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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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sterbendes Mädchen einfach so dort liegen lassen.«
    » Sie wohl nicht. Aber angenommen, die haben da ein bißchen herumgetollt und Unfug gemacht – und plötzlich ist das Mädchen tot umgefallen, wie das bei Herzkranken mitunter vorkommt. Ihr Begleiter könnte es mit der Angst zu tun bekommen und sich verdrückt haben. Wäre nicht der erste Fall.«
    Lord Peter schaute nicht sehr überzeugt drein.
    »Wie lange war sie schon tot?«
    »Fünf, sechs Tage, meint unser Mann. Es war ein Zufall, daß sie überhaupt gefunden wurde; der Teil des Forstes ist wenig besucht. Ein paar junge Leute waren mit ihren Terriern auf einer Wanderung, und einer der Hunde hat die Leiche aufgespürt.«
    »Lag sie frei?«
    »Nicht direkt. Zwischen ein paar Büschen – an einer Stelle, wo muntere junge Pärchen zum Versteckspielen hingehen würden.«
    »Oder wo ein Mörder eine Leiche vor der Polizei verstecken könnte«, sagte Wimsey.
    »Bitte, wenn Sie es unbedingt so haben wollen«, sagte Sir Andrew nachsichtig. »Aber wenn es Mord war, muß es Gift gewesen sein, denn es gab, wie gesagt, nicht die kleinsten Wunden oder Kampfspuren. Ich lasse Ihnen den Obduktionsbericht zukommen. Wenn Sie inzwischen mit Inspektor Parker hinfahren möchten, stehen Ihnen natürlich alle unsere Einrichtungen zur Verfügung. Und lassen Sie mich wissen, wenn Sie etwas entdeckt haben.«
    Wimsey dankte, dann holte er Parker aus einem der angrenzenden Dienstzimmer und führte ihn raschen Schrittes den Korridor entlang.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte er, »das heißt, es ist natürlich sehr befriedigend zu wissen, daß unsere ersten Versuche in Psychologie sozusagen bereits praktische Bestätigung gefunden haben, aber ich wollte bei Gott, sie wäre nicht so endgültig ausgefallen. Wir fahren am besten sofort nach Epping und unterhalten uns mit der Zimmerwirtin später. Übrigens habe ich einen neuen Wagen, der dir sicher gefallen wird.«
    Parker warf nur einen einzigen Blick auf das schlanke, schwarze Monstrum mit der gestreckten, schnittigen Karosserie und den beiden kupfernen Auspuffrohren und wußte sofort, daß ihre einzige Hoffnung, ohne Zwischenfälle nach Epping zu kommen, darin bestand, daß er eine möglichst amtliche Miene aufsetzte und unterwegs jedem, der blau gekleidet war, seinen Dienstausweis unter die Nase hielt. Widerspruchslos zwängte er sich auf den Beifahrersitz und sah sich, mehr entnervt als erleichtert, sogleich an die Spitze der Verkehrsschlange schießen – nicht unter dem Gebrüll gewöhnlicher Rennwagenmotoren, sondern geschmeidig und unheimlich lautlos.
    »Der neue Daimler Doppel-Sechs«, sagte Lord Peter, wobei er geschickt um einen Lastwagen kurvte, scheinbar ohne ihn überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. »Mit Rennkarosserie. Spezialanfertigung … nützliche … Extras … kein Lärm – hasse Lärm … ganz wie Edmund Sparkler … nur ja kein Krach … Dickens, Klein Dorrit, weißt du … nenne ihn Mrs. Merdle … aus eben diesem Grunde … werden bald sehen, was er leistet.«
    Dieses Versprechen wurde noch vor ihrem Eintreffen am Fundort der Leiche erfüllt. Ihre Ankunft erregte in der kleinen Menschenansammlung, die Pflicht oder Neugier hierhergeführt hatte, beträchtliches Aufsehen. Sogleich stürzten sich vier Reporter und ein Rattenschwanz von Pressephotographen auf Lord Peter, dessen Anwesenheit sie in ihrer Hoffnung bestärkte, daß der Fall sich zu guter Letzt noch als Dreispaltenknüller entpuppen könne. Parker wurde zu seinem Ärger in wenig würdevoller Pose photographiert, als er sich gerade aus »Mrs. Merdle« herauszuwinden versuchte. Kriminalrat Walmisley kam ihm höflich zu Hilfe, maßregelte die Zuschauer und führte ihn dann an den Ort des Geschehens.
    Die Tote war schon zum Leichenhaus transportiert worden, aber ein Abdruck im feuchten Boden zeigte deutlich, wo sie gelegen hatte. Lord Peter stöhnte bei dem Anblick leise.
    »Dieses vermaledeite Frühlingswetter«, schimpfte er aus ganzem Herzen. »Aprilregen – Sonne und Wasser – schlimmer konnte es gar nicht kommen. Ist die Leiche stark verändert, Herr Kriminalrat?«
    »Doch, ziemlich, Mylord, besonders an den freiliegenden Stellen. Aber an der Identität besteht kein Zweifel.«
    »Das hatte ich auch nicht erwartet. Wie hat sie gelegen?«
    »Auf dem Rücken, in ganz natürlicher Haltung. Keine Kleider in Unordnung, nichts. Sie muß da gesessen haben, als ihr schlecht wurde, und dann ist sie nach hinten umgekippt.«
    »Hm. Der Regen hat alle Fußspuren

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