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Lord Gamma

Lord Gamma

Titel: Lord Gamma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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stellte Prill erregt fest. »Himmel, sind die riesig …«
    Ein blendender Lichtstrahl schoß von einem der Läufer Richtung Wagenheck und zerfaserte einen halben Meter hinter dem Pontiac knisternd zu einem Spinnennetz blauer Blitze. Prill schrie erschrocken auf und duckte sich hinter die Sitzlehne.
    »Diese Viecher schießen auf uns!« rief sie mit schriller Stimme.
    »Keine Sorge, sie können uns nicht gefährlich werden«, beruhigte ich sie. »Der Wagen ist von einem Kraftfeld umschlossen, das uns vor ihren Strahlen schützt.« Ich zog die Pumpgun aus ihrer Halterung an der Innenseite der Fahrertür und legte sie auf meinen Schoß. Acht Schuß für drei Oberflächenläufer, dazu meine Browning und die Ruger hinter dem Fahrersitz. Das sollte reichen.
    »Was ist das?« Prill sah auf das Gewehr.
    »Meine Dame.«
    Prill sah mich verständnislos an.
    »So nenne ich die Kleine«, erklärte ich Prill. »Das ist ein Vorderschaft-Repetierer, eine Mossberg. Meine Bordkanone. Dame« – ich hob die Waffe – »schlägt Läufer!«
    Der vorderste unserer Verfolger hatte den Wagen eingeholt und unternahm den tollkühnen Versuch, auf das Wagenheck zu springen. Er schnellte einen Meter durch die Luft, um schließlich mit Karacho gegen das Kraftfeld zu prallen. Scheppernd schlug er wieder auf der Straße auf und schlitterte funkenstiebend und sich überschlagend über den Asphalt. Es klang, als hätte man eine Waschmaschine aus dem fahrenden Wagen geworfen. Die beiden übrigen Maschinen wichen dem Hindernis blitzschnell aus und liefen Sekunden später Seite an Seite mit dem Pontiac. Ihre wirbelnden Beine erzeugten auf dem Asphalt ein Stakkato metallischer Schläge. Ein Blick in den Rückspiegel zeigte mir, daß der verunglückte Läufer wohl nicht mehr an unserer Verfolgung teilnehmen würde.
    Eine der Maschinen bewegte sich parallel zum Wagen, nur einen halben Meter von Prill entfernt. Prill beobachtete sie, starr vor Entsetzen, und ich betete, daß sie beim Anblick der rennenden Riesenspinne nicht die Nerven verlor. Eine ausflippende Beifahrerin war das letzte, was mir in dieser Situation fehlte.
    Mit seiner Greifschere vollführte der Läufer kräftige Hiebe in Richtung Beifahrertür und Prills Kopf, als versuche er festzustellen, wie stabil der Schutzschirm war und wo seine Grenzen lagen. Sobald er das Kraftfeld traf, ertönte ein Geräusch wie von einer Baßtrommel. Prill schrie bei jedem Schlag auf und duckte sich in meine Richtung, was das Lenken nicht gerade erleichterte. Ich warf einen Blick auf den Kilometerzähler. Noch sechs Kilometer bis zu Barriere. Die Tachonadel hatte die 35-Meilen-Marke überschritten.
    »Weißt du noch, wie man einen Wagen lenkt?« fragte ich Prill.
    Sie riß sich vom Anblick des attackierenden Läufers los, sah mich an, dann an mir vorbei zu dem Läufer auf meiner Seite. In ihren Augen glänzte Panik. Ich schüttelte sie mit der freien Hand, wiederholte meine Frage.
    »Ja«, sagte Prill. In gleicher Weise hätte sie ›nein‹ antworten können, oder ›trallitralla‹ oder jedes x-beliebige andere Wort.
    »Prill!« schrie ich. Die Frau zuckte zusammen, ihr Blick wurde wieder klar. »Uns kann nichts passieren! Das Kraftfeld wirkt wie fünfzig Zentimeter dickes Panzerglas. Wir sind vor ihnen sicher!«
    Was für eine absurde Beteuerung, schoß es mir durch den Kopf. Wenige Kilometer vor der Barriere versuchte ich Prill einzureden, ihr Leben sei nicht in Gefahr. Es war blanke Ironie. Vielleicht las sie es sogar in meinen Augen. Sie war nicht dumm. Wenigstens nicht ihr Original. »Also, kannst du einen Wagen lenken?«
    »Ich sagte: ja!«
    »Gut, dann komm her.« Ich legte das Gewehr zwischen die Sitze und zog Prill auf meinen Schoß.
    »Was hast du vor?«
    »Du lenkst. Fahr einfach geradeaus, und möglichst auf der Straße. Ich kümmere mich inzwischen um unsere Begleiter. Halt deine Füße ruhig, das Pedal da unten ist die Bremse.« Ich schlüpfte unter ihr durch auf den Beifahrersitz und griff nach der Mossberg. »Erschreck nicht, wenn ich schieße, die Dame hier ist ziemlich laut. Siehst du die Sensortaste am Armaturenbrett?«
    »Ja«, antwortete Prill, blickte aber weiterhin starr geradeaus, während sie krampfhaft das Lenkrad festhielt.
    »Mit ihr schaltest du das Kraftfeld an und aus. Wenn ich ›jetzt‹ rufe, drückst du sie. Nachdem ich geschossen habe, drückst du sie sofort wieder. Sofort, verstanden!«
    »Ja.«
    Ich musterte Prill ein paar Sekunden. »Entspann dich«, riet ich ihr. »Ein

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