Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
»und sobald ich bereit bin, nach Hampshire aufzubrechen, gebe ich Ihnen Bescheid.«
    »Recht so«, sagte Seine Lordschaft im Aufstehen. »Und jetzt wollen wir uns mal ganz schnell verdrücken. Ach so, bevor ich’s vergesse, ich sollte Ihnen etwas für Ihre Reisespesen und so weiter geben. Ich stelle mir vor, daß Sie als Dame in auskömmlichen Verhältnissen auftreten, die sich an einem hübschen kleinen Ort zur Ruhe setzen möchte. Allzu wohlhabend sollten Sie vielleicht nicht erscheinen – wohlhabenden Leuten vertraut man sich nicht so leicht an. Vielleicht sollte Ihr Lebensstil einem Jahreseinkommen von etwa achthundert Pfund entsprechen – Ihr ausgezeichneter Geschmack und Ihre Lebenserfahrung werden Ihnen schon sagen, mit welchen Mitteln Sie diesen Eindruck am besten erwecken. Wenn Sie erlauben, gebe ich Ihnen jetzt einen Scheck über fünfzig Pfund, und sowie Sie auf Reisen gehen, sagen Sie mir, was Sie brauchen.«
    »Du meine Güte!« rief Miss Climpson. »Ich –«
    »Das ist natürlich rein geschäftlich«, fügte Wimsey ziemlich eilig hinzu, »und Sie werden ja wie üblich Ihre Spesen ganz korrekt abrechnen.«
    »Selbstverständlich.« Miss Climpson war ganz Würde.
    »Ich gebe Ihnen auch gleich eine Quittung, wie sich’s gehört.«
    »Ach du lieber Gott«, fuhr sie fort, indem sie in ihrer Handtasche kramte, »es scheint, ich habe keine Einpenny-Briefmarken mehr. Wie schrecklich nachlässig von mir! Das sieht mir so gar nicht ähnlich, keine Marken bei mir zu haben. Aber gestern abend hat Mrs. Williams sich erst meine letzten ausgeliehen, um einen dringenden Brief an ihren Sohn in Japan schicken zu können. Entschuldigen Sie mich einen Augenblick–«
    »Ich glaube, ich habe welche«, warf Parker ein.
    »Oh, vielen Dank, Mr. Parker. Und hier sind die zwei Pence dafür. Die lasse ich mir nie ausgehen – wegen des Boilers im Bad, wissen Sie. So eine vernünftige Erfindung, so ungemein praktisch, und es gibt unter den Mietern gar keinen Streit mehr wegen des warmen Wassers. Vielen Dank. So, und jetzt schreibe ich meinen Namen quer über die Marken. So ist es doch richtig, nicht wahr? Mein lieber Vater würde staunen, wenn er sehen könnte, wieviel seine Tochter von geschäftlichen Dingen versteht. Er hat immer gesagt, eine Frau brauche sich in Gelddingen nicht auszukennen, aber die Zeiten haben sich doch sehr geändert, nicht wahr?«
    Miss Climpson geleitete sie, ihre Einwände wortreich übertönend, die ganzen sechs Treppen hinunter, dann ging die Tür hinter ihnen zu. »Darf ich mal fragen –?« begann Parker.
    »Es ist anders, als du denkst«, sagte Seine Lordschaft ganz ernst.
    »Natürlich«, gab Parker zu.
    »Siehst du, ich wußte, daß du eine schmutzige Phantasie hast. Die besten Freunde denken im stillen schlecht über einen. Im stillen Kämmerlein denken sie das, was sie draußen von sich weisen würden.«
    »Quatsch nicht. Aber wer ist diese Miss Climpson?«
    »Miss Climpson«, sagte Lord Peter, »ist ein lebendes Beispiel für die Verschwendung, die in diesem Lande getrieben wird. Siehe Elektrizität. Siehe Wasserkraft. Siehe Gezeiten. Siehe die Sonne. Millionen Energieeinheiten werden jede Minute ins Blaue verpufft. Tausende von alten Jungfern laufen herum und bersten vor nutzbarer Energie, und unsere stupide Gesellschaft verbannt sie in Kurheime und Hotels, Vereine und Pensionen oder auf Gesellschafterinnenposten, wo ihre herrliche Klatschsucht und Neugier ungenutzt zerrinnt oder sich sogar schädlich für die Gemeinschaft auswirken kann, während Aufgaben, für die diese Frauen geradezu geschaffen sind, mit dem Geld des Steuerzahlers von ungeeigneten Polizisten wie dir höchst mangelhaft wahrgenommen werden. Mein Gott, man sollte das mal an die Zeitung schreiben! Und währenddessen werden von gescheiten jungen Männern so gemeine und herablassende Büchlein wie ›Die ältere Frau‹ und ›Am Rande der Explosion‹ verfaßt – und Betrunkene singen Spottlieder auf die armen Dinger.«
    »Schon, schon«, sagte Parker. »Das heißt, Miss Climpson ist für dich so eine Art Kundschafterin?«
    »Sie ist mein Ohr und meine Zunge«, sagte Lord Peter mit dramatischer Geste, »und vor allem meine Nase. Sie stellt Fragen, die ein junger Mann nicht stellen könnte, ohne rot zu werden. Sie ist der Engel, der da hineinplatzt, wo der Narr eins über den Schädel kriegen würde. Sie riecht eine Ratte im Dunkeln. Sie ist mir, was der Katze ihr Schnurrbart.«
    »Keine schlechte Idee«, meinte

Weitere Kostenlose Bücher