Lord Camerons Versuchung
begleitet.«
16
Cameron starrte Beth an, während die Farbe aus seiner Welt verschwand. »Fort? Was meinst du mit fort?«
»Zurück nach Balmoral. Heute Morgen kam ein Telegramm von der Königin.« Ihre Stimme wurde leiser. »Es tut mir leid, Cam. Du hast es nicht gewusst?«
»Nein, ich habe es verdammt noch mal nicht gewusst.« Kein Abschied. Sie hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, ihm eine Nachricht zu schicken.
»Sie hatte nicht einmal Zeit zu packen«, sagte Beth, während sie die Handschuhe ablegte. »Sie hat nur ein paar Dinge mitgenommen und mich gebeten, ihr alles andere zu schicken.«
»Und du hast sie gehen lassen?« Camerons Stimme klang wie Donner.
Beths dunkelblaue Augen wühlten sich vorbei an seiner Wut. »Es war ein Befehl der Königin. Sie konnte sich nicht weigern.« Sie zögerte. »Erinnerst du dich daran, wie du mir das Reiten beigebracht hast?«
»Was zum Teufel hat denn das damit zu tun?« Ihm war der Boden unter den Füßen weggezogen worden, und er fiel und fiel.
»Du warst so geduldig mit mir, und das, obwohl ich keine Ahnung von Pferden hatte. Du hast mir ein Pferd ausgesucht, das sanft und leicht zu reiten war, und du hast es langsam angehen lassen. Ich habe gelernt, darauf zu vertrauen, dass du mich nicht hinunterfallen lassen würdest. Und das nicht nur, weil Ian dich sonst erwürgt hätte.«
»Ich erinnere mich.«
»Dann vertrau jetzt mir, wenn ich dir sage, dass du Ainsley wiedersehen wirst. Und alles wird so sein, wie es sein soll.«
Beth sah aus, als wüsste sie, wovon sie sprach, aber es war trotzdem nicht in Ordnung, ganz und gar nicht in Ordnung. »Hat sie eine Nachricht für mich hinterlassen?«
»Nein.« Beth sah mitfühlend aus. »Sie hatte kaum die Zeit, sich von Isabella zu verabschieden und mich zu bitten, die Babys von ihr zu küssen.«
Keinen Abschiedsgruß für Cameron, keine Antwort auf sein pathetisches Flehen.
Ainsley, du musst mit mir kommen. Sag, dass du es tun wirst. Versprich es mir.
»Verdammt.«
Beth berührte seinen Arm. »Cameron, es tut mir so leid.«
Cameron schaute auf Beth hinunter, seine sanfte, aber auch zähe Schwägerin, die Ian so glücklich machte. Er wollte antworten, doch dann sortierten sich seine wirren Gedanken glasklar zu einem einzigen.
Die Briefe.
Ainsley hätte sich niemals ohne die Briefe auf den Weg nach Balmoral gemacht. Wenn Angelo sie ihr gegeben hatte … Cameron hätte daran denken müssen, dass sie Angelo bereits auf ihre Seite gezogen hatte.
Ohne ein weiteres Wort ging Cameron in seinen Flügel des Hauses, nahm immer zwei Stufen auf einmal die Treppe hinauf und stürmte in sein Schlafzimmer. Alles sah aus, wie Cam es in der Nacht zuvor verlassen hatte, einschließlich des mit Hundehaaren bedeckten Abdrucks, den McNab auf seinem Bett hinterlassen hatte. Genau dieser Hund kam jetzt in das Zimmer getappt.
Cameron durchquerte das Zimmer und ging zum Nachttisch, über dem das Gemälde einer fröhlichen Dirne hing. Nur mit ihrem Hemd bekleidet saß sie auf der Kante ihres Bettes und lächelte, während sie sich einen Strumpf anzog. Mac hatte dieses Bild vor langer Zeit für Cameron gemalt. Obwohl Cameron dem Modell, das Mac gemalt hatte, nie begegnet war, gefiel ihm, auf welche Art ihn das kecke Lächeln der Frau jeden Morgen begrüßte.
Jetzt allerdings lachte sie ihn wohl eher aus, als Cameron die Schublade aufzog. Er hatte sie abgeschlossen, aber das kleine Schloss wäre kein Hindernis für Ainsley gewesen.
Die Briefe waren weg.
»Verdammt«, fluchte Cameron. McNab setzte sich neben ihn. »Du bist ein verdammt schlechter Wachhund.«
McNabs Rute klopfte auf den Boden.
Cameron zog ein Stück Papier aus der Schublade, das am Abend zuvor noch nicht darin gelegen hatte. Er faltete es auseinander und sah Ainsleys klare Handschrift.
Im Zug; nach dem St. Leger. Ich werde Dir meine Antwort geben.
Sie hatte es nicht unterschrieben.
»Dad!« Der zornige Ruf veranlasste McNab, schneller mit der Rute zu wedeln. Cameron steckte die Nachricht in seine Tasche.
»Dad!«
»Ich habe dich schon beim ersten Mal gehört.« Cameron schloss die Schublade und wandte sich seinem Sohn zu, der ins Zimmer gestürmt kam, sein Kilt so schmutzig wie gewöhnlich.
»Dad, Mrs Douglas ist fort.«
»Das weiß ich.«
»Nun, dann fahr ihr nach. Bring sie zurück!«
Cameron starrte ihn an, und Daniel wich besorgt einen Schritt zurück. Cameron beherrschte seine Wut, er mochte es nicht, wie aus einem Verärgertsein Gewalt in ihm
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