Lord Camerons Versuchung
mich wehren würde. Ich habe so hart gekämpft wie sie, deshalb habe ich den Zeitpunkt verpasst, mich davonzumachen. Weißt du, ihr Anführer war gar nicht schlecht. Für einen Schlägertypen von der Straße.«
Gott helfe uns.
»Du hast also Edinburgh gewählt. Warum? Gibt es dort weniger Schläger auf der Straße?«
»Wirklich witzig, Dad. Mir gefällt ein Professor dort, der mich in Ingenieurwesen unterrichten wird. Und es gibt dort einen, der mich die Architektur lehren wird. Keine Philosophie mehr, vielen Dank.«
»Wenn du nicht Philosophie studieren möchtest, Danny, hättest du es mir nur zu sagen brauchen.«
Wieder das lässige Schulterzucken. »Ich wusste es selbst nicht genau, Dad, um die Wahrheit zu sagen. Ich musste herumstreifen und es für mich selbst herausfinden. Aber jetzt habe ich mich entschieden. Das Frühjahrstrimester ist vorbei, aber sie sagten, sie würden mir Privatunterricht geben, um mich auf den erforderlichen Wissensstand zu bringen. Ich werde die Umgebung kennenlernen, die Leute dort treffen und mir ansehen, wie alles läuft. Zwischen den Trimestern werde ich herkommen und dann im Sommertrimester ernsthaft mit dem Studium beginnen. Ich werde noch heute den Zug nehmen und dir ein Telegramm schicken, wenn ich ankomme. Onkel Mac sagt, ich kann in seinem Haus wohnen.«
Der feste Schmerz, den er in seinem Herzen empfand, verwirrte Cameron. Er hatte sich daran gewöhnt, Danny ständig um sich zu haben. Er hatte das Anwesen in Berkshire auch deswegen gekauft, um nahe bei Daniel zu sein, wenn er in Harrow wäre.
Jetzt trennten sich ihre Wege. Der Sohn, für den Cameron so hart gekämpft hatte, den er immer beschützt hatte, war so weit, sich von nun an selbst zu schützen.
»Warum der plötzliche Wunsch fortzugehen?«, fragte Cameron mit leichter Stimme. »Ich kann immer Hilfe bei den Pferden brauchen. Die Rennen in Newmarket fangen bald an, und du kannst trotzdem im Sommer mit dem Studium anfangen.«
Daniel sah seinen Vater direkt an. »Weil ich weiß, dass du ohne mich zurechtkommen wirst. Du brauchst mich nicht mehr, Dad. Du hast jetzt Ainsley, die sich um dich kümmert.«
»Ich dachte, ich kümmere mich um sie.«
Daniel schnaubte. »Es kann sein, dass sie dich das glauben lässt. Du hast die ganze letzte Nacht bei ihr verbracht, richtig? Ich meine, geschlafen und all das?«
Camerons Gesicht rötete sich. »Geht dich das etwas an?«
»Das ganze Haus weiß es, Dad. Alle freuen sich, dass deine Ehe eine sehr gute Chance hat, und ich freue mich auch.«
»Grundgütiger Gott, weiß denn keiner etwas Besseres, über das er reden kann?«
»Nein. Sie alle mögen Ainsley, und sie wollen sichergehen, dass du sie gut behandelst. Ich mag sie auch, und ich will dasselbe. Jetzt hast du dich bewiesen.«
Cameron sah ihn aus schmalen Augen an. »Hast du deshalb den Winter bei uns verbracht? Damit du ein Auge darauf haben kannst, wie ich mit Ainsley umgehe?«
»Zum Teil, ja. Darum weiß ich, dass es für mich in Ordnung ist, jetzt zu gehen.«
Cameron war nach Lachen zumute. Er wollte Daniel umarmen, dem Jungen sagen, dass er ein verdammter Narr war – und ihm sagen, wie sehr er ihn liebte.
Keiner von ihnen beiden hatte sich je behaglich gefühlt bei dieser Art von Sentimentalitätsaustausch, also wandten sie sich den Pferden zu, um sie zu beobachten. Das Fohlen namens Chance’s Daughter, eine hübsche Stute, die Cameron ungefähr zu der Zeit von Ians und Beths Heirat gekauft hatte, lief voller Anmut und Freude. Sie würde sich dieses Jahr bei den Rennen der Dreijährigen gut machen.
»Daniel«, sagte Cameron nach einer Weile. »Ich weiß, dass ich der schlechteste Vater war, mit dem ein Junge gestraft sein kann.«
»Nicht deine Schuld, Dad. Du bist ein MacKenzie.«
»Das bist du auch. Vergiss das nicht.« Pferde donnerten auf sie zu, Chance’s Daughter übernahm mühelos die Führung. »Mach nicht die Fehler, die ich gemacht habe.«
»Ich werde viele Fehler machen, das garantiere ich dir. Aber weißt du, ich habe einen Vorteil. Alles, was du hattest, war ein Dad, der seine Söhne geschlagen hat und der zudem eifersüchtig auf sie war. Ich habe einen Vater, der versucht, das Richtige zu tun, selbst wenn er es meistens vermasselt. Und dann gibt es da noch meine süßen Tantchen und meine Stiefmutter, die mir zeigen, dass manche Frauen gar nicht so schlecht sind. Sie wollen nicht alle unser Geld. Einige der Mädchen mögen uns sogar.«
Cameron lachte. »Ja, einige davon. Und jetzt, mein
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