Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition)
goss, „drei Prinzen und eine Prinzessin. Ihre Namen waren Nicolai …“
Sein Herz machte einen Sprung, und seine Gedanken rasten, während seine Hände die Lotion in Lilianas verworrene Locken einarbeiteten. Die scharfen Spitzen der Rüstung hatten sich zurückgezogen.
„… Dayn, Breena und …“
„Micah“, hörte er sich selbst sagen. Mit beiden Händen griff er in ihr Haar. „Der dritte Prinz muss Micah heißen. Dafür wirst du sorgen.“
Sie wurde ganz reglos. „Ja.“ Ein Flüstern. „Sein Name war wirklich Micah, und er war der jüngste Prinz von allen.“
Er lockerte seine Hände, strich damit über Lilianas Nacken und sah, wie sie erschauerte. Dennoch zog er die Hände nicht zurück, obwohl sie offensichtlich zu kalt für sie waren. Es gefiel ihm, wie ihre Haut sich anfühlte. Ganz anders als seine eigene, zarter und glatter. „Wo haben sie gelebt?“, fragte er, um sie abzulenken, damit er ihre Haut weiter erforschen konnte.
„In einem Königreich“, sagt sie mit belegter Stimme. „Mit ihrem Vater und ihrer Mutter, dem geliebten König und der nicht minder geliebten Königin. Aber das hier ist nicht ihre Geschichte. Das hier ist die Geschichte davon, wie die vier Geschwister einmal einen Einhorn-Prinzen beschworen haben, stolz und würdevoll.“
Ein Staunen breitete sich in ihm aus und das Gefühl, Teile ihrer Geschichte bereits zu kennen. „In meinem Zimmer – meinem Schlafzimmer, wenn ich Schlaf brauchen würde – liegt eine Uhr.“ Er verriet ihr dieses Geheimnis nur, weil sie seine Gefangene war und es niemandem erzählen würde.
„Eine Uhr?“
Aus Opalen, Smaragden und edlen Metallen. Sie war sein ältester Schatz. „Auf ihrem Ziffernblatt ist ein Einhorn.“ Eine edle Kreatur, so stattlich wie jeder Herrscher.
Liliana atmete scharf ein. „Darf ich sie sehen?“
„Wenn ich zufrieden mit dir bin“, sagte er, weil sie jetzt noch weicher war und ihre Muskeln nicht mehr verkrampft waren. Er fragte sich, ob er sie dazu verlocken konnte, nackt vor ihm zu liegen, während er mit den Händen über ihre Haut strich. Ob sie am ganzen Körper locker und geschmeidig werden würde und die Beine für die Liebkosungen seiner Finger spreizen. Er schwoll an und wurde hart.
„Die Uhr ist sehr schön, aber sie funktioniert nicht“, sagte er und überlegte, wie er sie dazu bringen konnte, sich ihm nackt zu zeigen, während er sie einlullte, damit sie sich noch weiter entspannte. „Die Zeiger drehen sich so langsam, dass ich die Bewegung nicht wahrnehmen kann, und sie bewegen sich stets auf Mitternacht zu.“ Eine außergewöhnliche Uhr, die Sonnenaufgang, Mittag, Abend und Mitternacht zeigte, jedes Viertel von einem grünen Edelstein markiert.
„Es sind nicht mehr viele Minuten übrig, nicht wahr?“ Liliana drehte sich um und sah ihn über die Schulter hinweg an. Plötzlich blickten ihre Augen, die von so unbestimmbarer Farbe waren, stechend. „Bis Mitternacht?“
„Stimmt.“ Mit einem Finger malte er ein Muster auf ihren Nacken und massierte dabei mit der anderen Hand ihre Haare. „Erzähl mir diese Geschichte.“
Sie erschauerte wieder. „Mein Lord …“
„Da ist noch Seife“, murmelte er. „Ich wische sie nur weg.“ Das war nicht gelogen. Schließlich hatte er selbst die Stelle vorher eingeseift.
„Eines Tages“, fing sie an, und er war sich sicher, dass sie sich seiner Berührung ein wenig entgegenlehnte, „als Micah noch sehr jung war und seine Geschwister schon erwachsen waren, neckten ihn seine Brüder, wie ältere Brüder es immer tun. Sie erzählten ihm, dass sie ein Einhorn beschwören konnten und wie schade es war, dass er noch so klein war und vor einem so prächtigen Wesen Angst haben musste, sonst würden sie es ihm zeigen.
Seine Schwester, die er von allen am liebsten hatte, sagte ihm, er solle die Brüder einfach ignorieren, aber Micah verlangte, dass sie ihre Prahlereien bewiesen. Also machten die vier sich auf zum Steinkreis, einem Ort großer Macht in jenem Land.“
„Ich wette, sie hatten nicht erwartet, dass Micah einen Beweis für ihre Geschichten will.“ Der Name glitt ihm so leicht von der Zunge, dass er ihn für sich beanspruchen wollte.
„Nein.“ Liliana seufzte. „Soll ich den Kopf untertauchen?“
Er betrachtete den Schaum in ihrem Haar. „Ja, und dann entwirre ich es noch weiter.“
Als sie wieder auftauchte, glatt und duftend, sah er, dass ihre Haare entknotet waren, aber er goss sich trotzdem noch mehr Lotion in die Hand
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