Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes
Luton? Ah, Tooting … ja, ich hab’s. Gewiß, ich zweifle nicht, daß sie ein Drachen ist, aber ich bin der Große Drachenbezwinger mit Knopf im Plüschohr … verbindlichsten Dank … wie wunderschrecklich! Oh! Moment! Hallo – sagen Sie mal, Entbindungen macht sie wohl nicht, nein? Entbindungen! – mit E wie Ehestreit. Also? – Nein – sind Sie sicher? … Wäre nämlich peinlich, wenn sie wirklich antanzte … Könnte ja nicht gut ein Baby für sie herzaubern … Hauptsache, Sie sind sicher … Gut – gut, ja – um nichts in der Welt – hat mit Ihnen überhaupt nichts zu tun. Wiederhören, altes Haus, Wiederhören.«
Lord Peter hängte fröhlich pfeifend ein und rief nach Bunter. »Mylord?«
»Bunter, was wäre denn so der passende Anzug für einen werdenden Vater?«
»Bedaure, Mylord, ich bin in der neuesten Vätermode nicht auf dem laufenden. Aber ich würde sagen, was immer Mylord für richtighalten, wird auch in der Dame nur die freundlichsten Empfindungen auslösen.«
»Leider kenne ich die Dame gar nicht. Sie existiert auch nur als das Produkt einer überschäumenden Phantasie. Aber die Kleidung sollte wohl so etwas wie strahlende Hoffnung ausdrücken, verschämten Stolz und einen Anflug ängstlicher Besorgtheit.«
»Demnach wie bei einem Frischvermählten, wenn ich recht verstehe, Mylord. Dann würde ich zu dem blaßgrauen Straßenanzug raten, Mylord – der so an Weidenkätzchen erinnert –, gedeckt amethystblaue Krawatte und Socken, und weicher Hut. Melone würde ich nicht empfehlen, Mylord. Die Art von Ängstlichkeit, die in einer Melone zum Ausdruck kommt, ist mehr finanzieller Natur.«
»Sie haben zweifellos recht, Bunter. Und ich nehme die Handschuhe, die ich mir gestern beim Charing Cross so unglücklich beschmutzt habe. Ich bin zu aufgeregt, um mich an sauberen Handschuhen aufzuhalten.«
»Sehr gut, Mylord.«
»Vielleicht lieber keinen Stock.«
»Sofern Mylord mich nicht eines Besseren belehren, würde
ich sagen, so ein Stock ist ein gutes Requisit, um Nervosität auszudrücken.«
»Sie haben wie immer recht, Bunter. Rufen Sie mir ein Taxi und sagen Sie dem Fahrer, es gehe nach Tooting.«
Schwester Forbes bedauerte zutiefst. Sie wäre Mr. SimmsGaythorpe bestimmt gern zu Diensten gewesen, aber Wöchnerinnenpflege übernehme sie nie. Wer Mr. Simms-Gaythorpe denn nur so falsch beraten und ihm ihren Namen angegeben habe?
»Ach wissen Sie, falsch beraten würde ich nicht sagen«, meinte Mr. Simms-Gaythorpe, wobei er seinen Spazierstock fallen ließ und mit treuherzigem Lachen wieder aufhob.
»Miss Murgatroyd – ich glaube, Sie kennen Miss Murgatroyd aus Leahampton – ja, die – das heißt, ich habe über sie von Ihnen erfahren« (das war die Wahrheit), »und sie hat gesagt, was für eine reizende Person – Sie gestatten mir, diese persönliche Bemerkung zu wiederholen – also, was für eine reizende Person Sie seien und so weiter, und wie nett es wäre, wenn wir Sie dafür gewinnen könnten zu kommen, Sie verstehen? Sie hat aber gleich dazugesagt, daß sie leider fürchtete, Sie übernähmen keine Wöchnerinnen. Aber sehen Sie, ich habe mir gesagt, einen Versuch ist es wert, nicht wahr? Ich bin ja so besorgt um meine Frau – wie? Ja, Sie verstehen das. Es ist doch so wichtig, in diesen – äh – kritischen Tagen einen jungen, fröhlichen Menschen um sich zu haben, nicht wahr? Oft sind die Pflegerinnen ja so uralt und schwerfällig – wenn ich mal so sagen darf. Meine Frau ist ja sooo nervös – natürlich – ihr erstes – da möchte ich wirklich nicht, daß sie auch noch ältere Leute um sich hat – Sie verstehen, was ich meine?«
Schwester Forbes, knochig und um die Vierzig, verstand sehr gut und bedauerte zutiefst, sich nicht imstande zu sehen, diese Arbeit zu übernehmen.
»Das war sehr nett von Miss Murgatroyd«, sagte sie. »Kennen Sie sie gut? So eine reizende Frau, nicht wahr?« Der werdende Vater gab ihr recht.
»Miss Murgatroyd war so beeindruckt von Ihrer mitfühlenden Art, wie Sie diese – Sie erinnern sich? – diese arme alte Dame gepflegt haben, Miss Dawson, ja? Ich war ja selbst mit ihr verwandt – äh, ja – so eine Art Vetter um zwölf Ecken herum. Sie war doch so nervös, nicht? Ein bißchen exzentrisch, wie die übrige Familie auch, aber eine bezaubernde alte Dame, finden Sie nicht?«
»Sie war mir sehr ans Herz gewachsen«, sagte Schwester Forbes. »Sie war eine so überaus angenehme und rücksichtsvolle Patientin, solange sie noch voll bei
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