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Lord Gamma

Lord Gamma

Titel: Lord Gamma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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zur Seite weg, während sich das Heulen seines Antriebs zu einem ohrenbetäubenden Pfeifen steigerte, dann sah ich über dem Turm wieder den freien Himmel. Sekunden später ertönte ein infernales Krachen und der Lärm einstürzender Gebäude, gefolgt von einer gewaltigen Explosion, deren Wucht den Turm erzittern und weitere Teile der Decke herabstürzen ließ. Durch das Loch sah ich einen riesigen Feuerball, der sich in eine schwarze, pilzförmige Wolke verwandelte.
    Ich sprang auf und schoß im Laufen durch jedes Fenster, hinter dem ich ein weiteres Lordschiff erkennen konnte, ohne über eventuelle Folgen für die Substanz des Turms nachzudenken. Selbst, wenn nur ein Tentakel oder der Teil eines Montagearmes zu erkennen war oder der Dragger über einen Kilometer entfernt über den Häusern schwebte, schoß ich. Schwarzmetallen war der Feind. Der Energiestrahl durchschnitt die Fensterbögen, fräste breite Spalten in die Wände. Wo er das Gestein traf, breitete sich die Energie weiter aus; nicht so rasant wie bei Frederick und Gamma, aber unaufhaltsam. Schlimmstenfalls fraß sie die gesamte Stadt.
    Ohne weiter auf den Zerstörungsprozeß zu achten, sprang ich durch das Loch, das die Draggerkanonen gerissen hatten, hinab ins untere Geschoß. Es waren etwa zweieinhalb Meter. Der Boden hielt meinem Aufprall stand. Ein Fragment der Stiege stand sinnlos im Raum, in Hüfthöhe endend und von einem Schuttwall aus Lehmziegeln umringt, dazwischen die Überreste von Gammas Assembler.
    Ich rappelte mich auf, eilte durch Räume, Korridore und über weitere Treppen Etage für Etage den Turm hinab. Er wurde zum Erdgeschoß hin geräumiger. In der Ferne erklang eine Explosion, die von einem weiteren abgestürzten Schiff herrühren mußte. Das Surren wurde lauter. Zwei, vielleicht drei Dragger umkreisten den Turm. Wenn ich das Gebäude verließ, lief ich Gefahr, ihnen direkt in die Schußlinie zu rennen. Andererseits waren die Gassen zu eng und zu verwinkelt, um den Lords ein optimales Schußfeld zu bieten. Versuchte ich, mich innerhalb der Gebäude zu bewegen, rannte ich wahrscheinlich früher oder später in eine Sackgasse. Zudem bestand die Gefahr, daß die Energie der Strahlenwaffe ihr zerstörerisches Werk unaufhörlich fortsetzte und alle Häuser verzehrte. Die Lords würden das Problem sicherlich nicht nur aus der Luft zu lösen versuchen.
    Vier zu eins für die Straße. Dennoch hielt ich es für angebracht, einen Ausgang zu suchen, der nicht direkt aus dem Imam-Palast ins Freie führte. Die meisten Häuser waren durch Zugänge miteinander verbunden. Im Zwielicht der Erdgeschosse lief ich hier und dort gegen niedrige Türfirste oder stolperte über verrottendes Mobiliar, das mir im Weg stand. Ab und zu, wenn ich bereits glaubte, ins Freie zu gelangen, rannte ich lediglich in einen Innenhof, von dem aus drei, vier Zugänge erneut in die Gebäude führten.
    Was tust du hier überhaupt, Stan Ternasky? rief eine Stimme in mir. Wo, um alles in der Welt, willst du hin?
    Wohin?
    Ich ruhte mich ein paar Minuten aus, lauschte. Kein Schiffsantrieb war zu hören. Entweder waren die Flugmaschinen zu weit entfernt oder die Wände zu dick. In mir sprudelte das Adrenalin. Vielleicht sollte ich versuchen, einen der Dragger zu kapern. Stan Ternasky, der Korsar. Ha!
    Wieder ein dunkler Korridor, ein neuer Raum, ein schmaler Gang, der um die Ecke führte, ein Schutthaufen aus Lehm und zerbröckelten Ziegeln, der einmal eine Wand gewesen war und in den ich ungebremst hineinlief … Ich fluchte, kämpfte mich hoch, humpelte einem weiteren Lichtschein entgegen. Diesmal war es tatsächlich eine Gasse, die ich hinter dem Rechteck des Ausgangs erspähte. Die Waffe im Anschlag, schritt ich zügig darauf zu. Kein Surren, keine verdächtigen Bewegungen. An der Tür sah ich nach draußen, instinktiv bergauf, die gegenüberliegende Häuserzeile entlang – und dummerweise in die falsche Richtung.
    Aus dem Augenwinkel erkannte ich Prills fliederfarbenes Kleid. Ehe ich zurückschrecken konnte, tauchte wie ein Geschoß der Rücken einer Frauenfaust vor meinen Augen auf …
     
    »Das war überaus dumm von dir!« begrüßte mich Gamma, als ich die Augen wieder aufschlug. Er hatte die Strahlenwaffe an sich genommen und hielt sie mir anklagend vors Gesicht. »Du hättest meinen Paragon nicht zerstören dürfen.«
    »Und du hättest etwas weniger hart zuschlagen können«, erwiderte ich, behutsam meine Nase betastend.
    »Damit du Hitzkopf ein zweites Mal auf

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