Lord Garrows widerspenstige Braut
mit anderen Stimmen, dem Knarren der Planken und dem Quietschen von Seilen.
Kaum war eine Viertelstunde vergangen, erhob sich James und ging nach oben. Er sah mitgenommen aus. Susanna musste ihn nicht fragen, warum. Ganz egal, wie viele Fähigkeiten James sonst hat – ein Seemann ist er nicht, dachte sie mitleidig. Mit der Seekrankheit war nicht zu scherzen, das wusste sie, auch wenn sie selbst auf ihren Reisen zu den Kanalinseln bislang von ihr verschont geblieben war.
James kam nach unten gepoltert und setzte sich in verkrampfter Haltung neben sie. Er sah bleich aus.
"Lebst du noch?" erkundigte sie sich mitfühlend.
"Das siehst du doch", knurrte er. "Verdammt! Ich hasse Schiffe!"
"Bist du schon öfter auf See gewesen?"
"Ja. Mit einem Kaufmann aus Dornoch", stieß er gepresst hervor.
Ungläubig sah Susanna ihn an. "Obwohl du seekrank wirst? Wie das?"
"Ich war Kabinenjunge, mit elf Jahren!" meinte er knapp.
Susanna zuckte zusammen. "Du bist von zu Hause ausgerissen?"
"Ja."
Er war Kabinenjunge gewesen? Das hatte er sicher nicht lange ausgehalten. "Wie lange bist du denn zur See gefahren?" erkundigte sie sich neugierig.
"Ein Jahr", antwortete er stöhnend.
"So lange? Und die ganze Zeit warst du …?" Sie sah ihn fragend an und blickte zur Tür.
"Nein." Er biss die Zähne zusammen. "Lass mich jetzt bitte in Ruhe."
Susanna schwieg. Sie versuchte sich vorzustellen, wie James wohl als kleiner Junge gewesen war, aber es gelang ihr nicht recht. Bestimmt hatte er von Piraten und einem aufregenden Leben auf See geträumt wie alle anderen Knaben in diesem Alter. Und dann war er zwölf Monate lang seekrank gewesen! Der arme Kerl! Wie merkwürdig, dass seine Eltern ihn nicht schon früher ausfindig gemacht hatten – sie hatten doch sicher nach ihm gesucht? Nachdenklich musterte sie ihren Mann. Fragen war er momentan nicht zugänglich – er litt sichtlich. Sie legte ihre Hand auf seine starren kalten Finger, die die Bank umklammerten. "Es wird sicher nicht mehr lange dauern, James", tröstete sie ihn.
Gequält verzog er den Mund. Obwohl er nichts sagte, spürte Susanna, dass er verärgert war, weil er ihr eine Schwäche gezeigt hatte. Und sie spürte noch etwas – zwischen ihnen war eine Nähe entstanden, die sie schwer beschreiben konnte. In jedem Fall fühlte sie sich ihm in diesem Moment stärker verbunden als am Vorabend, als sie das Bett miteinander geteilt hatten.
"Du musst dich nicht schämen", meinte sie sanft. "Ich glaube, jeder Mensch hat seine Schwächen."
"Du wirst jedenfalls nicht seekrank!" gab er einsilbig zurück.
"Das nicht", sagte sie. "Aber ich werde verrückt, wenn ich in engen, dunklen Räumen bin. Als Kind hat mich das Kindermädchen einmal in die Räucherkammer gesperrt. Ich hatte solche Angst", gestand sie ihm. Susanna blickte sich um. "Die Kabine hier ist nicht so schlimm. Aus den Bullaugen kann man wenigstens nach draußen sehen. Und von der Treppe her gibt es Zugluft. Aber wenn ich unter Deck ohne Fenster eingesperrt wäre …" Sie sah James an und brach mitten im Satz ab. "Oh, James! Sag nicht, das geht dir auch so?"
Er entzog ihr seine Hand, erhob sich schnell und stürzte wieder nach oben.
Susanna lehnte ihren Kopf gegen die Kabinenwand und seufzte. Warum, warum nur hatte James den Firth mit dem Schiff überqueren wollen, statt um ihn herum zur Brücke bei Inverness zu reiten? Natürlich war der Zeitfaktor für ihren Erfolg wichtig. Das Leben ihres Vaters hing vielleicht davon ab, dass sie ihn erreichten, bevor die Durstons miteinander Kontakt aufnahmen. Aber der zeitliche Vorsprung nutzte ihnen nichts, wenn James krank wurde …
Als sie in der Nähe von Kinloss an Land gingen, atmete James auf und schwor sich, nie wieder mit einem Schiff über den Moray Firth überzusetzen. Dabei wusste er, dass ihm das wohl nicht erspart bleiben würde, denn unglücklicherweise hatte Wasser keine Balken. Das war einer der traurigsten Fakten des Lebens, eine Tatsache, die er jeweils so lange ignorierte, wie es nur ging.
"Wir müssen uns eine Kutsche organisieren", erklärte er Susanna und zog sie mit sich zum nächsten Gasthof. Der Kapitän hatte behauptet, dass es dort einen Mietstall gäbe.
"Wir können auch reiten, dann sind wir schneller", meinte Susanna.
"Das wird zu anstrengend für dich", gab James zu bedenken."
Susanna hielt im Laufen inne. "Unsinn! Wir können uns im Zug ausruhen. Aber wenn du nicht reiten willst …" Herausfordernd sah sie ihn an.
James sparte sich eine
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