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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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und sonstigen Fährten weggewaschen. Dazu noch Grasboden. Scheußlich, dieses Gras, nicht wahr, Charles?«
    »Ja. Die Zweige hier scheinen überhaupt nicht beschädigt zu sein, Herr Kriminalrat.«
    »Nein«, sagte der Beamte. »Keine Kampfspuren, wie ich in meinem Bericht schon erwähnte.«
    »Nein – aber wenn sie hier gesessen hätte und nach hinten umgekippt wäre, wie Sie vermuten, meinen Sie dann nicht, daß sie mit ihrem Körpergewicht ein paar von diesen Schößlingen hier abgeknickt hätte?«
    Der Kriminalrat sah den Kollegen von Scotland Yard scharf an.
    »Sie wollen doch nicht sagen, daß sie hierhergebracht und dort hingelegt worden ist. Sir?«
    »Ich will überhaupt nichts sagen«, entgegnete Parker. »Ich weise nur auf einen Umstand hin, den Sie meiner Ansicht nach berücksichtigen sollten. Was sind das für Reifenspuren?«
    »Das war unser Wagen, Sir. Wir sind rückwärts hier hereingestoßen, um sie aufzuladen.«
    »Und das Getrampel, das waren wohl auch Ihre Leute?«
    »Zum Teil, Sir. Zum Teil aber auch die Spaziergänger, die sie gefunden haben.«
    »Von anderen Personen haben Sie wohl keine Spuren festgestellt?«
    »Nein, Sir. Aber es hat letzte Woche stark geregnet. Außerdem sehen Sie hier überall Kaninchenspuren, wohl auch von anderen Tieren. Wiesel und so etwas.«
    »Ach so! Nun, ich finde, Sie sollten sich jetzt hier mal etwas umsehen. Es könnten sich auch Spuren in einem größeren Umkreis finden. Gehen Sie einen Kreis ab und melden Sie mir alles, was Sie finden. Außerdem hätten Sie die ganzen Leute nicht so nah herankommen lassen dürfen. Sperren Sie ringsum ab und schicken Sie die Leute fort. Hast du alles gesehen, was dich interessiert, Peter?«
    Wimsey hatte mit seinem Stock ziellos im hohlen Stamm einer wenige Meter entfernt stehenden Eiche herumgestochert. Jetzt stutzte er und holte ein Päckchen heraus, das in einen Spalt eingeklemmt gewesen war. Die beiden Polizisten rannten eilig herbei, doch ihr Interesse verflüchtigte sich beim Anblick des Fundes – ein Schinkenbrot und eine leere Bierflasche, notdürftig in eine fettige Zeitung eingewickelt.
    »Picknicker«, schnaubte Walmisley. »Das dürfte kaum etwas mit der Leiche zu tun haben.«
    »Ich glaube, da irren Sie sich«, sagte Wimsey selbstgefällig.
    »Um welche Zeit genau ist das Mädchen verschwunden?«
    »Am Mittwoch, dem siebenundzwanzigsten, also morgen vor einer Woche, hat sie um fünf Uhr im Corner House Feierabend gemacht«, sagte Parker.
    »Und das hier ist die Evening Views von Mittwoch, dem siebenundzwanzigsten«, sagte Wimsey. »Letzte Abendausgabe. Nun erscheint diese Ausgabe erst gegen sechs Uhr abends auf den Straßen. Sofern sie also nicht jemand hierhergeschleppt und sein Abendbrot hier verzehrt hat, wurde sie wahrscheinlich von dem Mädchen selbst und seiner Begleitung mitgebracht. Es ist wohl kaum wahrscheinlich, daß jemand hinterher hier sein Picknick abgehalten hat, im Beisein der Leiche. Nicht daß Leichen einem unbedingt den Appetit verderben müssen. À la guerre comme à la guerre. Aber im Augenblick ist hier kein Krieg.«
    »Das stimmt schon, Sir. Aber Sie nehmen an, daß der Tod am Mittwoch oder Donnerstag eingetreten ist. Da könnte sie ganz woanders gewesen sein – vielleicht bei Freunden in der Stadt oder sonstwo.«
    »Schon wieder ein Reinfall«, sagte Wimsey. »Aber ein sonderbarer Zufall ist das schon.«
    »Stimmt, Mylord, und ich bin sehr froh, daß Sie die Sachen gefunden haben. Wollen Sie sich darum kümmern, Mr. Parker, oder soll ich sie an mich nehmen?«
    »Sie nehmen sie besser mit und legen sie zu den anderen Beweisstücken«, sagte Parker, wobei er die Hand ausstreckte, um sie Wimsey abzunehmen, der sich ganz unverhältnismäßig dafür zu interessieren schien. »Ich nehme an, Seine Lordschaft hat recht, und das Päckchen ist zusammen mit dem Mädchen hierhergekommen, und das sieht ganz danach aus, als ob sie nicht allein gewesen wäre. Vielleicht war dieser junge Mann von ihr dabei. Die altbekannte Geschichte, wie’s scheint. Vorsicht mit der Flasche, mein Alter, da könnten Fingerabdrücke drauf sein.«
    »Die Flasche könnt ihr haben«, sagte Wimsey. »Möge es uns nie an einem Freunde fehlen, oder an einer Flasche, ihm zu geben, wie Dick Swiveller sagt. Und ich bitte euch ernstlich, bevor ihr diesen ehrenwerten jungen Eisenbahner darüber belehrt, daß alle seine Aussagen protokolliert und gegen ihn verwendet werden können: Richtet einmal eure Augen – und Nasen – auf dieses

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