Lord Camerons Versuchung
Sohn, werde ich etwas tun, das dir peinlich sein wird.«
Er packte Daniel und umarmte ihn fest. Statt sich zu sträuben, lachte Daniel laut und erwiderte die Umarmung. Die Umarmung wurde fester und fester, bis Cameron nicht mehr atmen konnte. Daniel war in der Tat stark geworden.
Die beiden lösten sich voneinander. »Komm bald zu uns zurück, hörst du?«, sagte Cameron.
»Natürlich. Du wirst mir alles beibringen, was du über die Arbeit mit den Ponys weißt, damit ich dein Partner werden kann, wenn ich erst mit der Universität fertig bin. Wir werden weltberühmt werden, Dad.«
»Das hast du alles schon geplant? Und was ist mit deinem Ingenieurabschluss und der Architektur?«
»Das wird alles ineinandergreifen. Ich könnte vielleicht eine bessere Transportmöglichkeit für Pferde erfinden oder einen besseren Stall entwerfen. Und ich werde die Burschen an der Universität bearbeiten und sie und ihre Väter dazu bringen, ihre Pferde zu uns zu schicken.« Er schlug seinem Vater auf die Schulter. »Von Ainsley habe ich mich schon verabschiedet. Sie hat geweint und mich auf die Wange geküsst und hat mir dann ein Kuchenpaket mitgegeben. Sie zu heiraten war das Klügste, was du je getan hast, Dad. Jetzt gibt es Hoffnung für dich.«
Nach dieser Erklärung umarmte Daniel seinen Vater noch einmal. Cameron erwiderte die Umarmung, dann ließ er seinen Sohn widerstrebend los und seines Weges ziehen.
Daniel winkte Angelo zu, der kam, um sich zu Cam zu gesellen, und ging dann zu der Kutsche, die vor dem Haus stand und darauf wartete, ihn zum Bahnhof zu bringen. Daniel war so groß und stark wie Ian oder Mac, vielleicht sogar wie Hart.
»Sie werden so schnell groß«, sagte Angelo, als er neben Cam stand. Cameron sah ihn an und dachte, er scherze, aber Angelos dunkle Augen waren ernst. »Ihre Kindheit ist innerhalb eines Wimpernschlags vorbei, und dann müssen sie Männer sein. Ihr Engländer seid seltsam, ihr schickt eure Söhne hinaus in die Welt, sobald sie groß genug sind. Meine Familie ist für immer zusammen.«
»Dazu ist zu sagen, dass auch du nicht mit deinen Leuten zusammenlebst, Angelo, also werde jetzt nicht sentimental. Außerdem ist meine Familie zusammen. Nur eben ein wenig verteilt.«
»Reiche Engländer brauchen zu viel Platz.«
»Das ist richtig, aber es bewahrt uns davor, einander umzubringen.«
Angelo grinste. Daniel stieg in die Kutsche, und Cameron sah ihr nach, als sie die Auffahrt hinunterfuhr. Er fühlte einen Stich im Herzen.
Er würde Daniel vermissen, aber er verstand Angelos Worte auf die Art, wie der Rom sie gemeint hatte. Daniel würde jederzeit bei Cameron willkommen sein, so oft und so lange, wie er wollte. Er hatte alles in seiner Macht Stehende getan, um verdammt dafür zu sorgen, dass Daniel sich niemals fürchten musste, nach Hause zu kommen.
Zumindest in dieser Hinsicht hatte Cameron es weitaus besser gemacht als sein eigener Vater.
Ainsley empfand das Haus ohne Daniel als sehr leer. Cameron blieb jetzt jede Nacht bei ihr, und das bedeutete, das Ainsley nur wenig Schlaf bekam. Er weckte sie am Morgen mit Liebe, und sie trennten sich mit müden Augen, um ihrem Tagewerk nachzugehen.
Cameron war unglücklich über den Verlust von Jasmine, das konnte Ainsley sehen, obwohl er ihr hartnäckig versicherte, dass dem nicht so sei, wenn sie es zur Sprache brachte. Er hatte viele andere Pferde, die sich gut machten, und Chance’s Daughter würde wahrscheinlich die fünf wichtigsten Rennen des Jahres gewinnen.
Ainsley wünschte sich, dass Cameron mit Lord Pierson seinen Frieden schließen würde – oder noch besser, dass Lord Pierson nicht ein solch aufgeblasener Narr wäre. Jasmine hatte unter dem Streit der beiden Männer zu leiden, und Ainsley wurde das Herz schwer, wenn sie daran dachte.
Aber Ainsley hatte eine Idee, wie das Problem vielleicht gelöst werden konnte. Ganz legal selbstverständlich. Sie schrieb an ihren Bruder Steven, weil sie hoffte, ihn für ihren Plan zu gewinnen, aber Steven antwortete, dass er sein Regiment nicht verlassen könne. Sinclair war zu beschäftigt mit seiner Kanzlei, Elliot war weit weg in Indien und Patrick …
Hmmm, vielleicht würde Patrick noch am ehesten in der Lage sein, ihr zu helfen.
Doch bevor Ainsley noch irgendwelche Pläne in die Tat umsetzen konnte, erhielt sie ein Telegramm, das sie mit einem Schlag aus ihrem neuen und angenehmen Leben riss.
26
Cameron kam ins Haus, während Ainsley packte. Ihre Zimmer waren ein Durcheinander aus
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