Lord der toten Seelen: Royal House of Shadows (German Edition)
hatte, dann würde man sie doch mindestens hinter die Grenzlande des Reiches verbannen, an die leeren dunklen Orte, an denen sich nur noch die Steinbeißer herumtrieben.
„Liliana.“
Sie blinzelte, als sie die männliche Stimme hörte, und streckte eine Hand nach der Seife aus. Er zog sie so schnell weg, dass sie fast aufstand, um danach zu greifen, und vergaß, dass sie sehr, sehr nackt war. „Wollt Ihr, dass ich sauber werde, oder nicht?“, fragte sie und ließ sich wieder hinabsinken.
Er setzte eine nachdenkliche Miene auf.
Die Haut an ihren Schultern fing unter seinem eindringlichen Blick an zu kribbeln, und sie verschränkte unter Wasser die Arme. „Schön. Dann also keine Geschichte.“
Er lehnte sich auf den Rand und lächelte zufrieden. Sie wollte diese Lippen so dringend kosten, dass es fast schmerzte „Du hast keine Kleider.“ Sein Tonfall war seidig.
Sie sperrte den Mund auf, weil er ihr praktisch sagte, dass sie gefangen saß, bis er beschloss, sie gehen zu lassen. „Ihr … ich …“ Sie klappte den Mund wieder zu, drehte sich um und fing an, nur mit Wasser an ihrer Haut zu reiben.
„Liliana.“
Sie versuchte, nicht darüber nachzudenken, dass sie gerade einem Mann den Rücken gekehrt hatte, der selbst den Schatten Angst einjagte, und betrachtete finster einen Fleck, der in ihre Haut eingeprägt zu sein schien. Ihr wurde schlecht bei dem Gedanken, wie dreckig sie war …
Oh.
Das war kein Dreck. Es war eine Brandwunde, eine alte, so alt, dass sie die meiste Zeit nicht daran dachte.
Komm her, Liliana. Der Salamander will dir nur Hallo sagen.
Sie hatte an jenem Tag geschrien, bis sie heiser war, und er hatte so heftig gelacht, dass ihm Tränen über das Gesicht gelaufen waren.
„Liliana.“
Der Lord der Schwarzen Burg sprach ihren Namen wie einen Befehl aus, so wie ihr Vater es getan hatte – doch statt ihr Blut zum Gefrieren zu bringen, weckte sein leiser Befehl an ihren geheimsten Stellen eine sinnliche Hitze.
„Liliana
.“
Jetzt lag eine gefährliche Ungeduld in seinem Ton. Ein Teil von ihr, der Teil, der damit aufgewachsen war, sich vor der Wut eines Mannes zu fürchten, sagte ihr, sie sollte sich augenblicklich umdrehen und ihm geben, was er wollte. Aber der andere Teil – der genervte und frustrierte weibliche Teil – brachte sie dazu, weiter die Wand anzustarren und sich stur zu verweigern. Vielleicht war es so einfach … oder vielleicht tat sie es, damit er ihr wehtat und so die Verletzlichkeit, die in ihr erwacht war, im Keim erstickte, diese Weichheit, die ihr Angst einjagte.
„Hier, du kannst deine Seife haben.“
Misstrauisch sah sie über die Schulter. Die Seife lag auf dem Beckenrand, er stand im Türrahmen. Also griff sie nach der Seife, auch wenn sie überzeugt war, dass er sie mit seiner Magie davonschieben würde, ehe sie sie erreichte. Doch er stand nur reglos da, als sie die Seife nahm und sich unter die Nase hielt.
„Herrlich.“ So reich und kostbar, dass sie fast nicht gemerkt hätte, wie er fortging. „Wohin geht Ihr?“ Er hatte sie nicht verletzt, nicht bestraft für ihr Verhalten, das ihr Vater sicher „anmaßend“ genannt hätte. Das verstärkte die Weichheit in ihr nur noch und schwächte sie weiter, obwohl sie sich keine Schwäche leisten konnte, wenn sie ihren Vater umbringen wollte.
„Ich lasse dich baden.“ Die Worte klangen steif, und die Enttäuschung in seiner Miene schien mit Wut vermischt.
Die wilde Klarheit seiner Gefühle erstaunte sie. Dieser Mann, erkannte sie mit neuer Hoffnung, wusste nicht, wie man sein wahres Gesicht vor der Welt verbarg, hatte es nie lernen müssen … und so würde sie sich nie, niemals fragen müssen, ob er sie gleich schlagen würde, obwohl er sie anlächelte. „Ich habe Euch noch nicht die Geschichte erzählt.“
Er zögerte. „Dann erzählst du sie?“
„Natürlich. Ich halte meinen Teil einer Vereinbarung immer ein.“ Und dann folgte sie einer Eingebung ihres weiblichen Instinkts, auch wenn dieser eingerostet und unbenutzt war – und obwohl sie sich unter Wasser eine Hand fest auf den Magen pressen musste, um die darin flatternden Schmetterlinge zu beruhigen. Sie fing an, sich die Seife über die nackte Haut ihrer Arme zu reiben. Einen Waschlappen konnte sie nirgends entdecken. „Da es Euch aber so gefallen hat, mich hinzuhalten, werde ich Euch auch ein wenig hinhalten.“
Seine Augen blitzten, und schon war er wieder neben der Wanne, seine Arme – solide, muskulös und kräftig
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