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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Dawsons Krankheit und den ›Umtrieben‹ (wie sie es nannte) des Dr. Carr und der Schwester erzählt bekommen. ›Dieser ersten Schwester habe ich ja nie getraut‹, sagte Mrs. Budge, ›und wenn sie hundertmal am Guy’s ausgebildet worden ist und eigentlich vertrauenswürdig sein müßte. Ein durchtriebenes rothaariges Frauenzimmer , sage ich, und nach meiner Überzeugung hat dieser Dr. Carr nur so ein Aufhebens um Miss Dawson gemacht und sie alle Tage besucht, um mit dieser Schwester Philliter herumpoussieren zu können. Kein Wunder, daß die arme Miss Whittaker es nicht mehr mit ansehen konnte und sie rausgeschmissen hat – höchste Zeit auch, finde ich. Und hinterher, da war er gar nicht mehr so aufmerksam, dieser Dr. Carr – bis zur letzten Minute hat er doch so getan, als wenn die alte Dame völlig in Ordnung wäre, wo doch Miss Whittaker erst den Tag zuvor gesagt hatte, sie habe so eine sichere Ahnung, daß sie von uns genommen würde.‹
    Ich habe Mrs. Budge gefragt, ob sie Miss Whittaker persönlich kenne. Miss Whittaker, müssen Sie wissen, ist die Nichte.
    Nicht näher, sagte sie, aber sie sei ihr schon oft im kirchlichen Arbeitskreis begegnet. Und sie wisse genau darüber Bescheid, weil die Schwester ihres Mädchens nämlich Mädchen bei Miss Dawson gewesen sei. Ist das nun kein glücklicher Zufall? Sie wissen doch, wie diese Mädchen reden !
    Ich habe mich auch sehr vorsichtig über Mr. Tredgold, den Vikar, erkundigt und war sehr froh zu hören, daß er noch die reine anglokatholische Lehre vertritt, so daß ich sogar in die Kirche (St. Onesimus) gehen kann, ohne meiner religiösen Überzeugung Gewalt anzutun – was ich nicht fertigbrächte, nicht einmal Ihnen zuliebe. Das werden Sie doch sicher verstehen. Aber nun ist ja alles in bester Ordnung, und ich habe an meinen lieben Freund, den Vikar von St. Edfrith in Holborn, geschrieben, er möchte mich an Mr. Tredgold empfehlen. So hoffe ich dann auch schon bald Miss Whittaker kennenzulernen, denn wie ich höre, ist sie eine richtige ›Stütze der Kirche‹. Hoffentlich ist es kein Unrecht, sich der Kirche Gottes zu einem weltlichen Zweck zu bedienen; aber schließlich wollen Sie ja auch nur für Wahrheit und Gerechtigkeit sorgen (!) – und für so einen guten Zweck dürfen wir uns vielleicht erlauben, sogar ein bißchen JESUITISCH (!!!) ZU sein.
    Das ist nun alles, was ich bisher tun konnte, aber ich werde nicht faul sein und Ihnen wieder schreiben, sobald ich irgend etwas zu berichten habe. Übrigens ist der Briefkasten gleich an der Ecke Wellington Avenue, was überaus praktisch ist, denn so kann ich ohne weiteres mal eben hinspringen und meine Briefe an Sie (geschützt vor neugierigen Blicken!!) selbst einwerfen – und mir dabei auch gleich ein bißchen Miss Dawsons – jetzt Miss Whittakers – Haus ansehen, das ›The Grove‹ heißt.
    In aufrichtiger Ergebenheit
Ihre
Alexandra Katherine Climpson
    Die rothaarige kleine Krankenschwester musterte ihren Besucher mit einem raschen, ein wenig feindseligen Blick.
    »Es ist schon in Ordnung«, sagte er entschuldigend. »Ich bin nicht gekommen, um Ihnen Seife oder ein Grammophon zu verkaufen, Sie anzupumpen oder für die Bruderschaft der Ehrwürdigen Schaumschläger oder etwas Karitatives zu gewinnen. Ich heiße wirklich Lord Peter Wimsey – ich meine, das ist mein Titel, kein phantasievoller Vorname wie Sanger’s Circus oder Earl Derr Biggers. Ich bin hier, um Ihnen ein paar Fragen zu stellen, und ich fürchte, ich habe nicht einmal eine passende Entschuldigung für diesen Überfall – lesen Sie manchmal die News of the World ?«
    Schwester Philliter kam zu dem Schluß, daß man ihr die Pflege eines Geisteskranken anvertrauen wollte und der Patient sie persönlich abholen kam.
    »Manchmal«, sagte sie vorsichtig.
    »Aha, dann haben Sie in jüngster Zeit vielleicht meinen Namen in der einen oder anderen Mordsache dort auftauchen
    sehen. Ich spiele nämlich Detektiv, müssen Sie wissen – als Hobby. Ein harmloses Ventil, sehen Sie, für meine natürliche Neugier, die sich sonst womöglich nach innen richten und über die Selbsterkenntnis zum Selbstmord führen könnte. Eine sehr natürliche, gesunde Beschäftigung – nicht zu anstrengend, nicht zu bequem; es übt den Verstand und wirkt belebend.«
    »Jetzt weiß ich, wer Sie sind«, sagte Schwester Philliter langsam. »Sie – Sie sind als Zeuge gegen Sir Julian Freke aufgetreten. Sie waren es sogar, der ihm den Mord nachgewiesen hat,

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