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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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ausgekommen als mit Miss Whittaker, Mr. Simms-Gaythorpe. Aber im November ist es dann mit ihrem Verstand sehr bergab gegangen, und da hat sie viel dummes Zeug geredet. Manchmal ist sie voller Angst aufgewacht und hat gefragt: ›Sind sie schon dagewesen, Schwester?‹ – nur das. Und ich habe geantwortet: ›Nein, so weit sind sie noch nicht gekommen.‹ Das hat sie dann beruhigt. Ich nehme an, sie hat von ihren Jagden geträumt. Dieses Zurückgehen in die Vergangenheit ist ziemlich häufig, wissen Sie, wenn einer so unter Morphium gehalten wird. Da träumt man eben die halbe Zeit.«
    »Dann hätte sie also in den letzten Wochen gar kein Testament mehr machen können, selbst wenn sie gewollt hätte?«
    »Nein, da hätte sie es wohl nicht mehr geschafft.« »Aber früher, als dieser Anwalt da war, da hätte sie eins machen können, wenn sie gewollt hätte?«
    »Gewiß hätte sie gekonnt.«
    »Aber sie hat es nicht getan?«
    »Nein. Ich war ja auf ihre ausdrückliche Bitte hin die ganze Zeit dabei.«
    »Ich verstehe. Also Sie und Miss Whittaker.«
    »Die meiste Zeit nicht einmal Miss Whittaker. Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen, Mr. Simms-Gaythorpe, aber Sie sollten sich wirklich jeden unfreundlichen Verdacht gegen Miss Whittaker aus dem Kopf schlagen. Der Anwalt, Miss Dawson und ich waren fast eine Stunde lang allein zusammen, während der Schreiber im Nebenzimmer alle notwendigen Schriftstücke aufsetzte. Wissen Sie, damals ist nämlich gleich alles erledigt worden, weil wir der Meinung waren, ein zweiter Besuch vom Anwalt werde sicher zuviel für Miss Dawson. Miss Whittaker ist erst ganz am Schluß hinzugekommen. Wenn Miss Dawson ein Testament hätte machen wollen, hätte sie reichlich Gelegenheit dazu gehabt.«
    »Nun, das freut mich zu hören«, sagte Mr. Simms-Gaythorpe im Aufstehen, um sich zu verabschieden. »Solche kleinen Zweifel schaffen allzuleicht Unfrieden in einer Familie, nicht wahr? Aber jetzt muß ich mich auf die Socken machen. Ich finde es furchtbar schade, daß Sie nicht zu uns kommen können, Schwester – meine Frau wird ja so enttäuscht sein. Nun muß ich eben sehen, daß ich möglichst eine ebenso charmante Person auftreibe. Auf Wiedersehen.«
    Im Taxi nahm Lord Peter den Hut ab und kratzte sich nachdenklich den Kopf.
    »Wieder eine schöne Theorie im Eimer«, brummte er. »Na ja, aber der Bogen hat noch eine zweite Sehne. Erst Cropper, dann Crofton – das müßte jetzt wohl die Zielrichtung sein.«

II
DAS RECHTLICHE PROBLEM
    Im strahlenden Licht der Jurisprudenz
    SIR EDWARD COKE

10
Noch einmal das Testament
    Ja, ja, das Testament!
Laßt Cäsars Testament uns hören.
    JULIUS CÄSAR
    »Oh, Miss Evelyn, mein armes, armes Kind!«
    Die große junge Frau in Schwarz drehte sich erschrocken um. »Nanu, Mrs. Gulliver – wie lieb von Ihnen, daß Sie mich abholen kommen!«
    »Und wie froh ich bin, daß ich dazu Gelegenheit hatte, mein Kind, dank diesen beiden freundlichen Herren«, rief die Wirtin, schlang die Arme um die junge Frau und ließ sie nicht mehr los, sehr zum Unmut der anderen Passagiere, die von der Gangway wollten. Der ältere der beiden Herren, von denen sie gesprochen hatte, legte ihr sanft die Hand auf den Arm und zog die beiden aus dem Weg.
    »Mein armes Lämmchen!« jammerte Mrs. Gulliver. »Den ganzen weiten Weg so ganz allein gekommen, und die arme Miss Bertha liegt im Grab, und die Leute reden so schrecklich, wo sie doch immer so ein braves Mädchen gewesen ist.«
    »Ich denke an unsere arme Mutter«, sagte die junge Frau.
    »Es hat mir keine Ruhe gelassen. Da hab ich zu meinem Mann gesagt: ›Ich muß hin‹, hab ich gesagt, und er: ›Schatz, ich käme ja mit, wenn ich könnte, aber ich kann die Farm nicht allein lassen. Aber wenn du meinst, du mußt hin, dann fahr nur‹, hat er gesagt.«
    »Der liebe Mr. Cropper – so gut und freundlich war er immer«, sagte Mrs. Gulliver, »aber nun steh ich hier und vergesse ganz die netten Herren, die mich den weiten Weg hierhergebracht haben, um Sie abzuholen. Das ist Lord Peter Wimsey, und das ist Mr. Murbles, der dieses unglückselige Inserat aufgegeben hat, und ich glaub wirklich, mit dem hat alles angefangen. Ich wünschte ja so, ich hätt’s Ihrer armen Schwester nie gezeigt, aber nicht daß ich glaube, die Herren hätten nicht in der besten Absicht gehandelt, jetzt wo ich sie kenne, aber zuerst hab ich gedacht, es stimmt was nicht damit.«
    »Sehr erfreut«, sagte Mrs. Cropper im Umdrehen, wie sie’s als Kellnerin im

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