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Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes

Titel: Lord Peter 03 - Keines natürlichen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Lächeln den Kopf zur Tür hereinsteckte und meinte: »Eine rothaarige Dame mit karmesinrotem Hut; drei dunkle Damen mit schwarzen Hüten; mehrere nicht näher zu beschreibende Damen mit staubgrauen Überziehhüten; grauhaarige alte Damen mit verschiedenen Hüten; sechzehn unbehütete Backfische – das heißt, Hüte im Gepäcknetz, aber kein karmesinroter darunter; zwei unverkennbare Bräute mit blauen Hüten; unzählige blonde Frauen mit Hüten in allen Farben; eine aschblonde in Schwesterntracht – aber unsere Freundin ist nicht darunter, soviel ich weiß. Ich hab mir nur gedacht, spazier mal ein bißchen durch den Zug und sieh dich um. Eine dunkelhaarige ist noch da, deren Hut ich aber nicht sehen konnte, weil er neben ihr versteckt liegt. Ob Mrs. Cropper wohl Lust hat, ein bißchen mit mir den Gang hinunterzuschlendern und sie sich mal anzusehen?«
    Mrs. Cropper erklärte sich, ziemlich überrascht, dazu bereit.
    »Recht haben Sie. Erklären tu ich’s später. Ungefähr vier Wagen weiter. Passen Sie mal auf, Mrs. Cropper, falls das jemand ist, den Sie kennen, wäre es mir nicht so sehr lieb, wenn sie merkte, daß Sie sie ansehen. Halten Sie sich hinter mir und schauen Sie in die Abteile, aber schlagen Sie Ihren Kragen hoch. Wenn wir an das fragliche Abteil kommen, gebe ich Ihnen Deckung. Klar?«
    Diese Manöver wurden mit Erfolg ausgeführt, und vor dem verdächtigen Abteil zündete Lord Peter sich eine Zigarette an, damit Mrs. Cropper hinter seinem schützend hochgehobenen Arm versteckt einen Blick auf die hutlose Dame werfen konnte. Doch das Ergebnis war enttäuschend. Mrs. Cropper hatte die Dame nie zuvor gesehen, und bei einer zweiten Promenade von einem Zugende bis zum anderen kam auch nicht mehr heraus.
    »Dann muß Bunter das eben machen«, sagte Seine Lordschaft gutgelaunt, als sie auf ihre Plätze zurückkehrten. »Ich habe ihn schon auf die Spur gesetzt, gleich als Sie mir die Frohbotschaft gaben. Und nun kommen wir einmal richtig zur Sache, Mrs. Cropper. Zunächst wären wir dankbar für jegliche Vermutung, die Sie zum Tod Ihrer Schwester haben könnten. Wir wollen Sie nicht erschrecken, aber wir haben den Verdacht, daß da vielleicht – nur vielleicht – etwas dahinterstecken könnte.«
    »Nur eines, Sir – oder Eure Lordschaft, sollte ich wohl sagen. Bertha war wirklich ein braves Mädchen – dafür lege ich die Hand ins Feuer. Da hat’s keine Techtelmechtel mit ihrem Freund gegeben – nichts dergleichen. Ich weiß, die Leute haben viel herumgeredet, und wie so viele Mädchen sind, ist das vielleicht auch kein Wunder. Aber glauben Sie mir, Bertha war nicht von der Sorte, die etwas tun würde, was sich nicht gehört. Vielleicht möchten Sie mal den letzten Brief lesen, den sie mir geschrieben hat. Etwas Netteres und Anständigeres kann man bestimmt nicht von einem Mädchen erwarten, das sich auf eine glückliche Heirat freut. Wissen Sie, Sir, ein Mädchen, das so schreibt, treibt sich nicht herum, oder? Es würde mir keine Ruhe geben, wenn ich wüßte, daß die Leute so über sie reden.«
    Lord Peter nahm den Brief, überlas ihn rasch und reichte ihn respektvoll an Mr. Murbles weiter.
    »Wir glauben so etwas nicht im mindesten, Mrs. Cropper, aber wir freuen uns natürlich sehr, Ihre Meinung darüber zu hören. Also – würden Sie es für möglich halten, daß Ihre Schwester – na, wie soll ich es ausdrücken? – daß eine Frau sie mit einer glaubwürdigen Geschichte angelockt und sie dann – na ja – in eine Situation gebracht hat, die sehr schockierend für sie war? War sie vorsichtig, war sie den Londonern mit ihren üblen Tricks gewachsen und so weiter?«
    Und er erläuterte ihr Parkers Theorie von der gewinnenden Mrs. Forrest und dem vermuteten Diner in ihrer Wohnung.
    »Na ja, Mylord, ich würde nicht sagen, daß Bertha besonders fix war – nicht so fix wie ich, verstehen Sie? Sie hat immer alles geglaubt, was man ihr gesagt hat, und den Leuten immer nur das Beste zugetraut. Sie schlug mehr nach ihrem Vater. Ich bin ganz die Mutter, haben sie immer gesagt, und ich traue keinem weiter, als ich sehen kann. Aber ich hab sie doch so davor gewarnt, sich mit Frauen einzulassen, die junge Mädchen auf der Straße ansprechen, und demnach hätte sie eigentlich auf der Hut sein müssen.«
    »Es könnte natürlich jemand gewesen sein«, sagte Lord Peter, »den sie sehr gut kannte – vielleicht aus dem Restaurant –, und da hat sie sich gedacht, warum soll ich so eine nette Dame nicht mal

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