Lord Garrows widerspenstige Braut
Lidern hervor an.
Bei dieser Darbietung musste James unwillkürlich lachen. "Ach, Susanna! Du machst es einem Mann wirklich schwer, sich seinen Stolz zu bewahren!"
"An Stolz mangelt es dir wahrlich nicht. Stolz von Stolzenstein könnte dein Zweittitel sein!" setzte Susanna noch eines drauf.
James wischte sich vor Lachen die Tränen aus den Augenwinkeln. "Der Herr möge mich vor Frauen schützen, die immer das letzte Wort haben müssen!" japste er.
"Der Herr hat anderes zu tun", erwiderte sie trocken. "Sitzt meine Haube noch gerade?"
Lächelnd lehnte sich James zurück, während er sie musterte. "Nein. Sie sitzt verwegen schief, was dir aber steht. Und dein Haar lockt sich ganz entzückend. Du siehst zauberhaft aus."
Sie errötete. "Danke."
Er zog eine Augenbraue hoch. "Ganz ehrlich: Du gefällst mir sehr!" Er griff nach ihrer Hand.
Das erinnerte Susanna daran, dass sie noch etwas anderes mit ihm klären musste. "James, wenn das alles hier vorbei ist, dann muss ich dich etwas fragen. Auch wenn du die Fragen vielleicht … unschicklich findest. Oder vielleicht sogar schockierend. Aber ich erwarte, dass du mir genauso ehrlich antwortest."
"Was willst du mich fragen?" fragte er interessiert.
Sie hielt inne und warf einen Blick in die Runde. Keiner der Mitreisenden schien ihnen zuzuhören. Sie flüsterte: "Zu etwas, was mich in den letzten paar Jahren sehr beschäftigt hat."
Er wirkte überrascht. "Den Rechten der Frauen?"
"Frauen haben keine Rechte", korrigierte sie ihn. "Frauen mangelt es an Rechten!"
"Du hast Fragen zu irgendeinem bestimmten Mangel?" fragte er verständnislos nach.
"Jein."
"Was willst du andeuten, Susanna? Ich verstehe dich nicht."
Sie beugte sich vor und flüsterte ihm ins Ohr: "Es hat damit zu tun, dass ich dir gefalle."
Erstaunt sah er sie an. Was hatte das zu bedeuten?
18. Kapitel
"Seine Lordschaft ist im Augenblick nicht hier", erklärte der Geschäftsführer des Hotels Royal Arms knapp. "Aber er hat uns brieflich mitgeteilt, dass er am Donnerstag hier eintreffen wird."
"Reist er aus London nach Edinburgh an?"
"Nein, von den Orkneys, soviel ich weiß."
"Danke", erwiderte James. "Wir werden hier auf ihn warten."
"Die Suite des Earl steht Ihnen selbstverständlich jederzeit zur Verfügung, Lord Garrow", meinte der Geschäftsführer kühl und musterte den jungen Mann, der in schmutzigen Reisekleidern vor ihm stand, abfällig.
Susanna machte einen Schritt nach vorne. "Lord Garrow und ich werden selbstverständlich eine eigene Zimmerflucht in derselben Etage beziehen! Möglicherweise kommt mein Vater in Gesellschaft."
Dienstbeflissen und unterwürfig verneigte sich der Geschäftsführer, als er merkte, dass er sich soeben im Ton vergriffen hatte. "Aber natürlich, Mylady. Sehr gerne." Er klingelte nach dem Personal.
James schmunzelte, als er sah, wie herablassend sich Susanna in der Hotelhalle umblickte. Sie wirkte wie eine Lumpenprinzessin aus dem Märchenbuch: Ihr dünnes Reisekostüm war nicht nur verknittert, grau vom Ruß der Eisenbahn und mit Schmutzbrocken überzogen, es roch zudem nach Pferdeschweiß und Dreck.
Auf das Läuten hin kam Thomas Sniveley herbeigeeilt. Er strahlte. "Welche Freude – Lord Garrow! Und Mylady", begrüßte er sie vergnügt, bevor er sich höflich vor ihnen verneigte. Ungefragt nahm er James die Taschen ab und griff nach dem Schlüssel, den der Geschäftsführer in der Hand hielt. "Ich werde Sie zu Ihren Zimmern bringen. Wie schön, dass Sie uns beide wieder beehren!"
James nickte höflich. Auf dem Weg nach oben wurden die üblichen Höflichkeitsfloskeln ausgetauscht. Thomas bedankte sich noch einmal für das Empfehlungsschreiben, das tatsächlich zu seiner Beförderung geführt hatte. Als sie in der Suite standen, die James und Susanna zugewiesen worden war, erkundigte sich James beiläufig: "Waren Sie schon mal im Shipman's Inn , Thomas?"
"Nein. Aber ich weiß, wo es ist. Warum?"
James griff in seine Westentasche und zeigte Snively die Miniaturen in Mirandas Kamee. "Ich muss unbedingt wissen, ob dieser Mann hier dort abgestiegen ist. Und wenn er das noch nicht getan hat, will ich sofort benachrichtigt werden, wenn er kommt. Würden Sie das für mich erledigen, Thomas? Es ist sehr wichtig. Wir befürchten einen neuen Anschlag auf den Earl." James zog die Geldscheine heraus, die ihm Susanna gegeben hatte, und drückte Snively zusammen mit der Kamee zwei Pfundnoten in die Hand.
Snively verneigte sich tief. "Ihr Wunsch ist mir Befehl,
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