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Lord Garrows widerspenstige Braut

Lord Garrows widerspenstige Braut

Titel: Lord Garrows widerspenstige Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyn Stone
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Küchenpersonal für sie einstellen, dachte James, während er unruhig durch die stille, düstere Halle schritt. Ja, es würden Veränderungen nötig sein – Susanna sollte sich schließlich hier wohl fühlen. Für die Sauberkeit in Galioch hatten in seiner Abwesenheit bislang die Pächtersfrauen gesorgt. Aber abgesehen von den Betten in seinem und im Zimmer seiner Mutter, ein paar alten Truhen und billigen Schemeln war die Burg fast unmöbliert. Und er hatte weder eine Köchin noch eine Spülmagd. So lange Susanna nicht von seinen Leuten akzeptiert wurde, konnte er sie außerdem schlecht allein zurücklassen, um die Angelegenheiten in Drevers regeln.
    Es ist zu gefährlich, wenn ich sie mitnehme, dachte er. Mr. Colin, der Verwalter von Drevers, würde mit Sicherheit nicht freiwillig gehen. James kannte ihn nur zu gut, um zu wissen, dass dieser Mann sich nach den langen Jahren, in denen er dort frei schalten und walten konnte, als Besitzer von Drevers wähnte. Eastonby hatte ihn viel zu lange unbeaufsichtigt gelassen. James seufzte, ging durch den Windfang nach draußen und blickte hinaus auf die grandiose Berglandschaft um Galioch. Da – kleine Trupps von Menschen kamen auf den sich durchs Heidegras schlängelnden Wegen auf ihn zu! Trotz der großen Entfernung konnte James ihr Grölen hören. Die Bewohner der Cottages unterhalb der Burg kamen auch gerade aus ihren Häusern über die Heide, sprangen über die Zäune der kleinen Gemüsegärten und trampelten durch Margies kümmerliche Blumenbeete.
    Alle kamen, Kinder wie Frauen und Alte. Die Leute wirkten so kraftvoll wie seit Jahren nicht mehr. James war das erste Mal froh, dass die meisten Männer nicht in Galioch arbeiteten, sondern anderswo ihr täglich Brot verdienen mussten. Die Landwirtschaft bot in dieser Gegend nur wenigen Männern im Alter zwischen sechzehn und vierzig Jahren ein Auskommen.
    Doch was trugen die Leute in den Säcken und Beuteln, die sie geschultert hatten? Plötzlich ergriff ein mulmiges Gefühl von James Besitz. Wollten die Besucher Susanna etwa steinigen? Nein, dachte James, das kann nicht sein. Aber es sah aus, als hätten sie ihr ganzes Hab und Gut zusammengerafft. Wollten seine Leute Galioch verlassen und sich auf den Weg an die Küste machen, nur weil er eine Engländerin geheiratet hatte? Seine Mutter war hier nicht sehr beliebt gewesen und ihre englischen Freunde auch nicht, woran er sich nur zu gut erinnern konnte.
    Doch als die Menschen näher kamen, sah er sie lächeln. Sogar Hilda strahlte triumphierend über das ganze Gesicht.
    "James, mein Junge!" rief der alte Bertram und stürmte auf ihn zu wie ein angriffslustiger Widder. Bevor James wusste, wie ihm geschah, hatte ihn Bertram in die Arme geschlossen. Mittlerweile war der Lärm ohrenbetäubend geworden. James bekam fast keine Luft mehr, so viele Leute drängten sich auf einmal an ihn heran und schlugen ihm freundschaftlich auf die Schulter.
    Als er wieder atmen konnte, lachte er erleichtert auf. Offensichtlich freuten sich alle darüber, dass er wieder zu Hause war. Er hatte sich ganz umsonst Sorgen gemacht. Inzwischen hatten ihn die Männer – Bertram, Will und Doug – hochgehoben und trugen ihn auf den Schultern durch die Eingangstür. James musste den Kopf einziehen und schlug dennoch gegen den hölzernen Türrahmen. Die Kinder quietschten und schrien aufgeregt.
    Laut riefen die Männer nach der Braut. James hoffte, dass Susanna die Tür zu ihrem Zimmer rechtzeitig verriegelte, als ein paar der rauen Gesellen nach oben stürmten. Er versuchte, zu Boden zu springen, was ihm aber nicht gelang. Alt und jung tanzte mit dem Herrn von Galioch auf den Schultern ausgelassen zum Klang einer Geige, die nun aufspielte. Und Angus blies in den Dudelsack, was seine Lungen hergaben.
    Es sah nach einer spontanen Feier aus. Das war schon öfter bei seiner Rückkehr der Fall gewesen, aber heute waren alle noch sehr viel aufgekratzter als sonst. James' Blick fiel auf Hilda, die ihn breit anlächelte. Er erwiderte das Lächeln und hoffte, dass seine Amme nicht voller Häme war. Wenn sie Susanna Schwierigkeiten machte, würde er sie von Galioch verbannen, noch bevor der Tag vorbei war.
    Plötzlich waren Susannas schrille Schreie über den Trubel hinweg bis in die Halle zu hören. Offenbar hatten die Männer sie gefunden. Nun, das war keine große Kunst – nur zwei Räume im Haus waren bewohnbar. Mit einem Mal stieg Angst in ihm hoch. Was, wenn Susanna sich weigerte, mitzukommen? Sie

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