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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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was?« meinte Wimsey. »Darauf angelegt, beim Unschuldigsten Verdacht zu wecken. Ich wette, Mary Whittaker fällt darauf herein.«
    »Inwiefern?«
    »Weiß ich noch nicht. Das macht es ja so spannend. Hoffentlich stößt nur dem guten alten Murbles nichts Unangenehmes zu. Ich würde ihn nicht gern verlieren. Er ist der Typ des vollkommenen Familienanwalts. Aber ein Mann in seinem Beruf muß auch bereit sein, mal ein Risiko zu tragen.«
    »Ach Quatsch!« sagte Parker. »Aber ich gebe zu, daß es ganz gut sein könnte, sich mit den Mädchen in Verbindung zu setzen, wenn du wirklich etwas über die Dawson und ihren Haushalt erfahren willst. Das Personal weiß immer alles.«
    »Nicht nur das. Erinnerst du dich nicht, daß Schwester Philliter gesagt hat, die Mädchen seien kurz vor ihr rausgeschmissen worden? Mal abgesehen von den merkwürdigen Umständen ihrer eigenen Entlassung – das Märchen, die Dawson habe aus ihren Händen kein Essen mehr angenommen, was in der Haltung der alten Dame gegenüber der Schwester überhaupt keinen Rückhalt findet –, ist es nicht des Nachdenkens wert, daß die beiden Mädchen unter einem Vorwand genau drei Wochen nach einem von Miss Dawsons hysterischen Anfällen weggeschickt wurden? Sieht das nicht eher so aus, als ob jeder, der über diesen Vorfall etwas wußte, aus dem Weg geschafft werden sollte?«
    »Nun, für die Entlassung der Mädchen gab’s immerhin einen guten Grund.«
    »Das Porzellan? Weißt du, es ist heutzutage nicht ganz einfach, an gutes Personal zu kommen. Heute nehmen die gnädigen Frauen so einiges mehr an Nachlässigkeit in Kauf als in der unwiederbringlichen guten alten Zeit. Dann der Anfall selbst. Warum hat Miss Whittaker ihre Tante gerade in dem Augenblick mit irgendwelchen lästigen Unterschriften unter Pachtverträge und dergleichen behelligt, als die hochintelligente Schwester Philliter spazieren war? Wenn geschäftliche Dinge die alte Dame dermaßen aufregten, warum hat sie dann nicht für die Gegenwart einer tüchtigen Person gesorgt, die sie beruhigen konnte?«
    »Aber Miss Whittaker ist doch eine ausgebildete Krankenschwester. Sie war sicher selbst in der Lage, mit ihrer Tante fertig zu werden.«
    »Ich glaube unbedingt, daß sie eine sehr tüchtige Frau ist«, sagte Wimsey mit Betonung.
    »Ja, schon gut. Du bist voreingenommen. Aber gib auf alle Fälle das Inserat auf. Schaden kann’s ja nicht.«
    Lord Peter, der gerade läuten wollte, hielt inne. Seine Kinnlade sank herunter, was seinem langen, schmalen Gesicht einen etwas dümmlichen, zögernden Ausdruck gab, der an die Helden des Herrn P. G. Wodehouse erinnerte.
    »Du meinst doch nicht–«, begann er. »Ach, Quatsch!« Er drückte auf die Klingel. »Es kann nichts schaden, genau wie du sagst. Bunter, sorgen Sie dafür, daß dieses Inserat täglich bis auf Widerruf auf der Kleinanzeigenseite aller Zeitungen auf dieser Liste hier erscheint.«
    Die Anzeige erschien zum erstenmal am Dienstag morgen. Nichts Erwähnenswertes geschah in dieser Woche, außer daß Miss Climpson in einiger Aufregung schrieb, es sei der jüngsten Miss Findlater zu guter Letzt doch gelungen, Miss Whittaker zu ernsthaften Schritten in Richtung auf ihre Hühnerfarm zu überreden, und nun seien sie zusammen fortgefahren, um sich ein Unternehmen anzusehen, das sie im Geflügelzüchter annonciert gesehen hätten. Sie wollten ein paar Wochen fortbleiben. Unter diesen Umständen fürchtete Miss Climpson keine Nachforschungen betreiben zu können, deren Bedeutung ihr viel zu großzügiges Salär rechtfertige. Sie habe sich jedoch mit Miss Findlater angefreundet, die ihr versprochen habe, sie über alle ihre Unternehmungen auf dem laufenden zu halten. Lord Peter versuchte sie in seiner Antwort zu beruhigen.
    Am Dienstag der folgenden Woche haderte Parker soeben im stillen mit seiner Zugehfrau, die die zermürbende Angewohnheit hatte, seine Frühstücksbücklinge so lange brutzeln zu lassen, bis sie versalzenen Schuhsohlen glichen, als angriffslustig das Telefon schrillte.
    »Bist du es, Charles?« fragte Lord Peters Stimme. »Hör mal, Murbles hat einen Brief wegen dieses Mädchens bekommen, dieser Bertha Gotobed. Sie ist seit vorigen Donnerstag verschwunden, und ihre Zimmerwirtin, die unser Inserat gesehen hat und langsam unruhig wird, kommt her und will uns alles erzählen, was sie weiß. Kannst du gegen elf Uhr nach Staple Inn kommen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Parker leicht gereizt. »Ich muß mich auch mal um meinen Beruf

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