Lord Garrows widerspenstige Braut
zu.
Fragend hob er die rechte Augenbraue.
Sie griff in ihren Handarbeitsbeutel und zog das restliche Geld heraus, das sie noch bei sich hatte. "Bitte nimm du das Geld. Ich trage nicht gern so viel mit mir herum." Sie nahm eine seiner Hände, zwängte das Geld hinein und schloss seine Finger darum. "James – ich weiß doch, dass du am liebsten selbst zahlst."
Ein Muskel, der über seinen kantigen Kiefer lief, begann zu zucken. Sie hoffte, dass er sich die Zähne nicht entzwei biss.
Als James nicht antwortete, fuhr sie leise fort: "Hast du dir wenigstens schon deinen Verwalterlohn ausgezahlt, als du das letzte Mal in Beauly warst? Ich kann dich nicht entlohnen, ich habe keinen Zugang zu unserem Vermögen."
"Zu deinem Vermögen", knurrte James kaum vernehmlich.
Sie zog die Augenbrauen hoch. "Nein, James: Von Rechts wegen gehört das ganze Vermögen dir . Nur weil du großzügig bist, kann ich es auch mein eigen nennen."
"Ach wirklich?" Er gab sich desinteressiert.
"James! Wenn Galioch und Drevers Gewinn abwerfen sollen, musst du unser Geld investieren! Wir werden beide davon profitieren. Und was das Geld hier angeht", sagte sie und deutete auf seine Hand, "… das hat mir mein Vater zugesteckt, bevor wir Edinburgh verließen. Wir können es kaum sinnvoller ausgeben, als dafür, ihn zu finden und vor Mr. Durston zu warnen. Nun steck es schon ein! Und hör auf, ständig zwischen Mein und Dein zu unterscheiden. Wir sind verheiratet!"
"Wie kommst du überhaupt darauf, dass ich dein Geld nicht nehmen will?" fragte er bitter. "Habe ich auch nur ein Wort darüber verloren?"
"James – jedes Mal, wenn ich eine Münze zücke, erstarrst du plötzlich zu Eis. Hast du gedacht, ich hätte nicht gesehen, welch langes Gesicht du in Elgin gemacht hast, als ich dir die Fahrkarten gegeben habe? Wir haben doch momentan ganz andere Probleme. Da sollten wir uns nicht wegen einem bisschen Geld streiten!"
Er verzog den Mund. "Nun, dann lasse ich mich eben von dir aushalten. Zufrieden?"
Sie klimperte herausfordernd mit den Wimpern. "Besser ausgehalten als fern gehalten, oder?"
Entsetzt sah er sie an. "Hast du das ernsthaft in Erwägung gezogen – mich von dir fern zu halten? Als Mr. Fowler dir so viele hübsche Komplimente machte – warst du da versucht, mich fallen zu lassen?"
"Keine Sekunde lang!" meinte Susanna empört.
Er knurrte. "Ich verstehe. Besser ein schottischer Habenichts als ein englischer Tunichtgut, wie? Trotzdem: Ich sollte dich ernähren", sagte er und betonte das "dich". "So ist es Brauch."
"Wer hat den Brauch erfunden?"
"Es ist einfach Brauch – aus, Ende."
Verärgert lehnte sie sich zurück. "Welch ergreifende Logik! Selbst wenn du vermögender wärst – dann würdest trotzdem nicht du mich ernähren. Wir würden vom Erbe deines Vaters leben!"
"Besser vom Erbe meines Vaters, als von dem deines Vaters!" entgegnete er aufgebracht.
"Aber das ist doch alles Unsinn! Das Erbe meines Vaters gehörte zu großen Teilen schon seinem Vater und dessen Vater und so weiter – bis in die Tiefe der Geschichte. Wen kümmert es schon, wer das Vermögen aufgehäuft hat? Freuen wir uns doch darüber, dass wir es haben!"
" Mich interessiert schon, woher das Vermögen stammt", beharrte James.
"Das sollte es aber nicht. Wir sind verheiratet", erklärte sie und kämpfte angesichts von so viel Uneinsichtigkeit mit ihrer Beherrschung. "Deine Pflicht ist es, Lord Garrow zu sein und standesgemäß zu leben, James. Ob du deswegen schmollst oder nicht, wird nichts daran ändern!"
"Scharfsinnig schlussgefolgert, meine Liebe. Und wie direkt du die Dinge beim Namen nennst …!"
"Ich denke, na und?" gab sie mit einem Achselzucken zu. "Würdest du glücklicher sein, wenn ich dauernd in Tränen ausbräche? Wenn ich mich wie ein hirnloses zartes Blümelein auf der Heide gebärden würde? Nur, damit du weiterhin stolz auf dich sein und den allmächtigen großen, starken Beschützer spielen kannst?"
"Vielen Dank, dass du mir das bisher erspart hast! Es ist mir schon klar, dass du keinen Mann brauchst! Du schaffst ja alles alleine – du bist ja auf keine Hilfe angewiesen!" meinte er bitter.
Nach diesen Worten saß sie einen Moment lang still da. Dann hob sie den Kopf und zwitscherte mit irrwitzig hoher piepsiger Stimme: "Ach bitte, bitte, James, kauf uns doch Fahrkarten! Ich kann mit Geld einfach nicht umgehen! Und wenn ich nun das Wechselgeld falsch herausbekomme?" Sie legte die Stirn in Falten und schmachtete ihn unter gesenkten
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