Lord Camerons Versuchung
lag auf der Seite, die Wange auf dem Kissen, die Decke von sich weggetreten. Seine Augen waren geschlossen, sein Haar zerzaust. Ein leises Schnarchen kam aus seinem leicht geöffneten Mund.
Lord Cameron MacKenzie schlief bei ihr.
25
Ainsley stützte sich auf den Ellbogen und betrachtete Cameron. Er lag auf dem Bauch wie ein ruhendes Tier, die Arme um das Kissen geschlungen, die nackten Beine ausgestreckt. Die Morgensonne schien auf seine Oberschenkel, Locken aus drahtigem Haar bedeckten die Haut zwischen den Narben.
Sie hatte ihn noch nie so wie jetzt gesehen; sie konnte deutlich erkennen, wo seine Haut verletzt worden und vernarbt war. Narben zogen sich die Oberschenkel hinauf und über seine Kehrseite, verschwanden zwischen den festen Hügeln. Die Haut neben dem Spalt war über und über vernarbt.
Cameron musste an jenem schrecklichen Tag, den Count Durand erwähnt hatte, um Cameron zu reizen, auch so dagelegen haben. Lang ausgestreckt und schlafend. Ainsley fragte sich, wie lange Cameron wohl gebraucht hatte, um sich in dieser Schlafhaltung wieder sicher zu fühlen, selbst hinter der Schlafzimmertür, die er jede Nacht abschloss. Es hatte bestimmt lange gedauert.
Jetzt schlief er tief. Sein Körper wirkte gelöst, und selbst die Fältchen in seinen Augenwinkeln hatten sich geglättet.
Ainsley berührte ihn nicht. Sie legte sich zurück in die Kissen und beobachtete ihren Mann, bis das Sonnenlicht sie schläfrig machte und sie zurück in einen sanften Schlummer glitt.
Etwas streifte Camerons Oberschenkel. Er riss die Augen auf. Das Zimmer war hell vom Sonnenschein und warm vom Feuer im Kamin. Cameron lag in einem wahren Durcheinander aus Laken und Decken bei Ainsley, die sich an ihn geschmiegt hatte. Was ihn gestreift hatte, war Ainsleys Knie gewesen.
Ihre Wärme war wie eine Umarmung. Sonnenstrahlen berührten die Flut ihrer goldfarbenen Haare und die Wimpern, die Schatten auf ihre Wangen warfen. Einen Arm hatte sie leicht angewinkelt über den Kopf gestreckt, der andere ruhte neben ihr.
Sie war unglaublich schön.
Cameron wurde bewusst, dass er nicht so reagiert hatte wie befürchtet, als Ainsley ihn geweckt hatte. Er hatte weder die Fäuste geballt noch versucht, sie von sich wegzustoßen. Er war in der Wärme und der Helligkeit ihres Schlafzimmers friedlich aufgewacht.
Ainsley schlief noch, und eine tiefe Ruhe überkam Cameron, als seine Ängste sich Stück um Stück auflösten und ihn freigaben.
Hier im Bett mit Ainsley war er sicher vor der Bestie, die in ihm lauerte, sicher vor der Grausamkeit der anderen. Er musste seine Reaktion auf sie unbewusst besänftigt haben, vermutlich weil er wusste, dass er sie beschützen musste, selbst wenn er schlief. Etwas an Ainsleys Berührung, an ihrem Duft hatte ihn beruhigt.
Camerons Erleichterung war so groß, dass die Welt zu klein schien, sie aufzunehmen. Ainsley regte sich, und er wusste, sie würde gleich aufwachen und alles Grau verbannen und ihn sich lebendig fühlen lassen.
Cameron streckte die Hand aus und strich ihr über das Haar, seine Finger zitterten.
Ainsley stieß einen leisen Ton aus und schlug die Augen auf.
Sie betrachtete ihn einen Moment lang in schläfriger Verwirrung, dann blühte ihr warmes Lächeln auf.
»Cam«, wisperte sie. »Du bist geblieben.«
Cameron streichelte ihre nackte Brust und schloss die Hand um sie. »Ich habe entschieden, dass es von Vorteil ist, neben dir aufzuwachen.«
»Oh ja?«
Cameron streichelte ihre Lippen mit seiner Zunge, bis sie sich öffneten. Ainsley knabberte an seiner Unterlippe, und Camerons Härte pochte.
»Von ganz entscheidendem Vorteil«, sagte sie.
Cameron legte sich auf sie. »Und den werde ich jetzt gründlich nutzen.«
Ainsleys Lächeln wurde tiefer, als Cameron in sie glitt. »Das merke ich«, sagte sie
Cameron brachte sie zum Schweigen, indem er sie zu lieben begann – in der sicheren Geborgenheit ihres Bettes.
»Angelo.«
Angelo hatte den Sattelgurt geöffnet und zog den Sattel vom Rücken des Pferdes, das er geritten hatte. Er hängte ihn an einen Haken in der Wand, schlug die Steigbügel hoch und ließ ihn dort, um ihn zu säubern, sobald er das Pferd versorgt hatte.
Cameron beobachtete, wie Angelo nach dem Striegel griff und begann, dem angebundenen Pferd das schweißnasse Fell zu bürsten. Das preisgekrönte Rennpferd verdrehte vor Wonne die Augen.
Angelo schwieg und wartete wie gewöhnlich ab, was Cameron im Sinn hatte. Er fuhr fort, den Metallstriegel in kreisenden
Weitere Kostenlose Bücher