Long Tunnel. Ein Roman des Homanx- Zyklus.
erhöht angelegter Teich mit tropischen Fischen von verschiedenen Welten. Er war von Büschen und sorgsam gepflegten Pflanzen umgeben. Die Decke wurde von einer Lianenart verdeckt, die bei künstlichem Licht besonders gut gedieh und kein Laub abwarf.
Flinx hatte sehr viel übrig für Grünpflanzen. Die Welt, auf der er aufgewachsen war, trug auf ihrer Oberfläche dichte immergrüne Wälder. Pips Heimatwelt bestand zum größten Teil aus Dschungel und Savanne. Er hatte genug Wüste und Eis gesehen, um beides nach Möglichkeit zu meiden.
Künstliche Schwerkraft machte alles das möglich, sogar den sprudelnden Brunnen in der Teichmitte, der sowohl normales wie auch leichtes Wasser in die Höhe schleuderte. Schweres Wasser verhielt sich an Bord normal, aber leichtes Wasser konnte in verschiedenen Farben getönt werden. Es war eine Mischung aus Glyerzin und Gasen, die in unglaublich dünnen Polymermembranen eingeschlossen waren. Diese stiegen in Gestalt vielfarbiger Bläschen in die Höhe und wurden von einem Trichter aufgesogen, der von den Ranken an der Decke verborgen war. Dieser Trichter kondensierte und bereitete die Bläschen durch das Wasser darunter auf.
Die Möbel bestanden aus echtem rohen Holz, das mit üppigen schwellenden Polstern belegt war, die musikalisch auf jeden reagierten, der darauf Platz nahm, indem sie ihre Melodien den Bewegungen und Gefühlen der Sitzenden anpaßten. Violette und tiefblaue Gestalten jagten sich in zufälliger Anordnung über die runden Wände wie Käfer auf einer Rennbahn. Das absolut Zufällige dieser Jagd war Teil des künstlerischen Inhalts. Die ›Höhle‹ war eine bemerkenswerte Mischung von rechtwinkeligen, geometrischen Formen und warmer Beleuchtung, von grün wuchernden Pflanzen und glitzerndem Wasser, von Natur und Technik.
Clarity wanderte durch den Raum und betrachtete die Flora und die Kunst. Jedes Element der Einrichtung erschien so leuchtend und auffällig wie die Augen eines Kindes und war liebevoll hergestellt und angeordnet, als hätte ein Profi die Innenraumgestaltung besorgt. Flinx hatte einfach alles zusammengewürfelt.
Als sie ihren Rundgang beendet hatte, beruhigte sich ihr Atem wieder. »Und das alles gehört tatsächlich Ihnen?«
»Die Leute schenken mir gern irgendwelche Dinge.« Flinx lächelte verlegen. »Ich weiß nicht warum. Ein paar Dinge habe ich während meinen Reisen selbst erworben.« Er machte eine ausholende Geste. »Der Brunnen und die Pflanzen sind da, weil ich beides gern betrachte. Es sind zwar auch Roboter da, aber ich ziehe es vor, mich mit natürlich wachsenden Dingen selbst zu beschäftigen. Ich scheine bei Pflanzen eine recht geschickte Hand zu haben.«
Er erklärte ihr nicht, daß er annahm, daß sein Erfolg mit Pflanzen etwas mit seiner Empathie zu tun hatte, und er erwähnte auch nicht die Theorien, die besagten, daß Pflanzen zu Empfindungen und Gefühlen fähig seien. Sie hielt ihn schon für seltsam genug, auch wenn er ihr das Leben gerettet hatte.
Vielleicht hätte ich Bauer werden sollen, dachte er. Obwohl es auf Moth wenig Platz für Bauern gab. Wenn er offiziell um Hilfe gebeten hätte, dann wären die Pflanzen, die er auf Mutter Mastiffs Empfehlung angebaut hatte, sicherlich ungesetzlich gewesen.
»Wir sollten losfliegen«, sagte sie plötzlich, als erinnere sie sich jetzt erst wieder daran, warum sie überhaupt zu seinem Schiff zurückgekehrt waren.
»Wir sind bereits unterwegs.«
»Wo? Wie?« Sie schaute sich verblüfft um, aber es gab in dem Gemeinschaftsraum kein Sichtfenster.
»Bereits außerhalb des Systems und nicht mehr im Alaspin-Orbit.« Er warf einen Blick auf sein Armchronometer. »Es ist ein sehr einfacher Befehl. Das Schiff richtet sich nach verbalen Angaben. Das ist viel einfacher, als die Befehle per Tastatur einzugeben. Wenn Sie eine dritte Stimme reden hören, kühl, weiblich-neutral, dann ist das die Teacher. Sie kann nicht denken, daher versuchen Sie erst gar nicht, mit ihr zu diskutieren. Ich habe es lieber so. Ich wollte etwas, das sofort auf meine Wünsche reagiert und mit mir nicht über Alternativen debattiert.«
»Im Gegensatz zu mir?« Sie ging hinüber zu dem Steinwall, der den Teich umschloß, nahm darauf Platz und tauchte eine Hand ins Wasser. Ein Funkeln aus rotem Stahl segelte auf türkisfarbenen Flügeln heran, um ihre Finger zu inspizieren. Sie streckte die Hand träge dem Wesen entgegen, und es schoß nach einem kurzen Schlag seines dreiflossigen Schwanzes davon.
»Die Leute
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