Lord Camerons Versuchung
dich und John Douglas sprichst.«
»Aber wir müssen über dich sprechen.«
»Warum?« Seine großen Hände ballten sich zu Fäusten. »Warum müssen wir das, Ainsley? Bist du in mein Leben getreten, um all meine Probleme zu lösen? Ich will keine gottverdammte Nanny, ich will eine Geliebte.«
»Das will ich ja auch sein.«
»Um Himmels willen, Ainsley, was willst du von mir hören? Dass Elizabeth verrückt war? Du hast doch die Geschichten gehört. Eleanor muss dir einiges berichtet haben – schließlich hat Hart alle Familiengeheimnisse an sie ausgeplaudert. Eleanor ist vor uns davongelaufen, die kluge Frau.«
»Sie hat mir erzählt, dass Elizabeth dich verletzt hat.«
»Stimmt, das hat sie.« Cameron riss den Knopf an seiner Manschette ab und zerrte den Ärmel hoch. »Du wolltest etwas über diese Narben auf meinem Arm wissen? Also gut, ich werde es dir sagen. Elizabeth war in meinem Schlafzimmer und hat eine Zigarre geraucht. Ihren Liebhabern gefiel es, wenn sie Zigarren rauchte, also tat sie es – natürlich auch, um mich daran zu erinnern, dass sie nicht ganz mir gehörte. Daniel war ebenfalls dort, und sie sagte, es wäre interessant zu sehen, welche Art von Narben Zigarrenglut auf Babyhaut hinterlassen würde.«
Ainsley stand der Mund offen. Davon hatte Eleanor nichts gesagt. Sie dachte an ihre Tochter, den kleinen kostbaren Körper, den sie für einen Tag an ihren Busen hatte drücken können, und maßlose Wut stieg in ihr hoch. »Wie konnte sie nur?«
»Ich griff nach Danny, und während ich versuchte, meinen Sohn von ihr wegzuhalten, hat sie mich mit der verdammten Zigarre verbrannt. Sie sagte, sie würde Daniel in Ruhe lassen, wenn ich ihr stattdessen erlaubte, mir ein Muster auf den Arm zu brennen. Also habe ich sie gewähren lassen. Sie hat es genossen. Dann habe ich Danny in sein Zimmer zurückgebracht und bin bei ihm geblieben für den Fall, sie würde hinaufgehen und noch Schrecklicheres zu tun versuchen. Elizabeth hat Daniel gehasst, weil sie wusste, dass er mein Sohn war. An jenem Tag habe ich angefangen, Vorkehrungen zu treffen. Ich wollte sie fortschicken, aber bevor ich Gelegenheit dazu hatte …« Er machte eine hilflose Geste.
Ainsley schlang die Arme um sich und versuchte, ihr Zittern zu beherrschen. »Cam, es tut mir so leid.«
»Es tut weh, Ainsley. Ich habe sie verabscheut, und es tut noch immer weh.« Er zog seinen Ärmel herunter und legte die Manschettenkanten übereinander. »Deshalb will ich nicht darüber reden.«
Ainsley hob den Knopf auf, den er abgerissen hatte, und suchte im Frisiertisch nach Nadel und Faden. Erstaunlicherweise hielt Cameron still, während sie den Knopf anzunähen begann. Sie hatte Schwierigkeiten, durch die Tränen in ihren Augen die Nadel zu erkennen. Die Manschette schloss sich und verhüllte die runden Narben.
»Cam«, sagte sie leise. Eine Träne fiel auf sein Handgelenk.
Cameron legte einen Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht. In seinen Augen loderten Feuer, Wut und Schmerz. »Lass mich, Ainsley. Versuche nicht, mich in einer Nacht zu ändern. Ich habe dir gesagt, dass ich ein Wrack von einem Mann bin.«
Ein Mann, den ich liebe.
Ainsley küsste ihn auf die Handfläche.
Cameron starrte einen Moment lang auf sie hinunter, sein Daumen streichelte die Locken in ihrem Nacken. Dann nahm er ihr Gesicht in seine Hand und küsste sie rasch.
In diesem Kuss lagen Leidenschaft, Hunger, Begehren. Er zog sie hoch zu sich, der Kuss wurde tiefer. An diesem Abend würden sie nicht ausgehen.
Cameron sprach nicht mehr über die Angelegenheit, aber Ainsley weigerte sich, sie zu vergessen. Cameron hatte gesagt, er wolle keinen Streit, und Ainsley wollte ihn ebenso wenig, aber sie konnte auch nicht so tun, als gäbe es das Problem nicht.
In der Zwischenzeit, inmitten des aufregenden Lebens in Paris, hatte Daniel seine Sachen gepackt und war nach Cambridge abgereist, um das Wintersemester zu beginnen. Er war nicht glücklich darüber gewesen, abreisen zu müssen, aber er hatte Ainsley einen Abschiedskuss gegeben, seinem Vater mürrisch die Hand geschüttelt und war missmutig in den Zug gestiegen.
Ainsley hatte es das Herz schwer gemacht, ihn fortgehen zu sehen, und sie bemerkte, dass auch Cameron brummiger und missmutiger war als gewöhnlich. Er vermisste seinen Sohn, den Sohn, um dessentwillen er Qualen erlitten hatte, um ihn zu beschützen.
Aber schon zwei Wochen nach seiner Abreise war Daniel wieder zurück.
22
Daniel kam aus dem Regen herein,
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