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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Verstand war. Natürlich hat sie arge Schmerzen gelitten, so daß wir sie die meiste Zeit unter Morphium halten mußten.«
    »Ach ja, die arme Seele! Manchmal meine ich ja, Schwester, es ist ein großer Jammer, daß man bei solchen Leuten nicht ein bißchen nachhelfen darf, wenn sie doch so schlecht dran sind. Sie sind doch schließlich schon so gut wie tot, nicht wahr? Was hat es für einen Sinn, sie noch weiter so leiden zu lassen?«
    Schwester Forbes musterte ihn scharf.
    »Ich fürchte, das ginge nicht gut«, sagte sie, »auch wenn man diesen laienhaften Standpunkt natürlich versteht. Dr. Carr war da nicht Ihrer Meinung«, fügte sie etwas bissig hinzu.
    »Dieses ganze Theater fand ich ja einfach schockierend«, meinte der Herr mitfühlend. »Diese arme Seele. Ich hab ja schon damals zu meiner Frau gesagt, warum kann man die arme alte Frau nicht in Frieden ruhen lassen? Auch noch an ihr herumzuschneiden, wo sie doch offensichtlich einen gnädigen und ganz natürlichen Tod gehabt hat! Meine Frau war da ganz meiner Meinung. Ich kann Ihnen sagen, das hat sie sehr mitgenommen.«
    »Es war für alle Beteiligten sehr unangenehm«, sagte Schwester Forbes, »und mich hat es natürlich auch in eine schrecklich peinliche Lage gebracht. Ich dürfte ja nicht darüber reden, aber wo Sie ja aus der Familie sind, werden Sie mich wohl verstehen.«
    »Aber ja. Sagen Sie, Schwester, ist es Ihnen je in den Sinn gekommen« – Mr. Simms-Gaythorpe beugte sich vor und zerknautschte nervös seinen weichen Hut zwischen den Händen –, »daß hinter der ganzen Geschichte etwas stecken könnte?« Schwester Forbes spitzte die Lippen.
    »Ich meine«, sagte Mr. Simms-Gaythorpe, »es ist ja schon
    vorgekommen, daß Ärzte reiche alte Patientinnen zu überreden versucht haben, ein Testament zu ihren Gunsten zu machen. Sie glauben nicht – äh?«
    Schwester Forbes gab ihm zu verstehen, daß es nicht an ihr sei, sich um so etwas zu kümmern.
    »Nein, natürlich nicht, gewiß nicht. Aber so von Mann zu Mann – ich meine, so ganz unter uns –, hat es nicht vielleicht mal eine kleine Reiberei gegeben, ob der Notar gerufen werden sollte oder nicht? Meine Cousine Mary – ich nenne sie Cousine, sozusagen, obwohl wir in Wirklichkeit überhaupt nicht verwandt sind –, ich meine, sie ist natürlich ein furchtbar nettes Mädchen und so, aber ich hab mir so gedacht, sie war vielleicht gar nicht so sehr darauf versessen, sich diesen Paragraphenfritzen ins Haus zu holen, was?«
    »Oh, da irren Sie sich aber ganz gewiß, Mr. SimmsGaythorpe. Miss Whittaker hat sogar großen Wert darauf gelegt, daß ihre Tante in dieser Beziehung alles zur Verfügung hatte. Sie hat – es ist wohl kein Vertrauensbruch, wenn ich Ihnen das sage –, aber sie hat sogar zu mir gesagt: ›Wenn Miss Dawson je den Wunsch äußern sollte, ihren Anwalt zu sprechen, dann schicken Sie nur ja sofort nach ihm.‹ Und das habe ich dann natürlich auch getan.«
    »Sie haben? Und dann ist er nicht gekommen?«
    »Aber natürlich ist er gekommen. Da hat es überhaupt keine Schwierigkeiten gegeben.«
    »Na so was! Da sieht man doch wieder, was diese Klatschtanten manchmal für einen Unsinn erzählen. Entschuldigen Sie, aber Sie müssen wissen, ich hatte von dieser Sache eine völlig falsche Vorstellung. Ich bin ganz sicher, daß Mrs. Peasgood gesagt hat, es sei kein Notar gerufen worden.«
    »Ich wüßte nicht, was Mrs. Peasgood überhaupt für eine Ahnung haben könnte«, sagte Schwester Forbes spitz, »sie wurde in dieser Angelegenheit nicht um Erlaubnis gefragt.«
    »Natürlich nicht – aber Sie wissen ja, wie solche Behauptungen in Umlauf kommen. Aber hören Sie – wenn ein Testament da war, warum ist es dann nicht vorgelegt worden?«
    »Das habe ich nicht gesagt, Mr. Simms-Gaythorpe. Ein Testament war nicht da. Der Anwalt war nur gekommen, um eine Vollmacht auszustellen, damit Miss Whittaker für ihre Tante Schecks und dergleichen unterschreiben konnte. Das war wirklich nötig, wissen Sie, wegen der nachlassenden Geisteskräfte der alten Dame.«
    »Ja – sie muß wohl gegen Ende ziemlich wirr gewesen sein.«
    »Nun, als ich im September Schwester Philliter ablöste, war sie noch ziemlich vernünftig, abgesehen von ihrer fixen Idee, sie würde vergiftet.«
    »Hatte sie davor wirklich Angst?«
    »Sie hat ein paarmal zu mir gesagt: ›Ich werde niemandem den Gefallen tun zu sterben, Schwester.‹ Sie hat mir nämlich sehr vertraut. Um die Wahrheit zu sagen, mit mir ist sie besser

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