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Lord Camerons Versuchung

Lord Camerons Versuchung

Titel: Lord Camerons Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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sich in eine andere Ecke des Stalls zurück, um Wache zu halten.
    Trotz seiner Sorge um das Pferd fühlte Cameron sich locker und warm und war noch erfüllt von den Gedanken an Ainsley. Er war leicht benommen von dem Whisky, den er getrunken hatte, während er in seinem Zimmer hin und her gegangen war. Als er jetzt in einen Halbschlaf glitt, dachte er an Ainsley. Er wollte sich an ihren Duft erinnern und an die Freude, die er empfunden hatte.
    Doch stattdessen kehrte der immerwährende Albtraum von Elizabeth wieder zu ihm zurück. Nach Daniels Geburt war Elizabeth in eine tiefe Melancholie versunken. Wann immer sie sich daraus aufraffte, war das Erste, was sie zu tun versuchte, Daniel zu verletzen. Die Amme und die Hausmädchen auf Kilmorgan beschützten das Baby mit aller Kraft, aber Elizabeth konnte sehr schlau sein.
    Camerons Traum wandte sich dem schicksalhaften Tag zu, als er in sein Schlafzimmer gestürmt war, nachdem er Daniel hatte schreien hören. Elizabeth hatte sich auf ihn gestürzt, ein Messer in der Hand. Sie hatte dieses Messer im Laufe des Tages der Sammlung von Camerons Vater entnommen, was darauf schließen ließ, dass sie das Ganze geplant hatte. Mit Daniel als Geisel hatte sie in Camerons Schlafzimmer auf der Lauer gelegen – mit der Absicht, ihren Mann und ihren Sohn zu töten.
    Der Traum wandte sich von dem stechenden Schmerz ab, den Cameron empfunden hatte, als Elizabeth ihm die Wange aufgeschlitzt hatte, und hin zu dem unschuldigen Daniel. Der Junge hatte auf dem Bett gelegen, und Cameron durchlebte noch einmal die Panik, die ihn erfüllt hatte, als er auf Daniel zugesprungen war, ihn gepackt hatte und mit ihm über das Bett gerollt war. Er musste gegen Elizabeth kämpfen, als er wieder auf die Beine gekommen war, und versuchte, die blutverschmierte Klinge von Daniel abzuwenden.
    Er konnte sich nicht erinnern, was er gebrüllt oder was er getan hatte, aber Elizabeth war zurückgetaumelt und hatte mit schriller Stimme Obszönitäten gekreischt. Cameron hatte Daniel mit einem raschen Sprung auf der anderen Seite des Raums in Sicherheit gebracht.
    Elizabeth hatte das Messer gegen sich selbst gerichtet. Cameron hörte wieder das schreckliche Gurgeln, als das Messer ihre Kehle durchschnitt, sah das scharlachrote Blut, das über ihren Hals auf ihr Kleid strömte. Sie hatte wie im Schock darauf gestarrt, dann auf Cameron, und in ihrem Blick hatte eine Mischung aus Wut und Anklage gelegen, bevor sie zu Boden gefallen war.
    Dann die lauten Rufe, als die Dienstboten versucht hatten, in das Zimmer zu gelangen, Daniels Schreien, Harts raue Stimme, die Cameron zubrüllte, die verdammte Tür aufzumachen. Hart hatte die Tür schließlich eingetreten, und er hatte Cameron gesehen, der mit Daniel auf dem Arm dagestanden und verzweifelt versucht hatte, das Kind zu beruhigen. Elizabeth hatte in ihrem Blut auf dem Boden gelegen.
    Camerons Traum machte einen Sprung zum Tag des Begräbnisses – er ganz in Schwarz, der Wind bewegte den Trauerflor an seinem Zylinder. Er stand aufrecht zwischen seinem Vater und Hart, während der schottische Vikar monoton über die Sündhaftigkeit dieser vergänglichen Welt predigte und verkündete, dass Elizabeth als Schwester mit Freuden in der nächsten willkommen geheißen würde.
    Er erinnerte sich an die geknurrten Worte seines Vaters, kaum hatte der Vikar zu Ende gesprochen: Cameron habe sich wie ein echter Schwächling verhalten, weil er eine Frau verloren habe, bevor die ihm mehr Nachkommen habe gebären können. Hätte Cameron Elizabeth zur Vernunft gebracht, hatte der alte Duke gesagt, dann wäre sie auch gehorsamer gewesen und nicht eine solch verdammte Hure.
    Hart hatte sich umgewandt und seinem Vater die Faust ins Gesicht geschlagen, während der Vikar entsetzt zugesehen hatte. Harts Stimme hatte eine fürchterliche Wut verraten, als er zu seinem Vater gesagt hatte: »Du bist für mich gestorben.«
    Cameron hatte wie betäubt danebengestanden, nicht in der Lage zu begreifen, was um ihn herum geschah. Danach war er die Treppe hinaufgegangen, hatte Daniels Amme befohlen, alles zusammenzupacken, und war mit Daniel, der Amme und seinen Siebensachen noch am selben Nachmittag nach London aufgebrochen.
    Cams Traum wurde vom Lachen einer Frau unterbrochen und von einem Duft, den er schon jetzt liebte. Er öffnete die Augen und sah Ainsley – wie meist gekleidet in schlichtes Grau und wieder bis zum Kinn zugeknöpft –, die Jasmine einen Bannock anbot. Die Stute schnupperte

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