Lord Garrows widerspenstige Braut
würden sie doch nicht die Treppe hinunterstoßen?
"Lass mich runter, Will!" brüllte er und riss am spärlichen Kopfhaar des Webers. "Meine Frau kriegt sonst noch Angst vor euch!"
Alles lachte. "Habt ihr diesen Witzbold gehört?" rief der Weber. "Er meint, sein Mädel hätte mehr Angst vor uns als vor Hilda!" Lautes Gelächter war die Antwort.
Spielerisch boxte James nach dem Kopf des Schmieds. "Nun lass mich schon runter! Das ist ein Befehl!"
Prompt ließ Will ihn fallen, so dass James unsanft auf seinem Allerwertesten landete, während ein kleines Mädchen ihn fröhlich anblickte. Hätte nicht einer der Umstehenden nach seinem Arm gegriffen, hätte James sich auf dem harten Steinboden das verletzte Bein gebrochen. "Mistkerl!" schnaubte James leise, doch dann erstarrte er. Die lachende Menge um ihn herum teilte sich, und Susanna stand vor ihm. Ihre roten Locken hingen ihr wild ins Gesicht, und ein Blumenkranz thronte schief auf ihrem Kopf, wobei eine Blüte über ihrem linken Auge baumelte.
Urplötzlich verebbte der Lärm. Alles drängte noch näher, gespannt, was passieren würde. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können.
Susanna hob lässig die Hand, zupfte eine Blume aus dem Kranz, beugte sich hinunter zu James und steckte ihm die Blüte ins Haar. Dann richtete sie sich auf, warf einen vergnügten Blick in die Runde und lachte fröhlich. "Mein Mann will die Feier offenbar aussitzen!" Mit der Linken griff sie nach der Hand des Nächststehenden, mit der rechten Hand bedeutete sie Bobby aufzuspielen. Das Fest begann.
Mein Gott – sie scheinen sie zu akzeptieren, dachte James ergriffen.
Eilig zog er seine Füße an und stand mühsam auf. Sofort wurde er in den Kreis der Tänzer einbezogen. Wieder und wieder stolperte er, wurde aber mitgeschleift. Obwohl sein Bein unerträglich schmerzte, ließ er sich von der allgemeinen Feststimmung anstecken. Als er an der anderen Seite des Raums angelangt war und die Säcke sah, die einer neben dem anderen an den Wänden der Halle niedergelegt worden waren, wurde ihm klar, dass es Hochzeitsgeschenke waren, die die Leute angeschleppt hatten. Offenbar hatten sie ihre Vorratskammern geleert und auch noch das Familiensilber mitgebracht. Er war gerührt.
Einige der Frauen hatten im Kamin Feuer gemacht. James griff nach der Hand der Frau, die ihm am nächsten stand und führte sie an seine Lippen. "Danke, Margie. Danke euch allen, auch für die Hochzeitsgeschenke. Ich schwöre, bald wird es genug für alle geben."
Sie grinste und verpasste ihm einen Nasenstüber. "Aber sicher, James. Wir haben nie an dir gezweifelt. Deine Frau ist also schön reich?"
Er nickte und sah zu Susanna hinüber, die aussah, als würde sie das Fest aus vollem Herzen genießen. Ihre Haare und ihr weiter Rock wirbelten durch die Luft, und sie klatschte vergnügt in die Hände, während sie einen Eightsome Reel tanzte.
"Oh ja. Meine Frau ist sehr schön und sehr reich." Er wandte den Blick von Susanna ab und meinte zu Margie gewandt: "Und du hast mittlerweile Zwillinge in die Welt gesetzt, hat Orvie erzählt. Da wird sich Jack aber freuen. Ich gratuliere euch beiden!"
Verschmitzt lächelte die junge Frau. "Du wirst dich anstrengen müssen, jetzt, wo du verheiratet bist. Ich hab dir vier Kinder voraus."
James blickte wieder zu Susanna hinüber. Sie schien die Hochzeitsfeierlichkeiten aus vollen Zügen zu genießen. Wäre das mit ihrer Ehe auch der Fall? Er zweifelte daran.
Während er so dastand, drückte ihm Kenneth, sein Lieblingscousin, einen Holzbecher in die Hand. "Grüner Whisky, Jamie! Besseren gibt es nicht."
"Anderen haben wir ja gar nicht. Das Zeug wird hier einfach nicht alt", spottete James und nahm einen großen Schluck von dem Gebräu. Angewidert verzog er das Gesicht. "Verflixt – der löst einem ja sämtliche Zähne auf!" keuchte er.
"Und die Sorgen in Wohlgefallen", erwiderte Kenneth und nahm seinen Becher wieder an sich. "Wohl bekomm's!"
Einen Augenblick sahen beide den Tänzerinnen und Tänzern zu. "Oben im Firth wartet eine Ladung Waren auf uns – das Schiff war wahrscheinlich schneller als Lady Garrow und ich. Könntest du dich morgen darum kümmern? Die Lieferung ist schon bezahlt", meinte James schließlich, bevor er ein paar Banknoten aus seiner Weste zog und sie seinem Cousin reichte. "Miete ein paar Karren und Ochsen, um das Zeug herzuschaffen."
"Aber gerne doch", grinste Kenneth. "Ich nehme an, du wirst die nächsten Tage mit deiner Frau beschäftigt
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