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Lord Camerons Versuchung

Lord Camerons Versuchung

Titel: Lord Camerons Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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hielt den Blick auf ihre Stickarbeit gerichtet, blaue Veilchen auf einem cremefarbenen Hintergrund. Sie würde das Wohnzimmer in Waterbury in Blautönen und Gelb neu gestalten und es zum Leuchten bringen.
    Sie lässt es klingen, als hätte ich sie alle geheiratet. Wobei das vielleicht tatsächlich so ist.
    »Der Vater war ein brutaler Mensch«, sagte Victoria entschieden. »Ich kannte den Duke. Er war schrecklich. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, wie Sie ja wissen. Die Ehe mit einem MacKenzie ist keine Ehe für eine feine junge Lady, besonders für eine, die so gut erzogen wurde wie Sie.«
    Isabella und Beth sind auch feine junge Ladys, ging es Ainsley durch den Sinn. Doch die Königin erwähnte die beiden nicht.
    »Lord Cameron und ich kommen recht gut miteinander aus«, entgegnete Ainsley. »Sie werden uns selbstverständlich in Ascot sehen, aber ich denke, er wird in Newmarket mit seinem neuen Stutfohlen das 1000-Guineas-Rennen gewinnen. Sie sollten auf die Stute wetten. Chance’s Daughter ist ein fantastisches Rennpferd.«
    Die Königin sah sie ernst an. »Wechseln Sie nicht das Thema. Sie sind davongelaufen. Und Sie haben Schande über sich gebracht. Ausnahmsweise einmal bin ich froh, dass Ihre arme Mutter nicht mehr am Leben ist. Es hätte ihr das Herz gebrochen.«
    Da Ainsley ihre Mutter nicht gekannt hatte, weigerte sie sich zu glauben, dass Jeanette McBride etwas dagegen gehabt hätte, ihre einzige Tochter glücklich verheiratet zu sehen, wenn auch ein wenig unkonventionell.
    »Was geschehen ist, ist geschehen«, entgegnete Ainsley. »Es ist Schnee von gestern. Ich muss das Beste daraus machen.« Sie zuckte zusammen, als ihr diese Spruchweisheiten über die Lippen kamen, enthielten sie doch alle ein Körnchen Wahrheit.
    »Ich habe von Ihrem Treiben auf dem Kontinent gehört«, fuhr die Königin fort. »Varietés und das Casino, und zwar nächtelang. Ihr Bruder und Ihre Schwägerin haben sich für Sie in Grund und Boden geschämt.«
    Ainsley bezweifelte das. Patrick, bei all dem Wert, den er auf harte, ehrliche Arbeit legte, konnte ein wenig Spaß um des Spaßes willen verstehen – hin und wieder. Außerdem war Patrick sehr viel aufgeschlossener, als sein eher wortkarges Auftreten es vermuten ließ. Wie sie es Cameron gesagt hatte, schliefen Patrick und Rona ganz gewiss nicht in getrennten Zimmern.
    »Und es stimmt nicht ganz, dass geschehen ist, was geschehen ist«, sagte Victoria. »Die Eheschließung kann aufgehoben werden. Allerdings bin ich überzeugt, dass Lord Cameron Ihnen ohnehin etwas vorgemacht hat. Er hat Sie lediglich glauben lassen, Sie hätten ihn vor dem Gesetz geheiratet. Er wusste, dass Sie sich nicht von ihm verführen lassen würden, ehe Sie nicht seinen Ring am Finger hatten.«
    Ainsley entschied sich, über die Tatsache zu schweigen, dass Cameron sie verführt hatte, lange bevor besagter Ring an ihrem Finger gesteckt hatte. »Ma’am, Lord Cameron ist kein Bühnenschurke. Wir hatten eine Lizenz; ich habe sie mit eigenen Augen gesehen. Und es gab einen Geistlichen und Zeugen.«
    »Engagierte Schauspieler und alles nur eine Täuschung. Ich habe veranlasst, dass Hart MacKenzie ein Schreiben erhält, in dem er angewiesen wird, juristische Mittel zu ergreifen, um die Ehe annullieren zu lassen.«
    Ainsley stellte sich Hart MacKenzies Reaktion vor, wenn er diese Anweisungen erhielt.
    Aber die Anmaßung der Königin, sich ungefragt in Ainsleys Leben einzumischen und zu erwarten, dass Ainsley widerspruchslos gehorchte, ließ sie schließlich doch in Zorn geraten.
    »Wie können Sie sich unterstehen?«, sagte sie mit leiser, aber heftiger Stimme. Victorias Augen weiteten sich, aber Ainsley sprach mutig weiter, stellte die Königin von England und Herrscherin des britischen Empire zur Rede. »Nach allem, was ich für Sie getan habe. Ich habe alles riskiert, diese Briefe für Sie zurückzuholen, weil ich Sie respektiere und nicht wollte, dass man Sie bloßstellt. Lord Cameron hat mir dabei geholfen – wussten Sie das? Er hat mir das Geld gegeben für die Briefe, sodass Sie keinen Farthing dafür bezahlen mussten.«
    »Sie haben ihn eingeweiht?« Das Flüstern der Königin war schneidend, und die Ladys auf der gegenüberliegenden Seite schauten auf. »Ainsley Douglas, Sie erklären mir gerade, dass ausgerechnet Cameron MacKenzie von meinen Briefen weiß?«
    »Wäre er nicht gewesen, hätten Sie die größten Schwierigkeiten gehabt, sie zurückzubekommen.«
    Victoria starrte sie empört an.

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