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Lord Gamma

Lord Gamma

Titel: Lord Gamma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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»Wie sehen Sie das, Mr. Lord?«
    Gennard war an die Kuppelwand getreten, sah hinaus in die Schwärze und schwieg.
    Gamma erklärte: »Der für uns nicht nachvollziehbare Transfer, unsere Quasigefangenschaft, das beharrliche Schweigen des Sublime und der verschwundene Planet bewogen uns erst dazu, uns mit dem BRAS-Raum und den spärlichen Überresten Ihrer Aufzeichnungen zu befassen. Die Station ist verlassen, und dort draußen ist in einem Umkreis von mehreren Lichtjahren nichts, was diese Anlage vor sieben Monaten bedient und uns hierher transportiert haben könnte; über eine Million Jahre in die Zukunft. Natürlich ist nicht ausgeschlossen, daß eine kosmische Katastrophe die Erde während dieser Zeitspanne ausgelöscht hat, aber warum dann nicht ebenso ihren Trabanten? Zudem gibt es keinen Trümmerring, der von ihrem Schicksal zeugt. Der Mond kreist allein um die Sonne. Die einzige Kraft, die uns hierher transportiert haben kann, bleibt somit das Sublime.« Er trat langsam an Gennard heran. »Ich wiederhole daher meine Frage, Mr. Lord: Ist das Sublime in der Lage, eigenmächtig zu handeln und den BRAS-Raum zu verlassen?«
    Gennard schüttelte den Kopf. »Unmöglich!«
    »Überlegen Sie, Lunide!« drängte Rothals. »Es hat zwar den Anschein, als lösche sich das Sublime selbst, doch vielleicht räumt es nur auf, um Platz zu schaffen. Hier geht es möglicherweise um weit mehr als nur um einen Planeten. Wir werden nicht zulassen, daß es damit beginnt, ganze Welten zu verschlingen!«
    »Die Zeittransfers waren nur von der Station aus zu steuern«, erklärte Gennard erregt. »Das Sublime benötigte Koordinaten, ein exakt definiertes Ziel, die Unterstützung von Computern, historische Hintergründe, chronologische, biologische und geographische Informationen, eine Basis der Zeitmessung. Uns, den Rat! Es hatte überhaupt keine Orientierung, wußte nicht einmal, wo es war. Wir mußten es lenken und steuern. Es besaß vielleicht einen IQ von 10 000, aber – es war ein Kind, um Gottes Willen! Ein Kind, das Millionen von Fragen hatte und alles wissen wollte. Ein geniales, aber blindes Kind!«
    »Ihr Kind, Mr. Lord, ist mittlerweile erwachsen geworden«, entgegnete Gamma, »und hat sich ohne ihre Fürsorge zu einem planetenfressenden Monster entwickelt.«
    »Das ist Blasphemie!« wiederholte Gennard. »Sie wissen überhaupt nicht, womit Sie es hier zu tun haben!«
    »Eine Ihrer Redewendungen sagt: Das, was du tust, macht dich zu dem, was du bist. Stellen Sie einen Kontakt her!«
    »Ich denke gar nicht daran! Selbst wenn ich es wollte, könnte ich es nicht. Ich bin kein Medium, und nur über ein solches ist ein Kontakt mit dem Sublime möglich; über eine Person, durch die es spricht. Ich kann hier im Raum niemanden wahrnehmen, der diese Gabe besitzt. Wenn das Sublime den String-Raum allen Menschen zuteil werden ließ, dann ist dies unser Schritt aus einem unvollkommenen Universum in ein vollkommenes. Wir sind seine Schöpfer!«
    »Das sehen wir anders, Mr. Lord«, bemerkte Rothals kühl. »Sie haben es durch die Zeittransfers womöglich erst auf den Geschmack gebracht, und nun wird es ihm in seinem Käfig zu eng. Wir haben die Innenwand des BRAS-Raums mit Hunderten von Sprengladungen verkleidet und drei mit Sprengköpfen bestückte Dragger an der Sphärenkuppel plaziert. Rufen Sie Ihren metaphysischen Prometheus und bringen Sie ihn dazu, sich zu offenbaren. Sie sind ein Mitglied des Advenion. Ihnen wird das Sublime antworten. Falls Sie nicht kooperieren, sehen wir uns gezwungen, diese Sphäre zu zerstören! Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    »Absolut.« Gennard streckte seine Hand aus, eine unsichtbare Kraft traf mit ungeheurer Wucht Rothals’ Brust. Der Enoe wurde von den Füßen gerissen und durch den Raum geschleudert, prallte gegen Gamma und riß ihn mit sich zu Boden. Ich hielt gebannt die Luft an, während Seetha Augen machte wie ein Koboldmaki. Der Lunide wirbelte herum, und ich sah, daß sich das Schwarz in seinen Augen zu einem strahlenden Blau gewandelt hatte. »Ich habe genug gesehen und gehört«, zischte er.
    Behindert durch die geringe Schwerkraft, stürzte ich zu Seetha und stieß sie zur Seite. Wir flogen beinahe drei Meter weit, ehe wir wieder auf den Boden trafen. Gleichzeitig spürte ich etwas Unbeschreibliches meine Beine streifen. Es verfehlte uns, schlug in die Wand und trieb eine gewaltige Beule in die Schiffssubstanz. Dann lastete diese unsichtbare Kraft auf dem gesamten Raum, preßte uns

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