Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lord Camerons Versuchung

Lord Camerons Versuchung

Titel: Lord Camerons Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
Vom Netzwerk:
vergingen – im mildesten Winter, den Ainsley, die die schottische Kälte gewöhnt war, je erlebt hatte. Sie stellte fest, dass sie mit Cameron über viele Dinge unbeschwert reden konnte – Neuigkeiten der Welt, Sport, Spiele, ihre Ansichten über die schottische Geschichte und die Beziehung zu England, Bücher, Musik, Theater, Kunst. Cameron war ein belesener und weitgereister Mann, der darüber scherzte, dass er ein wenig Wissen in Cambridge erworben habe, auch wenn das im Schlaf geschehen sein musste. Denn seine wachen Stunden habe er mit Trinken, Spielen, Reiten und der Jagd nach Frauen verbracht.
    Er sprach recht offen über das ausschweifende Leben, das er geführt hatte, weil, wie er knurrend meinte, Ainsley es verdiente, alles zu erfahren, und außerdem verachtete er Heuchler. Aber selbst bei dieser Offenheit verbarg Cameron einen Teil von sich vor ihr, ließ niemals mehr als einen flüchtigen Blick Ainsleys darauf zu. Der Eindruck, ausgeschlossen zu sein, verursachte in ihr ein Gefühl der Einsamkeit, selbst wenn Cameron sie jede Nacht wie ein Verrückter liebte.
    An den meisten Abenden aßen die drei zusammen oder gingen ins Theater oder in die Oper, und es war nicht mehr die Rede davon, Daniel zurück nach Cambridge zu schicken. Cameron gefiel es, seinen Sohn um sich zu haben, auch wenn er, wie Ainsley feststellte, nicht unbedingt wusste, was er mit ihm anfangen sollte. Tagsüber besuchten sie Museen und die berühmten Gärten oder schlenderten einfach durch die Straßen. Sie spazierten so oft vom Hafen hinauf in die Berge, dass Ainsley erklärte, dieser Winter müsse wohl der gesündeste sein, den sie je erlebt habe.
    Aber Cameron schlief niemals mit Ainsley in einem Bett.
    Nur ein einziger Zwischenfall trübte ihre unbeschwerte Zeit in Monte Carlo. Daniel kehrte eines Nachmittags mit einem blauen Auge und blutendem Gesicht ins Hotel zurück. Ainsley machte viel Lärm darum, während sie ihn verarztete, aber Cameron betrachtete seinen Sohn mit finster gerunzelter Stirn.
    »Hast du es zu Ende gebracht?«, fragte er ihn. »Oder wird die Polizei an meine Tür klopfen, um dich mitzunehmen?«
    »Ich hab mich nicht geprügelt, Dad. Ein Kerl hat mich von seinen Handlangern zusammenschlagen lassen.«
    Ainsley sah Daniel beunruhigt an. »Dann sollten wir zur Polizei gehen.«
    Daniel zuckte die Schultern. »Mir geht’s gut. Ich bin ihnen entwischt.«
    »Was für ein Kerl?«, verlangte Cameron zu wissen. »Was ist passiert?«
    Daniel sah aus, als wollte er nicht so recht mit der Sprache heraus. »Du wirst wütend werden, wenn ich es dir sage. Vielleicht sollte ich es nicht tun, solange Ainsley dabei ist.«
    »Ich bin aus ziemlich hartem Holz geschnitzt, Daniel«, sagte Ainsley. »Ich will alles über diesen Mann wissen, und ich denke noch immer, dass wir seine Schläger verhaften lassen sollten. Welche Art Mann veranlasst andere, einen Jungen zusammenzuschlagen?«
    »Count Durand.«
    Ainsley wusste nicht, wer das war, Cameron hingegen umso mehr. »Durand lebt noch? Ich dachte, er sei inzwischen an der Gonorrhö gestorben.«
    Daniel schnaubte und entspannte sich sichtlich. »Nein, er ist hier, aber er sieht nicht gut aus. Verhärmt, würde ich sagen. Vielleicht hat er sie jetzt, die Gonorrhö.«
    »Er hat seine Leute auf dich gehetzt?« Cameron stellte diese Frage sehr ruhig, aber Ainsley spürte die Wut, die sich wie ein Geysir in ihm aufbaute.
    »Ich gebe zu, dass ich Durand zuerst geschlagen habe. Aber nur, weil er wieder angefangen hat zu behaupten, er sei mein Vater. Ich habe ihm gesagt, dass das unmöglich stimmen könne, weil sein Docht doch schon seit Jahrzehnten nicht mehr brenne. Dann hat er gesagt, ich sei verrückt, wenn ich behaupte, ein MacKenzie-Welpe zu sein, so verrückt wie meine Mutter. Also habe ich ihm eine gelangt. Er hat losgeschrien, und seine Leute haben mich von ihm weggerissen, und er hat ihnen gesagt, sie sollen mir eine ordentliche Tracht Prügel verpassen. Durand hat gesagt, er würde ihnen befehlen aufzuhören, wenn ich zugebe, sein Sohn zu sein, aber bevor ich das tue, fahre ich lieber zur Hölle. Ich konnte mich von ihnen losreißen und bin entwischt.«
    Ainsley hatte schockiert zugehört; aus dem Tuch, das sie benutzt hatte, um Daniels Gesicht zu säubern, tropfte blutiges Wasser auf den Teppich. »Cameron …«
    »Ich werde mir Durand vorknöpfen. Danny, du bleibst ihm vom Leibe. Keine Gedanken an Rache. Verstanden? Ich will nicht, dass er das nächste Mal zehn Männer auf dich

Weitere Kostenlose Bücher