Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition)
und strich damit über die rauen dichten Strähnen. Dabei stellte er sich vor, das Gleiche mit ihrem Körper zu tun, der im dampfenden Wasser verborgen war. Beim nächsten Mal würde er das Wasser auf jeden Fall nicht ganz so heiß machen, damit er alles sehen konnte. „Erzähl mir den Rest.“
„Es war ein weiter Weg bis zu dem Steinkreis, und Micah war noch fast ein Baby …“
Er verzog das Gesicht. „Micah war kein Baby, nur weil er der Jüngste war.“
„Das soll Micah auch gesagt haben“, antwortete Liliana ihm. „Aber schließlich hat Nicolai – von dem man sagte, er wäre ein sündiger Mann, der seine Geschwister aber mit der Wildheit der Jagdlöwen liebte, die auf den Ebenen herumstreichen – Micah davon überzeugt, dass es schneller geht, wenn Nicolai ihn auf seinem Rücken trug, und so sind sie weitergezogen.“
Eine Erinnerung regte sich in ihm, das Bild eines Kriegers mit gebräunter Haut und silbernen Augen mit goldenen Flecken darin. „Wo hast du diese Geschichte gehört?“
„Unser Koch hat sie mir erzählt.“ Sie rieb sich die Seife über die Arme. „Er hat einst für den König und die Königin gearbeitet.“
Er sah zu, wie die Seife über ihre Haut glitt, und spürte in sich eine dunkle Verlockung, die nicht nach Bösem schmeckte, sondern nach etwas viel Heißerem. „Erzähl mir mehr von Micah.“
„Nun, man sagt, dass Micah der Kleinste gewesen ist, aber er hatte das größte Herz.“
Er war sich nicht sicher, ob ihm das gefiel. „Geschichten über Jungen handeln nicht von Herzen.“
„Oh?“ Sie klang erstaunt. „Wahrscheinlich nicht. Aber Ihr müsst verstehen, Micah wurde sehr geliebt. Er war der jüngste Prinz und schrecklich verwöhnt.“
„So verwöhnt kann er nicht gewesen sein.“ Er antwortete aus dem Bauch heraus. „Er war schließlich ein Prinz. Er hatte seine Pflichten.“
„Ah, aber damals war er noch so klein“, murmelte sie. „Er hatte zwei ältere Brüder und eine Schwester, die ihn vergötterte. Also war er doch verwöhnt.“
Er zog sie an den Haaren.
„Aufhören“, sagte sie und schlug nach seiner Hand. „Ihr müsst Euch die Geschichte so anhören, wie ich sie erzähle.“
Er erlaubte ihr, sein Handgelenk zu ergreifen, und grollte leise, als er ihre Haut an seiner spürte. „Dreh dich um, Liliana.“ Die Rundungen ihrer Brüste waren klein, aber sie würden perfekt in seinen Mund passen.
Sie ließ ihn los, und ihre Stimme war nur noch ein Flüstern. „Nein. Das ist zu gefährlich. Ihr seid gefährlich.“
Weil er in die sanfte Kurve ihres Nackens beißen wollte, seine Hände unter das Wasser gleiten lassen und sie überall anfassen, konnte er nicht widersprechen. „Erzähl weiter“, brummte er.
„Micah“, sagte sie, und ein Schauer fuhr über ihre Haut, „war verzogen und verwöhnt, aber er war nicht grausam oder gemein, wie andere Jungen in seinem Alter es manchmal waren. Er hat so viele Tiere gerettet, dass die Königin ihm sein eigenes Stück Land gegeben hat, damit er sie dort frei herumlaufen lassen konnte.“
Etwas in seiner Brust wurde eng, und er erwischte sich dabei, wie er die Hände auf ihre Schultern legte und die Daumen über die Haut an ihrem Rücken kreisen ließ. „Seine Mutter war nett.“
Er spürte eine Erhebung unter seinem Daumen, aber Liliana lehnte sich vor, ehe er sie erforschen konnte. „Ich glaube, meine Haare sind jetzt fertig.“
Er lockte sie zurück, indem er vorgab, noch etwas Seife abwaschen zu wollen. „Die Königin?“
„Der König hat sie seine andere Hälfte genannt“, sagte sie nach einer angespannten Pause. „Ist das nicht seltsam?“
Er dachte darüber nach. Er war immer allein gewesen, umgeben von Stein. Niemand konnte ihm zu nahe kommen. Selbst wenn Liliana nackt unter ihm läge, gerötet und feucht, mit gespreizten Beinen, wäre seine Rüstung noch zwischen ihnen. „Ja.“ Er nahm etwas Wasser in die hohle Hand und sah zu, wie es über ihre Haut lief.
„Also“, fuhr sie fort, „die vier Königskinder sind zum Steinkreis gegangen, und dort haben sie die Köpfe zusammengesteckt und sich beraten, welchen Zauber man am besten für die Beschwörung verwendet. Während ihrer Wanderung war es zu einer gemeinsamen Herausforderung für sie geworden.“
Er massierte ihr noch mehr Lotion in die Kopfhaut und sah, wie sich eine Gänsehaut auf ihrem Körper ausbreitete. „Dir ist kalt. Wir beenden das Bad.“
„Ja“, murmelte sie. „Ich glaube, das ist eine gute Idee.“ Sie tauchte
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