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Lord Gamma

Lord Gamma

Titel: Lord Gamma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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recht punktgenau abgesetzt habe? Deine Vorwürfe waren ungerechtfertigt.«
    »Fünf Millionen künstliche Menschen?« entsetzte sich Prill. »Lieber Himmel, wo… wozu denn?«
    »Sie bilden das Fundament einer Zivilisation«, erklärte Gamma.
    »Hier?«
    »Natürlich nicht, Schätzchen, das wäre zu anspruchslos.«
    »Auf einem anderen Planeten?«
    Gamma schwieg einige Sekunden, während Prill gespannt auf seine Antwort wartete. Als mein Mentor sich wieder zu Wort meldete, ging er jedoch nicht auf ihre Frage ein. Seine Stimme klang ernst und kühl: »Du solltest mal einen Blick in den Rückspiegel werfen, Stan!«
     
    Ich zählte drei Läufer, die sich von der Nachtseite her näherten, und sie taten es nicht gerade langsam. Mit Prills Hilfe schob ich den Pontiac über den Asphalt, als ginge es um die Startbestzeit bei einer Bobweltmeisterschaft. Ich hatte Übung darin, den Wagen in Schwung zu bringen, fürchtete aber, daß Prill jeden Moment ihr Gleichgewicht verlieren und stolpern könnte. Sie war ebenso wie ich aus dem Fahrzeug gesprungen und schob es bei geschlossenen Türen, während ich zusätzlich noch das Lenkrad hielt. Hoffentlich schaffte sie es, bei diesem Tempo wieder hineinzuspringen. Ihr Gesicht jedenfalls war von wilder Entschlossenheit geprägt, ihre Kraft von der Angst zusätzlich mobilisiert.
    Die Läufer saßen uns im Nacken, bewegten sich mit der Geschwindigkeit von Windhunden über die Straße. Mit jedem Schritt, den wir gewannen, holten sie drei Schritte auf. Zuerst hatte ich befürchtet, Prill würde einfach stehen bleiben und auf sie warten, um der Kugel oder der Barriere zu entgehen, aber scheinbar hatte Gammas Geschichte ihr Vertrauen gewonnen. Oder sie verarbeitete das Gehörte noch, wägte in diesen Sekunden Für und Wider gegeneinander ab, praktizierte ein Er liebt mich, er liebt mich nicht- Spiel mit ihren Beinen. Für jeden rechten Schritt: Wahrheit und Leben, für jeden linken: Lüge und Tod. Ich betete, daß sie sich für das Innere des Pontiac entschied. Gamma, da war ich mir sicher, konnte und wollte Prill dahingehend nicht weiter beeinflussen.
    Mit Sicherheit war es Salmeik, der die Läufer in Aktion gesetzt hatte. Hoffentlich nicht auch jene, die sich eventuell noch vor uns befanden und bei der Barriere auf uns warteten.
    »Spring rein!« rief ich Prill zu.
    Sie schüttelte den Kopf, und mir blieb fast das Herz stehen.
    »Noch – schneller«, keuchte sie.
    »Der Wagen rollt irgendwann zu schnell für dich!« schrie ich. Hinter uns vernahm ich bereits das metallische Klackern von vierundzwanzig Läuferbeinen auf dem Straßenbelag. »Spring, verflucht noch mal!«
    Prill rannte mit gesenktem Kopf und geschlossenen Augen. Dann hob sie ihren Blick, stieß sich ab und schwang das linke Bein über den Wagenrand, während das rechte über den Asphalt gezogen wurde. Verbissen klammerte sie sich an die Tür und preßte hervor: »Nein, nein, nein …« Dann gab sie sich einen inneren Ruck und ließ sich in den Wagen fallen. Rücklings rutschte sie auf den Beifahrersitz und fluchte: »Oh, Scheiße!«
    Ich sprang ebenfalls ins Innere. Der Pontiac machte einen kurzen Schlenker, ehe ich es geschafft hatte, mich hinters Steuer zu setzen und ihn zurück in die Spur zu zwingen. Die Tachonadel kletterte langsam über die Achtzehn-Meilen-Marke, viel zu langsam, um die Läufer abzuhängen. Prill lag noch immer auf dem Sitz, die Füße an der Kopfstütze und den Kopf halb im Fußraum, und heulte. Scheinbar hatte sie tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, sich zu stellen. Nun fuhr sie mit mir die Straße hinab ins Nirgendwo. Es war kaum mehr als eine halbe Minute vergangen, seit Gamma mich auf die Verfolger aufmerksam gemacht hatte. Die Läufer waren bis auf fast einhundert Meter herangekommen, und die Sekunden, die sie brauchten, um den Pontiac einzuholen, konnte ich an zehn Fingern abzählen.
    »Setz dich vernünftig hin!« herrschte ich Prill an. Sie gehorchte widerwillig, sah hinter sich und äußerte etwas Unverständliches. Ich aktivierte das Kraftfeld, um die Maschinen auf Distanz zu halten. Theoretisch ließ der Energieschirm sich unbegrenzt aufrechterhalten, aber dann begleiteten uns die Läufer womöglich bis zur nächsten Station. Hinzu kam, daß ich nicht auf sie schießen konnte, solange das Feld aktiv war. Es konnte weder von innen noch von außen durchdrungen werden, stoppte meine Projektile ebenso wie die Hieb- und Strahlenattacken unserer Verfolger.
    »Sie haben uns gleich eingeholt«,

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