Lord Camerons Versuchung
über Pferde an. Du bist sogar nach Balmoral gekommen, um mit ihr darüber zu reden.«
»Weil sie will, dass ihre Pferde gewinnen. Das heißt nicht, dass sie mich mag oder gar respektiert. Victoria kannte meine Mutter und hielt sie für eine Närrin, weil sie auf meinen Vater hereingefallen war. Sie hatte Mitleid mit meiner Mutter und gleichzeitig hat sie sie verachtet. Sie glaubt, die Söhne der MacKenzies seien aus demselben Holz geschnitzt wie der Vater, und so ganz unrecht hat sie damit nicht.«
»Sie hat sehr wohl unrecht. Das weiß ich ganz genau. Isabella hat mir von deinem Vater erzählt. Er muss schrecklich gewesen sein.«
»Aber er ist hier.« Cameron legte die Hand auf seine Brust. »Er ist hier drinnen. Der Tyrann, der uns geschlagen hat, der meine Mutter getötet hat, der Ian in ein Irrenhaus gesperrt hat – er ist hier in mir drinnen. Er ist in uns allen. Du wirst bemerkt haben, dass meine Familie nicht ganz normal ist.«
Sie bedachte ihn mit einem kleinen Lächeln. »Exzentrisch, das auf jeden Fall.«
»Wahnsinnig, verrückt bis zur Raserei. Ich betäube die Verrücktheit mit meiner Arbeit mit den Pferden, aber zwischen den Rennsaisons kann ich ihr kaum die Zügel anlegen. Bis zu dieser Zeit mit dir. Statt zu trinken und herumzuhuren, bis ich nicht mehr wusste, welcher Tag gerade war, bin ich durch Parks spaziert, bin in Museen gegangen und habe mir Gärten angeschaut, bei Gott. Ich habe dich und Daniel beobachtet, wie ihr euch über Gebäck ausgetauscht habt, und habe an verregneten Abenden mit euch Dame gespielt. Meine Freunde in Monte Carlo haben mir gesagt, ich sei gezähmt worden, und ich habe darüber gelacht, weil es mir nichts ausgemacht hat.«
»Du hast dich in Monte Carlo elend gefühlt.«
»Unruhig, ja. Elend, nein. Zur Hölle, nein. Dort und in Paris habe ich alles anders gesehen, als sei es neu für mich. All die Dinge, die ich seit Jahren als selbstverständlich hingenommen habe, hatten plötzlich Farbe und Substanz. Warum? Weil ich sie neu gesehen habe, mit deinen Augen.«
Ainsley konnte nicht wissen, wie schön sie war, als sie dastand und ihm zuhörte, die Stirn verwirrt kraus gezogen. »Aber dein Herz ist hier«, sagte sie. »In Berkshire. Bei deinen Pferden in Waterbury Grange. Darin irre ich mich nicht.«
»Mein Herz ist dort, wo du bist, Ainsley. Und wenn du fortgehst …« Cameron machte eine resignierte Geste.
»Ich werde zurückkommen.«
»Zu einem Wrack von Mann? Warum solltest du das tun?«
»Weil ich dich liebe.«
Cameron stand still da. Sie hatte das zuvor schon gesagt, wenn auch nicht oft, als sei sie besorgt gewesen, was er darauf erwidern würde.
Aber verdammt, Ainsley konnte es so oft sagen, wie es ihr verdammt noch einmal gefiel. Viele Frauen hatten ihm gesagt, dass sie ihn liebten, sogar Elizabeth hatte es gesagt. Normalerweise hatten sie es gegurrt, nachdem er ihnen ein kostspieliges Geschenk gemacht hatte. Aber Ainsley stand wie verloren in der Mitte eines Zimmers und sagte es.
Bei Ainsley, sagte eine leise Stimme in ihm, könnte es wahr sein.
»Warum dann weggehen?«, fragte er.
»Wegen der Dinge, die ich tun muss. Wichtige Dinge. Ich würde dich bitten, mich zu begleiten, aber ich weiß, dass du die Pferde nicht allein lassen kannst, und wenn du bei mir wärst, würde das die Dinge nur komplizierter machen.«
»Welche Dinge?«
»Cameron …«
Er ließ die Arme sinken und ging zum Fenster. Drüben im Auslauf ließ Angelo das Pferd, das er gerade ritt, langsam traben, ließ es herunterkommen aus einem Galopp.
Cameron spürte, dass Ainsley zu ihm trat, und dann ihre besänftigende Berührung auf seiner Schulter. »Jene Nacht vor sechs Jahren in deinem Schlafzimmer«, sagte sie leise. »Als du mich in so große Versuchung geführt hast und ich dich abwies …«
»Ich erinnere mich.« Das Pferd ging gut, Angelo ritt, als sei er eins mit dem Tier. »Was ist damit?«
»Ich habe dich zurückgewiesen, weil ich John nicht betrügen wollte, meinen Mann. Und ich werde dich jetzt nicht verraten. Ich werde zurückkommen, Cameron. Ich verspreche es.«
Cameron wandte sich um und zog sie an sich. Sie standen beieinander, eng umschlungen im Sonnenschein. Er spürte, dass Ainsley sich beruhigte. Sie war erleichtert, dass er aufgehört hatte, gegen sie zu kämpfen. Aber Cameron war weit davon entfernt nachzugeben.
»Ich will dich nicht zurück, nur weil du dich dazu verpflichtet fühlst, Liebes«, sagte er. »Das ist das Teuflische am Ehegelöbnis – es
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