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Lord Gamma

Lord Gamma

Titel: Lord Gamma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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gesprochen.
    Rothals warf Gamma ein paar langgezogene Vokale an den Kopf. Es entstand eine eigenartige Spannung, die sich schnell auch auf Seetha und mich übertrug. Seetha warf mir einen undefinierbaren Blick zu, trat einen Schritt heran und verschränkte wie zum Schutz die Arme vor ihrer Brust.
    »Scheinbar hast du in ein Wespennest gestochen«, murmelte sie.
    »Das will ich doch hoffen«, entgegnete ich flüsternd. »Hier ist nämlich etwas oberfaul. Bis jetzt leuchtet mir immer noch nicht ein, warum die Enoe monatelang dieses perfide Spiel getrieben haben. Nur um auf Gedeih und Verderb einen Lord aus der Ebene zu schaffen, ihn persönlich kennenzulernen, ein paar Bildungslücken zu füllen und miteinander zu philosophieren? Nein, das wäre den Aufwand nicht wert gewesen. Der Grund liegt hier, auf dieser Seite des Sublime, im BRAS-Raum.«
    »Es ist der BRAS-Raum!« präzisierte Rothals. Offenbar besaßen diese Wesen ein außergewöhnlich gutes Gehör.
    »Natürlich, das erklärt alles!« bekräftigte Gennard. »Das Sublime hat Sie von der Erde hierher transportiert, nicht wahr? Das meinten Sie unlängst mit ›in gewisser Hinsicht‹.« Er schüttelte den Kopf, schien diese Geste jedoch als Zeichen des Verstehens zu benutzen. »Und nach den Gesetzen des Sublime – müssen Sie aus der Vergangenheit stammen!«
    »Ist das wahr?« fragte Seetha.
    »Ja«, knurrte Rothals.
    »Die Frage ist: aus welcher Vergangenheit? Und warum sind Sie noch hier?« Fast vergnügt schlußfolgerte Gennard: »Es kann nur bedeuten, daß sie es nicht wissen. Oder besser: daß sie nicht wissen, wie sie dorthin zurückgelangen können.«
    »Soll das heißen, ihr seid überhaupt nicht in der Lage, uns zur Erde zurückzuschicken?« fragte ich. Gamma blieb ungerührt, zeigte nur etwas, das einem Stirnrunzeln ähnelte. Rothals hingegen verengte die Augen, murmelte »I-o-n«.
    »Wie sollten sie es können, da sie nach einem halben Jahr immer noch hier sind?« bemerkte Gennard. »Glaubst du, wissenschaftliche Neugier hält sie hier gefangen? Sei kein Dummkopf, Stan. Um euch geht es doch überhaupt nicht. Sie sind es, die diesem Ort entfliehen wollen. Und dafür brauchen sie – mich!« Er nickte triumphierend. »Ja, mich! Weil ich ein Mitglied des Rates bin und für sie vor dem Sublime zu Kreuze kriechen soll!«
    »Das ist ein Trugschluß«, widersprach Rothals.
    »Ach, wirklich?« schnappte der Lunide.
    Gamma hob beschwichtigend eine Hand, trat dazwischen. »Es geht nicht allein um unser Schicksal, sondern um das von sieben Milliarden Menschen, Mr. Lord.«
    »Blanker Unsinn!« zischte Gennard.
    »Unser Tun und Handeln mag egozentrisch erscheinen, und wir entschuldigen uns für unser Vorgehen. Wir – zumindest einige von uns – glauben, daß unser Hiersein keine Laune einer willkürlich forschenden Altosphäre ist. Als wir ursprünglich auf der Erde landeten, existierte dort noch eine Vorstufe Ihrer Spezies, die Sie Pithecanthropus nennen.«
    »Das war vor über einer Million Jahren!« staunte Gennard.
    »Wir halten hier an Bord Exemplare von Lebensformen, die Ihre Wissenschaft lediglich aus versteinerten Knochen und Phantasie zu rekonstruieren versucht; Glyptoden, junge Mammuts, Borophagi. Eben noch den Planeten umkreisend, trieb dieses Schiff im nächsten Augenblick in dieser Sphäre. Wir sind keine Angehörigen Ihrer Spezies. Eine genetische Analyse hat ergeben, daß wir mit den Menschen und ihrer Vergangenheit nichts zu tun haben. Dennoch wurden wir an diesen Ort transportiert. Es wäre uns normalerweise nicht sonderlich schwergefallen, eine Öffnung in die Kuppel zu sprengen, deren Größe es uns erlaubt hätte, die Sphäre wieder zu verlassen, doch aus einem unerfindlichen Grund werden wir daran gehindert, unser Schiff zu bewegen. Das Sublime erlaubt uns lediglich, das Schiff zu verlassen und die Sphäre mit den Draggern, die zu BRAS-Zeiten für Reparaturarbeiten innerhalb der Sphäre benutzt wurden, zu erkunden. Es entzieht sich zudem all unseren Bemühungen, mit ihm zu kommunizieren.«
    »Was Sie nicht sagen«, bemerkte Gennard. »Das hat es auch nicht nötig. Es braucht keine Rechenschaft für sein Tun abzulegen. Sein Wille geschieht. Glauben Sie mir, es wird selbst in tausend Jahren nicht mit Ihnen sprechen.«
    »Genau aus diesem Grund haben wir Sie aus der Projektebene geholt, Mr. Lord.«
    »Und sie bei dieser Gelegenheit gleich zerstört.«
    »Nein«, brummte Rothals. »Wir haben einzig die Bevölkerung der Meridian-Station beseitigt,

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