Lord Garrows widerspenstige Braut
Lord Garrow. Aber wenn ich so viel Belohnung für eine schlichte Information anbiete, dann weiß jeder, wie wichtig Ihnen die Sache ist. Und dann würde vielleicht jemand versuchen, mit dem Herrn auf dem Bild ein Abkommen zu treffen."
"Das überlasse ich Ihnen, Thomas. Tun Sie, was Sie für richtig halten. Den Rest des Geldes können Sie für Ihre Mühen behalten."
"Aber, Mylord – zwei Pfund …!"
James verdrehte die Augen. "Kaufen Sie Ihrer Frau ein schönes Kleid oder schicken Sie Ihre Kinder damit nach Cambridge. Herrgott, so schwer kann es Ihnen doch nicht fallen, das Geld loszuwerden! Und jetzt sputen Sie sich! Die Sache ist von größter Wichtigkeit."
"Ich bin schon unterwegs. Ich werde Ihnen Badewasser schicken lassen. Sie sind den ganzen Weg zu Pferd gekommen?" Neugierig musterte er sie.
"Thomas – gehen Sie!" befahl James.
Nachdem der Diener hastig die Tür hinter sich geschlossen hatte, drehte sich James zu Susanna um.
"Wie klug von dir", meinte sie. "Ich hatte ganz vergessen, dass du ja weißt, wo Mr. Durston gewöhnlich absteigt. Aber was ist mit Miranda und Mr. Fowler? Meinst du, sie sind schon auf dem Weg nach London?"
"Vielleicht haben sie ihm ja von Beauly oder Kinloss aus telegrafiert …"
"Und dort auf Mr. Durstons Antwort gewartet?"
"Möglich ist alles. Ich hoffe nicht. Dann hätten wir es nämlich mit allen dreien zu tun!"
Susanna warf ihren Hut auf einen Stuhl und knöpfte ihre Handschuhe auf. "Mr. Durston und mein Vater reisen sonst nie zur gleichen Zeit", sinnierte sie. "Einer von beiden bleibt immer in London, der Geschäfte wegen."
"Er war aber hier, Susanna, und hat deinen Vater überfallen", erinnerte James sie.
"Ja. Aber auch damals sind sie nicht zusammen gereist – Vater hatte keine Ahnung, dass ihm Mr. Durston gefolgt war. Hmmh. Wenn Vater auf die Orkneys gefahren ist, dann muss er mit dem Schiff unterwegs sein. Wäre Mr. Durston an Bord, würde er damit bei Vater Verdacht erregen. James, ich wette, Mr. Durston ist entweder schon hier in Edinburgh oder er lauert meinem Vater wieder auf dem Heimweg auf."
James zuckte mit den Schultern. "Möglich, aber wir können nichts tun als warten."
"Zwei Tage lang Ruhe", sagte sie, streifte die Handschuhe ab und bückte sich, um ihre Halbstiefel aufzuschnüren. "Was bin ich froh! Jetzt ein heißes Bad – und dann lange schlafen. Was für ein himmlischer Gedanke!" seufzte sie erschöpft.
James lächelte. Er würde einiges dafür geben, bei Susanna in der Badewanne liegen und sich das Bett mit ihr teilen zu dürfen. Aber das war nicht der richtige Zeitpunkt für so etwas.
"Du solltest morgen zur Bank gehen", sagte sie beiläufig. "Wir werden Einkäufe tätigen müssen."
Als er nichts sagte, blickte sie zu ihm hoch. "James, wir waren uns doch vorhin einig, oder?"
"So lange ich selber noch Geld habe, werden wir das ausgeben. Wie wir es danach handhaben, ist mir egal. Ich will ja nicht unvernünftig sein."
Sie lächelte ihm zu. "Guter Junge! Ich hoffe, unser Sohn wird dir ähneln."
Für einen Moment setzte sein Herzschlag aus. "Unser Sohn?" wiederholte er überrascht.
Ruhig legte sie die rechte Hand auf ihren Unterleib und nickte. "Nun, es könnte natürlich auch eine Tochter werden … Herrje – hoffentlich erbt sie nicht deine großen Füße!"
James stieß die Luft aus, die er unwillkürlich angehalten hatte, und seufzte. "Susanna, es ist noch viel zu früh, um so etwas sagen zu können. Wir haben erst … Nun, es war nur ein Mal!"
Susanna lächelte abgeklärt. "Ach, James! Hat dein Vater dich denn nicht aufgeklärt? Vertrau mir – eine medizinische Autorität hat mir versichert, dass schon ein einziges Mal genügt, um schwanger zu werden." Sie war enttäuscht, dass er so wenig Begeisterung zeigte.
"Warten wir es ab", gab er friedfertig zurück. "Wolltest du mich nicht diesbezüglich noch etwas fragen?"
Susanna schlüpfte aus ihren feuchten Stiefeletten und tappte in ihren nassen Strümpfen in das Zimmer zu ihrer Rechten. "Ja, das wollte ich", meinte sie über die Schulter hinweg. "Aber wenn du nicht einmal weißt, dass eine Frau beim ersten Mal schwanger werden kann, dann weißt du über die anderen Sachen vermutlich noch weniger."
"Welche anderen Sachen?" rief er ihr nach, aber sie antwortete nicht.
Am liebsten wäre James ihr nachgegangen und hätte ihr am lebenden Beispiel gezeigt, was er alles wusste. Aber Lektionen dieser Art benötigten Zeit, Konzentration und Kraft. Und sie war zu erschöpft.
Susanna
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