag in einer Schuhschachtel auf der obersten Ablage in seinem Kleiderschrank, versteckt in einem Paar schwarzer Lederslipper, die er zu besonderen Anlässen wie Sylvester zu seinem Smoking trug.
    »Was ist bloß mit den restlichen hundertzwanzigtausend passiert?« fragte Priscilla erneut. Georgie rechnete noch immer.
    Die alte Dame hatte hundertfünfundzwanzigtausend von der Bank abgehoben. Aber in dem Schließfach waren nur hunderttausend gewesen. Wo also waren die restlichen fünfundzwanzigtausend geblieben?
     
    Lorenzo hatte die Hände vors Gesicht geschlagen und schluchzte.
    Weil er Italiener war. Und weil ihm sein Anwalt geraten hatte, ihnen alles zu sagen, was er über den Tod der alten Dame wußte, bevor die Cops anfingen, eine Menge Leute zu holen, die mit dem Finger auf ihn zeigen würden. Moscowitz hörte ohne die Bemühungen eines Dolmetschers zu, als Lorenzo seine Geschichte in gebrochenem Englisch erzählte.
    Es war eine traurige Geschichte.
    Nachdem Moscowitz sie gehört hatte, sagte er den Detectives, es bestünde für ihn keinen Zweifel, daß ein Verbrechen verübt worden sei, aber es gäbe ungewöhnliche und mildernde Umstände. Angesichts dieser ungewöhnlichen Voraussetzungen hätte er seinem Klienten geraten, seine Geschichte in Anwesenheit eines Bezirksstaatsanwalts zu erzählen, den er hiermit zu holen bat.
    Mit anderen Worten, er war zu einem Handel bereit.
     
    Als die Stellvertretende

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